28. Erste Gefechte

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»Ich gebe Omul recht, das ist eine verrückte Idee«, konstatierte Cyan, als sie beim Haus des Notars ankamen

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»Ich gebe Omul recht, das ist eine verrückte Idee«, konstatierte Cyan, als sie beim Haus des Notars ankamen. Das Gebäude lag im Sudkyste-Viertel, ein typisches Rybaler Holzhäuschen mit Seetang-Dach und einem roten Lampion vor der Eingangstür. Auf hölzernen Stelzen ragte es aus dem Wasser eines gemauerten Kanals. Schimmerndes Lumoss und hellgraue Seepocken überwucherten die Außenwände. Allem Anschein nach befand sich das Büro des Notars im Erdgeschoss und die Wohnräume direkt darüber im ersten Stockwerk. »Wie sollen wir da einbrechen, ohne dass man uns bemerkt?«

»Ich wette, Zander könnte es«, gab Morena zurück. 

»Wir sind aber nicht Zander«, konterte Cyan, sah an sich herab und breitete die Arme aus. »Ich trage immer noch meinen Morgenrock.« Und Pantoffeln, ergänzte er in Gedanken. 

Morena sah zu den Fenstern im ersten Stock hinauf. »Du hast recht. Wir sind nicht Zander. Also machen wir es auf unsere Weise.« Sie löste sich aus dem Schatten der Häuser und überquerte entschlossenen Schrittes die Straße. 

Cyan fasste seinen Magier-Stock fester und folgte ihr. »Was hast du vor?«, zischte er und blickte sich nach allen Seiten um. Derzeit schien niemand unterwegs zu sein, aber er war ein Kind Myr Rybas und wusste, dass die Mauern in dieser Gegend Augen und Ohren hatten. Mit Sicherheit wurden sie gerade beobachtet. Von einem feindlichen Spion oder einem alten Fischweib, das seinen halb blinden Augen nicht traute. Es kam nicht gerade oft vor, dass sich zwei Forellis in diesen Teil der Stadt verirrten. Normalerweise erledigten Zander, Tuna und Salmon alle Geschäfte in den ärmeren Vierteln der Stadt. 

»Ich hole unser Testament«, erwiderte Morena. »Und wenn du dich nützlich machen willst, hältst du dich im Hintergrund und wartest auf den geeigneten Moment.«

»Den geeigneten Moment?«, stotterte Cyan. »Für was?«

Morena antwortete jedoch nicht, sondern sprang über den schwankenden Steg, der zur Haustür führte. Dabei bewegte sie sich so sicher über die Planken wie ein Kapitän an Bord eines schlingernden Schiffs. Sie war ganz eindeutig eine halbe Gusarin. 

Im Schein des roten Lampions zog sie an der Türklingel. Während irgendwo im Innern des Hauses ein Glöckchen ertönen musste, schüttelte sie ihre dunkle Mähne auf und öffnete ihren Mantel. Darunter trug sie ein Kleid, das lediglich aus Rock und Mieder zu bestehen schien. 

Cyan, der sie inzwischen eingeholt hatte, stieß ein leises Seufzen aus. »Das gibt es doch nicht...«

»Wieso? Gefällt es dir?«, erwiderte Morena mit spöttisch gespitzten Lippen. 

Cyan sparte sich eine Antwort, auch wenn er zugeben musste, dass das granatrote Leibchen ihre üppigen Kurven sehr ansprechend in Szene setzte. Kaum hatte er das gedacht, spürte er eine tiefe Verlegenheit in sich aufwallen. Solche Gedanken waren absolut unziemlich. Immerhin war Morena seine Stiefmutter. Die Frau seines Vaters. Er hätte sie in diesem Zustand nicht einmal zu Gesicht bekommen sollen. Das war nicht richtig. 

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt