11. Heimweh

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Die Kreidelinien flammten auf

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Die Kreidelinien flammten auf. Hellgrünes Feuer züngelte nach Iris, aber es fühlte sich nur lauwarm an und konnte sie nicht verbrennen. Trotzdem irrte ihr Blick hilfesuchend zu Sheitani, der das Geschehen aus zwei Metern Entfernung wachsam beobachtete. Obwohl sie entschlossen genug war, um ihr Vorhaben auch ganz alleine die Tat umzusetzen, war es beruhigend, ihn in der Nähe zu wissen. Das Feuer erstarb, doch es ging nicht, ohne etwas zu hinterlassen. Sie vermeinte, ein metallisch klingendes Rasseln und Quietschen zu vernehmen, als würde in weiter Ferne ein großes Portal geöffnet. Der Schwefelgestank intensivierte sich. Und dann spürte sie es: Etwas war bei ihr. Sie konnte fühlen, wie es den Raum ausfüllte. Der Blick unsichtbarer Augen legte sich auf sie. Sie hörte das Rascheln großer Schwingen und bemerkte, wie die Kerzenflammen von einem schwachen Luftzug gestreift wurden.

»Hallo?«, fragte sie vorsichtig. Ihr Hals war so trocken, dass es sich anfühlte, als müsste sie Sägemehl atmen. »Kelet?«

Die Kerzen flackerten. Ein leises Grollen war zu vernehmen, wie das kehlige Knurren eines hungrigen Tiers.

»Kelet?«, wiederholte Iris. »Kannst du mich hören?« Sie lauschte auf das Knurren, das erst lauter und dann wieder leiser wurde. »Kannst du sprechen?«

»Nicht alle von Sheitanis Brüdern können oder wollen sprechen«, wandte Sheitani ein. »Aber Kelet spielt nur den Unnahbaren.«

Sheitani, ertönte ein tiefes, dunkles Rumpeln, das den Boden unter Iris' Knien in Vibration versetzte und die Flaschen in den Regalen zum Klirren brachte. Bist das wirklich du? Der fremde Myrkur brach in lautes Gelächter aus. Hier versteckst du dich also! In der Stadt der Nöckhuren und Seefahrerschlampen.

Iris konnte sehen, wie sich das lose Ende ihrer Halskette in die Luft erhob, als würde es von einer unsichtbaren Hand aufgenommen und prüfend hin und her gedreht. Sie fasste danach und zog es zurück. »Nicht so voreilig. Das Gold gibt es, sobald ich habe, was ich will.«

Ein Geräusch wie ein tadelndes Zungeschnalzen erklang. Du hast deinem Menschen offenbar nicht erklärt, wie das hier funktioniert.

»Oh doch, das hat er«, erwiderte Iris. »Ich bezahle dich für eine erbrachte Leistung, aber zuerst will ich sichergehen, dass du auch kannst, was ich von dir verlangen werde.«

Wieder das laute Gelächter. Sie werden langsam unverschämt, findest du nicht? Mit ihren Göttern reden sie jedenfalls nicht in diesem Tonfall.

»Ihr seid keine Götter«, gab Iris zurück. Sie ahnte schon, dass es keine gute Idee war, Kelet gegen sich aufzubringen, aber sie konnte seinem ketzerischen Gerede auch nicht einfach zuhören.

Ach nein?, gab der Myrkur zurück. Iris spürte, wie er sich über sie beugte. Sein fauliger Atem streifte ihr Gesicht. Was sind wir dann?

»Kreaturen«, antwortete Iris, wobei sie die Augenbrauen zusammenzog und auf einen Punkt direkt vor sich starrte, wo sie Kelets unsichtbares Gesicht vermutete. »Marionetten.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt