33. Ich kenne dich

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Zander hielt Iris fest

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Zander hielt Iris fest. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Nach der Wut und Verwirrung der vergangenen Minuten wurde er nun von einem schrecklichen Gefühl der Unzulänglichkeit überkommen. Er war nicht gut darin, andere Menschen zu trösten. Erst recht keine Frauen. Und schon gar nicht, wenn sie ihm wirklich etwas bedeuteten. Alles, was er zu sagen ansetzte, erschien ihm unangemessen oder unbefriedigend, noch ehe er den Mund öffnen konnte, um es auszusprechen. Dabei wollte er nur, dass es Iris wieder besser ging. Dass sie die Nase kräuselte und beschämt kicherte wie in den wenigen intimen Momenten, die sie bis zu diesem Tag miteinander geteilt hatten. Ihm war klar, dass dieses Verlangen egoistisch war, aber er konnte es nicht unterbinden. Sanft drückte er die Nase gegen ihre Wange und streichelte ihre Locken.

Iris weinte eine ganze Weile. Irgendwann versiegten ihre Tränen und sie schluchzte und wimmerte nur noch leise. Vorsichtig lockerte Zander seinen Griff. Er wollte sich von ihr lösen, aber sie ließ es nicht zu. Beinahe verzweifelt schlang sie die Arme um seinen Rücken und hielt ihn fest. Oder hielt sich an ihm fest. Es war schwer zu sagen.

»Ich kann das nicht, Zander...«, hörte er sie flüstern. Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Aber ihm war klar, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Doch wie sollte er reagieren? Sollte er das Thema ansprechen? Oder lieber darauf warten, dass sie etwas sagte? Es ärgerte ihn, dass er keine Antworten auf diese Fragen wusste. Dass er Iris nichts weiter geben konnte, als seine Anwesenheit – und selbst die war nur eine Illusion.

»Er hat mich gefunden«, murmelte Iris, die Finger in sein durchnässtes Hemd gekrallt. 

»Wer hat dich gefunden?«, fragte Zander, stützte sich mit den Unterarmen im Sand ab und betrachtete ihr verheultes Gesicht. Selbst mit roter Nase und zugequollenen Augen war sie noch immer alles, was er begehrte.

Iris schniefte und erneut sammelten sich Tränen in ihren Augenwinkeln. »Er«, hauchte sie und sah ihn an, als erwartete sie, in seinem Blick die gleiche Furcht zu lesen, die sie in ihrem Herzen empfinden musste. Und sie hatte Recht. Zander verspürte eine starke, lähmende Angst. Denn ihm wurde bewusst, dass er Iris dieses Mal tatsächlich verlieren konnte. Sie war meilenweit von ihm entfernt. Er konnte ihr nicht helfen. Was auch immer ihr zugestoßen war, sie musste es alleine durchstehen.

»Der Mann von damals«, fuhr Iris fort, so leise, dass er sich mit seinem Ohr ihren Lippen nähern musste, um sie verstehen zu können. »Der Rothaarige.«

Als Zander klar wurde, was ihre Worte bedeuteten, verkrampfte sich sein Herz so fest, dass er das Gefühl hatte, daran ersticken zu müssen. Er brachte keinen Ton heraus. Vor seinem inneren Auge entfalteten sich Bilder, die er nur zu gerne verdrängt hätte, aber er konnte nicht vergessen, was er in seinem Leben schon gesehen hatte. Er wusste, was Männer Frauen antun konnten. Besonders dann, wenn sie gekränkt worden waren und neun Jahre Zeit gehabt hatten, ihren ungerechtfertigten Groll zu kultivieren. Der Gedanke, dass Iris der Wut eines skrupellosen Wegelagerers, der noch dazu ihr größter Albtraum war, hilflos ausgeliefert sein könnte, ließ seine Selbstbeherrschung bröckeln. Doch erneut musste er sich eingestehen, dass er nichts tun konnte, um ihr zu helfen. 

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt