92. Haderei

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Zander erwachte gemächlich aus seinem süßen Traum

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Zander erwachte gemächlich aus seinem süßen Traum. Anders als sonst wurde er nicht abrupt davongespült und in die Wirklichkeit zurückgerissen, sondern kam ganz langsam wieder zu sich. Doch selbst mit offenen Augen konnte er Iris noch immer vor sich sehen. Ihr hübsches Gesicht mit der spitzen Nase und den vorwitzigen grauen Augen, die ihn neckisch musterten. Er spürte ihre Hände auf seiner Haut, ihren Körper auf seinem Körper und ihre Lippen an Orten, an denen keine feine Dame ihre Lippen hinbewegen würde. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er Iris gar nicht so forsch in Erinnerung, aber die vergangenen Wochen mussten ihr Begehren und ihren Abenteuerdrang angefacht haben. Wer konnte es ihr verdenken? Ihm erging es ja nicht anders. Sollte er Iris je wiedersehen – vorzugsweise in Myr Ryba, aber auch an jedem anderen realen Ort – würde er sich für ein paar Tage mit ihr im Schlafzimmer einsperren müssen. Der Gedanke daran machte ihm neuen Mut. Und was noch besser war: ihm war tatsächlich warm geworden.

Vorsichtig setzte er sich auf und tastete nach den Zündhölzern. Das erste brach ihm ab, aber das zweite fing Feuer. Im flackernden Schein der kleinen Flamme untersuchte Zander die Karte des Labyrinths und prägte sich den weiteren Weg ein. Dann marschierte er los.

Die Hitze, die sich nach seinem Stelldichein mit Iris in seinem Körper ausgebreitet hatte, schien ihn wie auf Wolken durch das Labyrinth zu tragen. Dennoch musste er zweimal anhalten und ein Zündhölzchen entfachen, um die Karte zu studieren. Beim zweiten Mal entdeckte er auf dem Boden skelettierte menschliche Überreste, die teilweise von Eis bedeckt waren. Wahrscheinlich handelte es sich um Gefangene, deren Fluchtversuch missglückt war. Weit konnten sie eigentlich nicht gekommen sein. Nicht unter diesen Bedingungen. Zander selbst verdankte es schließlich nur der Schneehexe und Iris, dass er noch nicht erfroren war.

Höchst motiviert setzte er seinen Weg fort. Ein oder zwei Stunden später ließ die Wärme in seinem Innern nach, aber er schleppte sich weiter. Nur noch ein bisschen durchhalten, sagte er zu sich selbst. Es ist nicht mehr weit. Du schaffst das.

Kurz darauf bekam seine Motivation einen gehörigen Dämpfer verpasst, als er aus dem Nichts gegen eine Wand prallte, die nicht hätte da sein dürfen. Er kippte um wie ein Zaunpfahl und landete rücklings auf dem eisigen Boden.

»Schleimige Seescholle!«, fluchte er und rieb sich die Stirn. Seine Finger tasteten Blut. Anscheinend hatte er eine Platzwunde. Verärgert setzte er sich wieder auf. Dabei lief ihm Blut ins Auge. Als er es wegwischen wollte, bemerkte er, dass ein Teil davon schon gefroren war.

Im nächsten Moment öffnete sich die Wand und Licht fiel durch den entstandenen Spalt. Geblendet musste Zander den Kopf abwenden und die Augen schließen.

»Was ist das?«, hörte er jemanden fragen.

»Wo kommt der denn her?«

Zander blinzelte, konnte aber nur die vagen Umrisse von zwei Männern erkennen. Dann wurde er auch schon gepackt und grob auf die Beine gezerrt.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt