12. Schuld und Sühne

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Als Zander von seinem vorerst letzten Besuch beim Alchemisten ins Gasthaus zurückkehrte, lag der Vorfall in der Elektriker-Gilde bereits zwei Wochen zurück

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Als Zander von seinem vorerst letzten Besuch beim Alchemisten ins Gasthaus zurückkehrte, lag der Vorfall in der Elektriker-Gilde bereits zwei Wochen zurück. Beschwingt sprang er die Treppe zur Galerie hinauf, grüßte die Huren und Freier, die sich dort die Beine in den Bauch standen, und öffnete die Tür zu ihrem Gästezimmer. Salmon wartete am Fenster und hatte ihm den Rücken zugekehrt.

»Ich hab dir deine letzte Ration Orvietan besorgt«, erklärte Zander und stellte das Glas mit der eingedickten, sirupartigen Zubereitung auf den schiefen Nachttisch.

»Das Zeug ist pures Gift«, erwiderte Salmon.

»Es hat dich wieder auf die Beine gebracht.«

Salmon lachte unecht. »Das war wohl eher die Kombination aus Ruhe und Weidenrindenextrakt.« Er drehte sich langsam um. Sein Gesicht war blasser und seine Mimik zurückhaltender als Zander es von ihm gewohnt war. Das Bein machte ihm noch immer Probleme, aber die Verletzung würde komplikationslos ausheilen. »Danke, dass du dich um mich gekümmert hast«, sagte Salmon in einem Tonfall, der erzwungen nüchtern klang. »Obwohl du sicher nicht deswegen nach Selva gekommen bist.«

Zander hatte gewusst, dass es irgendwann an der Zeit für dieses Gespräch sein würde und auf eine seltsame Weise war er sogar erleichtert, dass Salmon das Thema ansprach. »Da hast du recht«, sagte er langsam. »Ich hatte andere Pläne. Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob ich sie jetzt noch in die Tat umsetzen kann. Vermutlich ist es zu spät und ich sollte nach Ryba zurückkehren, aber das kann ich nicht. Noch nicht. Nicht ehe ich alles versucht habe.«

Salmon faltete die Arme vor dem Körper. »Was waren das denn für Pläne?«

»Lass uns nicht über Details reden, Salmon«, erwiderte Zander kopfschüttelnd.

»Ja, lieber nicht«, schnaubte Salmon und wandte sich wieder dem Ausblick zu. Es regnete bereits seit dem Morgengrauen. In der Stadt war davon außer dem dumpfen Pochen der Tropfen auf dem Blätterbaldachin, dem leicht modrigen Geruch feuchter Erde und dem Anschwellen des Riu Mare jedoch nichts zu spüren. »Deine Pläne waren bestimmt bescheuert.« Er zuckte mit den Schultern. »Du hast dir ja nicht einmal die Zeit genommen, sie ordentlich zu durchdenken. Oder uns einzuweihen. Wenn schon nicht mich, dann doch wenigstens Tuna oder Iris. Immerhin seid ihr beiden ein Liebespaar. Oder etwa nicht?«

Zander wurde nicht gern an Iris erinnert. Er wusste, dass es nicht richtig gewesen war, sie einfach so zurückzulassen, ohne vernünftige Erklärung oder zumindest einer Idee davon, wann er wieder zu ihr zurückkehren würde. Gleichzeitig war er aber auch noch immer davon überzeugt, von der Göttin auserwählt und auf eine Mission geschickt worden zu sein. Und wie hätte er sich unter diesen Umständen verweigern können? »Ja, das sind wir«, antwortete er mit gesenktem Blick.

»Also was willst du in Myr Paluda?«, wollte Salmon wissen. »Was ist wichtiger als deine Familie und deine Geliebte?« Er warf einen Blick über die Schulter. »Und sag jetzt nicht so was Abgedroschenes wie das Schicksal der Welt oder so. Ich meine, wenn unser aller Überleben tatsächlich auf dem Spiel stünde, wäre es doch erst recht wichtig gewesen, uns einzuweihen. Stattdessen denkst du ernsthaft, du könntest es einfach alleine durchziehen. Wir anderen haben doch wohl zumindest eine Chance verdient, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, oder nicht?«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt