70. Gerstensaft und Zucker

270 40 23
                                    

Der Tag verging in einem seltsamen Rausch, ohne je die Grenze zu wirklicher Trunkenheit zu überschreiten

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Der Tag verging in einem seltsamen Rausch, ohne je die Grenze zu wirklicher Trunkenheit zu überschreiten. Höflich interessiert, aber irgendwie teilnahmslos verfolgte Zander das Kommen und Gehen im Salon des Kaviar-Anwesens. Nachdem er von Salmon und seinem eigentlichen Plan, dem Mord an Kanto Dan de Nowy, erzählt hatte, waren Delphine und Lumin ziemlich geschäftig geworden. Sie waren ausgegangen, zurückgekehrt, hatten Bücher gewälzt, Briefe verfasst, waren noch einmal ausgegangen und erneut zurückgekehrt. Diesmal in Begleitung von Xyla, die Zander beim Betreten des Salons mit einem vernichtenden Blick bedachte.

»Wie konntet Ihr Karel das nur antun?«, fauchte sie. »Der arme Junge sitzt zitternd in einer Ecke und weigert sich, sein Zimmer zu verlassen.« Sie schüttelte tadelnd den Kopf. »Anscheinend ist wirklich alles wahr, was man sich über Gusaren erzählt.«

»Nimm's ihm nicht übel, Xyla«, seufzte Delphine. »Er kommt aus Myr Ryba und weiß es nicht besser.« Mit einem kurzen, freudlosen Lächeln ergänzte sie: »Für Rybaler Verhältnisse war er beinahe nachsichtig.«

Zander nickte zustimmend. Immerhin hatte er den armen Jungen am Leben gelassen. Pike wäre sicher nicht so freundlich gewesen.

»Wie du da bloß leben kannst«, brummte Xyla mit einer angeekelten Schulterbewegung.

»Es ist meine Heimat«, erwiderte Delphine und ließ sich in einen der Polstersessel fallen.  Alle Glieder von sich gestreckt, ergänzte sie: »Aber davon verstehst du nichts.«

»Nein«, sagte Xyla und nahm in dem Sessel Platz, der dem Kamin am nächsten war. Sie trug ein schlichtes, senfgelbes Kleid und darüber eine kurze Lammfelljacke. »Ihr kennt euch also.«

Delphine vollführte eine elegante Handbewegung. »So kann man das sagen.«

»Und den Anderen kennst du auch?«

»Ja«, bestätigte Delphine. »Salmon ist ein guter Junge. Ein helles Köpfchen. An der Akademie hätte er sicher eine große Zukunft. Er und Herr Arryba arbeiten beide für Herrn Forelli.« Sie knabberte an ihrer Unterlippe. »Und Herr Forelli ... du weißt, er und Morena ...«

Xyla schnaubte. »Ich bin immer noch wütend darüber, dass du für die beiden die Kupplerin gespielt hast.«

»Es war das Beste für Morena.«

»Wer sagt das?«, gab Xyla zurück. »Mit Sicherheit hätte sich ein anderer Weg gefunden. Einer, der ohne männliche Beteiligung ausgekommen wäre.«

»Morena wollte es so«, gab Delphine zurück, während sie die zarten Stofflagen ihres Kleides sortierte. »Ich bereue es nicht, die beiden zusammengebracht zu haben, aber zu sehen, was daraus geworden ist ...« Sie warf Zander einen verstohlenen Blick zu und senkte die Stimme. »Jetzt ist Morena wieder alleine und ihr Kind ohne einen Vater.«

»Das ist nicht deine Schuld. Wie hättest du das voraussehen sollen?«

»Kanto Dan de Nowy hat Rogner Forelli gedroht«, flüsterte Delphine. »Ich war dabei. Und trotz dieser Warnung konnte das Attentat nicht verhindert werden.« Sie deutete auf die farbenfrohen Schnittchen, die ein Hausdiener für Zander auf einem Silbertablett angerichtet hatte. Speck, Lachs, Ziegenkäse, Wachteleier, Beeren, Pilze und verschiedene Kräuter. »Sie haben ja noch gar nichts angerührt.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt