4. Bergaz

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»Salmon?«, wiederholte Zander ungläubig

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»Salmon?«, wiederholte Zander ungläubig.

Der junge Mann auf dem Lager am Kaminfeuer rührte sich nicht. Er schien zu schlafen.

Zander betrat die Hütte und näherte sich der schlafenden Gestalt, die er für Salmon hielt. Beim Näherkommen verhärtete sich sein Verdacht. Es handelte sich tatsächlich um Salmon Swartsteen, das siebzehnjährige Mündel seiner ehemaligen Herrschaft.

»Was ist mit ihm?«, hauchte Zander, während er neben der provisorischen Lagerstätte in die Hocke ging und Salmons leichenblasses Gesicht betrachtete. Der Junge sah todkrank aus. Seine dunkelviolett unterlegten Augenlider boten einen starken Kontrast zu seiner bleichen Haut, seine Brust hob sich nur noch schwach und das flachsblonde Haar klebte ihm an der verschwitzten Stirn. So lange er Salmon kannte, hatte er ihn noch nie derart kraftlos und kränklich gesehen. Für gewöhnlich fing sich der Junge kaum mehr als eine Erkältung ein. Und auch was Kampfverletzungen oder Stürze anging, hatte Salmon bis jetzt immer Glück gehabt.

»Ich weiß es nicht«, meinte der Vjetar, der die abgelegene Waldhütte bewohnte. »Vor knapp einem Monat habe ich ihn im Gebirge gefunden. Er war in eine Felsspalte gestürzt.«

Zander kämpfte mit dem Kloß in seinem Hals. »Hat er sich am Kopf verletzt?«

»Nein. Sein Sturz ist erstaunlich glimpflich verlaufen. Er hatte nur einige Schrammen, Kratzer und Unterkühlungen, aber nichts Bedrohliches. Ich brachte ihn hierher und versorgte seine Wunden, doch aus irgendeinem Grund ist er noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Es wirkt sogar, als würde er seitdem stetig schwächer werden.«

»Haben Sie einen Arzt konsultiert?«, fragte Zander und tastete unter den Felldecken nach Salmons Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen.

»Natürlich. Der Doktor konnte ihm jedoch auch nicht weiterhelfen.«

Salmons Puls war zittrig und flatterhaft wie ein Kolibri. Es stand nicht gut um ihn.

»Sie kennen ihn?«, erkundigte sich der Vjetar, nahm seine Fellmütze ab und schälte sich aus seinem Wollmantel.

»Er ist ein Freund von mir«, antwortete Zander. »Aber ich habe keine Ahnung, was er in den Bergen zu suchen hatte.« Kaum waren diese Worte heraus, schoss auch schon ein scharfer Schmerz durch seine Schläfen. Er wusste, wieso Salmon nach Selva gekommen war. Wegen ihm. Es war seine Schuld, dass der Junge jetzt in diesem Zustand war. Dem Schmerz folgte eine siedende Hitze und Zander senkte den Kopf, um seine Scham zu verbergen.

»Kommen Sie«, meinte der Vjetar in einem versöhnlichen Tonfall und ging zum Esstisch hinüber. »Essen Sie mit mir.« Er verscheuchte die Ziege, die an seinen Stiefeln knabberte, und tastete auf einem der Regale nach einem alten Brotlaib. »Mein Name ist übrigens Bergaz.«

»Zander«, sagte Zander und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er fühlte sich wie eine leere Hülle. Kraftlos. Ausgehöhlt. Als würde jemand mit einem scharfen Stecheisen seine Brust ausschaben und seine Eingeweide zusammenkratzen. »Und das ist Salmon«, fügte er leise hinzu. »Salmon Swartsteen.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt