77. D'ja valou saluten

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Iris stand auf dem Oberdeck der Findling und sah zu, wie der Bug des Dampfers durchs dunkle Wasser pflügte

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Iris stand auf dem Oberdeck der Findling und sah zu, wie der Bug des Dampfers durchs dunkle Wasser pflügte. Der Fahrtwind schlug ihr frisch ins Gesicht und ließ die bunten Bänder an ihrem Hut flattern. Die ländliche Gegend mit ihren possierlichen Dörfern, Feldern und Wiesen war weitläufigen Herbstwäldern und langen Hügelketten gewichen. Schon bald würden sie Neromonte erreichen. Salmons Heimat. In der Ferne waren bereits die Neromander Vorberge zu erkennen. Schwarz und kantig ragten sie hinter den bewaldeten Hügeln auf. Farbe und Form hatten sie vom Schwarzeisenstein, der in dieser Gegend abgebaut wurde.

»Was hältst du davon?«, seufzte Tuna, trat neben Iris und stützte sich mit beiden Händen auf die Reling. 

»Wovon?«, erwiderte Iris.

»Von dem, was der Kapitän gesagt hat.«

»Nun ... das werden wir sehen, wenn wir da sind.«

Tuna musterte sie von der Seite und zog dabei die Brauen so eng zusammen, dass sie sich fast verknoteten.

»Was ist?«, fragte Iris irritiert. 

»Seit ich dich vor ein paar Tagen leblos an Deck gefunden habe, bist du erstaunlich gut gelaunt.«

»Ich war nicht leblos«, protestierte Iris.

»Du hast dich nicht mehr bewegt und auf nichts reagiert«, gab Tuna zurück.

Iris rollte mit den Augen. »Wie oft soll ich dir das noch sagen? Ich war im Schleier. Oder zumindest ein Teil von mir war dort.«

»Und da hast du Cyan, Pike und Sheitani getroffen?«

»Wenn ich's doch sage.« Iris drückte sich den flachen Hut fester auf den Kopf, damit er nicht davongeweht wurde. »Früher habe ich mich dort immer mit Zander getroffen, aber aus irgendeinem Grund taucht er nicht mehr auf.«

»Und ihr habt zusammen einen großen Myrkuren besiegt?«

»Ganz genau.« Iris blinzelte. »So langsam glaube ich, du bist bloß sauer, weil du nicht dabei warst.«

Tuna schnaubte abfällig. »Blödsinn.«

»Und ja, ich fühle mich besser, seit ich weiß, dass es Cyan und Enzia gut geht«, sagte Iris, auch wenn es ihr lieber gewesen wäre, selbiges über Zander und ihre Familie sagen zu können. »Außerdem hatte ich eine Erkenntnis.«

»Ach ja?«

Iris nickte. »Die Göttin hat mich so gemacht wie ich bin. Mit den Flügeln, meine ich.« Sie lächelte. »Mit mir ist also nichts verkehrt. Ganz egal, was Poppy gesagt hat.«

»Mit dir ist so einiges verkehrt, aber das hat nichts mit den Flügeln zu tun«, brummte Tuna.

Iris kräuselte missbilligend die Lippen. Doch unabhängig von Tunas Sticheleien fühlte sie sich seit den Ereignissen im Schleier befreiter. Jede Nacht – wenn sie in ihrer unbequemen Koje lag und auf das rhythmische Stampfen der Maschinen lauschte – tauchte sie in den Schleier ein und erkundete seine Geheimnisse. Dabei hatte sie festgestellt, dass sie die Zwischenwelt nach eigenem Ermessen verändern konnte. Wenn sie sich dem Rand der Bucht näherte, krümmte sich die Landschaft um sie herum wie die Spiegelung im Innern einer Glaskugel. Und je schneller sie sich bewegte, desto mehr krümmte sie sich. So konnte sie beinahe jeden Ort Materras über sich am Himmel erscheinen lassen, auch wenn die meisten davon in undurchdringlichen Nebel gehüllt waren.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt