67. Zwarthoot

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»Der Turm ist verschlossen«, sagte Cyan, nachdem er mehrfach kräftig an der eisenbeschlagenen Holztür gerüttelt hatte

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»Der Turm ist verschlossen«, sagte Cyan, nachdem er mehrfach kräftig an der eisenbeschlagenen Holztür gerüttelt hatte. Rost und Moder hinterließen braune und grüne Schmierspuren an seinen Händen, die er angewidert an Zanders Mantel abwischte. Der schwarze Stoff schien den Schmutz einfach aufzusaugen. Vermutlich eine Eigenschaft, die Zander an seiner Kleidung schätzte.

»Ja, natürlich«, erwiderte Pike, während er an den hohen Mauern hinaufsah. Die Mittagssonne schimmerte durch das dichte Blätterdach und verlieh dem schwarzen Turm einen güldenen Anstrich. »Die Menschen in dieser Gegend fürchten sich zu sehr, um ihn zu öffnen.«

»Vor dem Sohn des Grafen?«

»Vor dem, in das er sich nachts verwandelt.« Pike schürzte die Lippen. »Aber da diese Legende schon einige Jahrzehnte alt ist, können wir wohl getrost davon ausgehen, dass der Junge inzwischen das Zeitliche gesegnet hat.« Er machte eine auffordernde Handbewegung. »Nun denn, Herr Forelli.«

»Ich soll die Tür öffnen?«, fragte Cyan und musterte das dunkle Holz skeptisch. Obwohl es über die Jahre morsch und spröde geworden sein musste, wirkte es noch immer ausgesprochen robust. Auch die rostigen Eisenbeschläge schienen noch immer ihren Zweck zu erfüllen.

»Ja ... oder liegt das nicht in Ihrer Macht?«, entgegnete Pike mit einem dünnen Lächeln.

»Doch, klar«, sagte Cyan, wobei ihm das Blut ins Gesicht schoss.

Pike schien sich nur zu gern über ihn lustig zu machen. Vermutlich hielt er ihn für einen unfähigen Trottel. Reumütig musste Cyan einsehen, dass er sich in der Vergangenheit durchaus ab und zu wie ein Narr verhalten hatte. Aber damit war jetzt Schluss.

Er fasste seinen Magier-Stock mit beiden Händen und spürte, wie die Novomagica aus dem Kristall in seinen Körper floss, prickelnd und elektrisierend, wie der erste Kuss. Die Magie zirkulierte von seinem linken Arm, durch sein Herz und in seinen rechten Arm. Immer im Kreis. Begleitet von einem Gefühl der Taubheit, gleich einem spürbaren Schatten des Todes. Ein Teil von Sheitanis Macht lag darin. Von der Macht, Dinge zu sehen und zu bewegen.

Nach einigen Sekunden löste Cyan eine Hand vom Stock und presste die Handfläche gegen die Tür. Das Holz knarrte und knackte, platzte auf und bekam lange, schwelende Risse, hielt jedoch stand.

Pike wedelte mit der Hand vor seiner Nase herum, um den entstehenden Novomagica-Dunst zu vertreiben. »Beeindruckend, Herr Forelli.«

»Das ist nicht meine Schuld«, brummte Cyan. »Außerdem sagte ich Ihnen doch, dass Sheitanis Macht nicht ausreicht. Erst recht nicht seit seinem Kampf mit Haborym.«

»Dann hoffen wir, dass Ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird«, sagte Pike, zog zwei robuste Drähte aus dem Innenfutter seiner Dienstbotenjacke und ging vor dem Türschloss in die Hocke. Die Konstruktion war alt und halb verrostet und stellte daher keine besondere Herausforderung für ihn dar. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Mechanismus überlistet. Er richtete sich wieder auf und versetzte der Tür einen kräftigen Tritt. Mit einem gestotterten Knarren schwang sie nach innen auf. Eine Staubwolke, vermischt mit dem Geruch jahrhundertealten Moders, Exkrementen und Verwesung, quoll ihnen entgegen.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt