91. Wildes, wildes Land

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Eine Explosion hallte durch das Moor

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Eine Explosion hallte durch das Moor. Cyan wurde von einer Druckwelle erfasst und ein paar Meter durch die Luft geschleudert. Er landete halb im Wasser und konnte gerade noch seinen Magier-Stock hochreißen, um damit Erdbrocken, verkohlten Pflanzen, Schlamm und Asche abzuwehren, die auf ihn niederprasselten. Eine Feuerwalze fegte über ihn hinweg und leckte mit ihren roten Flammenfingern an den tief hängenden Wolken.

Cyan kauerte sich zusammen und wartete bis die Hitze vorbeigezogen war. Er musste irgendeinen Mechanismus ausgelöst haben. Eine Sprengfalle oder etwas in der Art. Vielleicht gab es noch mehr davon. Vielleicht war der ganze Boden vermint.

Als die letzten Flammen erloschen waren, warf Cyan sich herum, strampelte mit den Beinen und zog sich zurück an Land. Der weiche Boden gab unter seinem Gewicht nach und für einen kurzen Moment hatte er die Befürchtung, den Halt zu verlieren und tiefer einzusinken, doch dann konnte er sich aus der Umarmung des schwarzen Wassers befreien. Keuchend fasste er nach dem borstigen Sumpfgras und kletterte auf eine kleine Insel, die aus dem Morast herausragte. Doch noch ehe er eine Bestandsaufnahme seiner Blessuren machen konnte, ertönte ein Schuss.

Cyan hatte das Gefühl, das Herz würde ihm in den Hals springen. Er warf sich bäuchlings ins Gras und spähte zwischen den Halmen hindurch, auf der Suche nach dem Schützen. Aus seiner Position und wegen des Rauchs konnte er nicht viel erkennen, aber er hörte, dass sich jemand näherte. Flink wie ein Wiesel huschte dieser Jemand durch das Gras und schien dabei über die Wasserflächen hinwegzugleiten, als wären sie in den vergangenen Sekunden zu Eisseen gefroren.

Pesk, dachte Cyan und verfluchte seinen gedankenlosen Aufbruch aus Myr Ryba. Ohne Sheitanis Unterstützung verfügte er nur über so viel Magie wie der Kristall an der Spitze seines Stabs gespeichert hatte. Ihm blieb jedoch keine Wahl. 

Er umfasste den Stiel fester und legte sich einen Zauber zurecht.

Als der geheimnisvolle Schütze über ihm auftauchte, riss er seinen Stock in die Höhe und ließ die Novomagica aus dem Kristall durch seinen Körper fluten wie eine Welle aus Gift, die seine Glieder taub zurückließ. Erst im letzten Moment erkannte er seinen Irrtum. Das grüne Feuer, das er heraufbeschworen hatte, änderte seinen Kurs und zischte am Kopf seines Gegenübers vorbei. Gleichzeitig wurde eine Flinte auf Cyan angelegt. Der Schütze, der Cyan bedrohte, konnte jedoch noch keine sechs Jahre alt sein. Ein kleiner, zarter Bursche mit kupferfarbener Haut, schwarzen Locken und leuchtend türkisblauen Augen. Auf seinem Kindergesicht lag ein verbissener Ausdruck und seine Hände, die viel zu klein für die Flinte waren, zitterten vor Anstrengung.

»Wer bist du?«, hauchte Cyan.

Der Kleine antwortete nicht. Blutspritzer bedeckten seine linke Gesichtshälfte, Schmodder sammelte sich in der Vertiefung zwischen Nase und Oberlippe. Er sah hilflos aus und gleichzeitig wild entschlossen. Und diese Augen ...

»Bist du Pikes Sohn?« Cyan ließ seinen Stock sinken und legte die freie Hand an seine Brust. »Ich bin Cyan Forelli. Ein Freund deines Vaters. Ich bin gekommen, weil ich dachte, dass ihm etwas passiert sein könnte.« Da der Junge nicht reagierte, fuhr Cyan fort: »Wo ist dein Vater? Geht es ihm gut?«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt