44. Gemeiner Meuchelmörder

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Cyan tastete nach der Waffe, die in seiner Seite steckte

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Cyan tastete nach der Waffe, die in seiner Seite steckte. Blut sickerte aus der Wunde und färbte sein Hemd dunkelrot. Seltsamerweise verspürte er kaum Schmerz. Jedenfalls nicht so viel wie er angesichts der Tatsache, dass ein Dolch in seinem Körper steckte, spüren müsste. 

Sein Blick wanderte zurück zu Wolfmaske. Der starrte ihn an. Die Zeit schien sich aufzustauen, wie Wasser an einem Damm. Cyan konnte sie leise brodeln und rauschen hören. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Das Licht der Kronleuchter bildete lange Schlieren, die sich dem Erdboden zuneigten. Er taumelte, ließ seinen Degen fallen und stürzte auf die Knie. Blut klebte an seiner Hand, feucht und warm. Vielleicht war es nur Einbildung, aber er konnte den Stahl zwischen seinen Rippen spüren. Spürte das Innere seines Körpers. Regionen, die er für gewöhnlich nur bewusst wahrnahm, wenn sie ihm Probleme bereiteten. Kalter Schweiß brach ihm aus. Übelkeit stieg ihm in die Kehle und er presste die Zunge gegen den Gaumen, um sie zurückzuhalten. 

»Cyan!« 

Enzias Schrei brachte ihn wieder zur Besinnung. Er löste die Hand von der Waffe in seiner Seite und stemmte sich mit aller Kraft wieder auf die Beine. Dabei schoss ihm ein scharfer Schmerz bis unter die Schädeldecke. Verschwommen erkannte er, dass Wolfmaske seinen Degen zurückzog und zum finalen, tödlichen Stoß ansetzte. Alles geschah unfassbar schnell. Dennoch hatte er das Gefühl, jedes kleine Detail wahrnehmen zu können. Er sah den Schweiß, der vom Kinn seines Gegners auf den Dielenboden tropfte, den Sprung in seinem verschnörkelten Degenkorb, den irisierenden Glanz auf der Klinge. Gleichzeitig war sein Kopf wie leergefegt. 

In einem verzweifelten Abwehrversuch streckte er die blutverschmierte Hand aus. Ein Kribbeln wanderte durch seinen Körper, als würde er von einem unsichtbaren Hauch aus dem Totenreich gestreift. Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Seine Hand wurde taub. Dann - noch ehe der gegnerische Degen seinen Arm streifen und sich der Länge nach in seinen Körper bohren konnte - schossen hellgrüne Flammen aus seinen Fingerspitzen. Sie zischten an der silbernen Klinge entlang, rasten Wolfmaskes Arm hinauf und entzündeten ihn wie eine lebendige Fackel. 

Wolfmaskes Degenstoß verlor an Kraft und ritzte lediglich Cyans Handgelenk. Dieser kurze Schmerz reichte jedoch aus, um eine weitere kribbelnde Welle hervorzurufen, die mit noch mehr Wucht aus seinen Fingern brach und alle Maskierten, die sich zwischen ihm und der Tür aufgebaut hatten, in die Luft schleuderte. Flammenzungen schlängelten sich bis unter die Hallendecke. Die Kronleuchter klimperten und bebten. Die Vorhänge blähten sich auf. Das ganze Gemäuer knarzte und ächzte unter der Gewalt, mit der sich das Totenreich in ihre Welt drängte. 

Cyan blinzelte die schwarzen Schlieren weg, die seine Sicht behinderten. Als er die Augen wieder öffnete, lag der Magier-Stock in seiner Hand. Er konnte sich nicht erinnern, ihn gerufen zu haben. Ungläubig ließ er seinen Daumen über das lackierte Holz wandern. Eine dünne Blutspur blieb daran zurück. Während sich das Gebäude um ihn herum langsam wieder beruhigte, fiel ihm wieder ein, wie es zu dieser Situation gekommen war. Er fuhr um die eigene Achse und humpelte zu Enzia, die am Übergang zum Wintergarten saß und ihn ungläubig anstarrte. 

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt