47. Göttin des Todes

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Iris atmete keuchend und presste die Stirn in Tunas Halsbeuge

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Iris atmete keuchend und presste die Stirn in Tunas Halsbeuge. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Kleidung war von Wasser, Schweiß und Blut durchtränkt. Die Kälte der unterirdischen Höhle kroch ihr tief in die Knochen. Sie wollte etwas sagen. Sich dafür entschuldigen, dass sie ihrer verwundeten Leibwächterin zur Last fiel. Doch alles, was sie hervorbrachte, war ein unartikuliertes Stammeln.

»Schon gut«, sagte Tuna und ließ sich zu ihr ins Wasser sinken, um sie besser halten zu können.

Iris kam sich vor wie ein kleines Kind. Die Hilflosigkeit war ihr unangenehm. Bei Zander hätte sie diesen Zustand vielleicht erdulden können. Wohlwissend, dass er deswegen niemals schlecht von ihr gedacht oder sie für schwach gehalten hätte. Seine Arme waren ihr sicherer Hafen. Ein Ort, an dem sie sein konnte, wer sie war. Ein Ort, an dem kein Urteil über sie gefällt wurde. Und das war alles, was es brauchte. Alles, was sie brauchte. Alles, was sie wollte. Als ihr bewusst wurde, wie sehr sie Zander vermisste, besonders jetzt und nach allem, was er ihr angetan hatte, bröckelte auch ihr letzter Rest Selbstbeherrschung.

»Ich will nach Hause«, kam es schluchzend über ihre Lippen.

Tuna umfasste sie mit den Armen. Ihr dichtes, drahtiges Haar kratzte Iris' Wange. »Ich denke ...«, sagte sie schleppend. »... da kann ich dir uneingeschränkt zustimmen.«

»Und ich vermisse Zander«, schob Iris hinterher.

»Ja, ich weiß«, murmelte Tuna. »Aber Fische müssen schwimmen. Du hättest ihn nicht aufhalten können.«

Iris presste die Lippen aufeinander und nickte. Sie wusste, dass Tuna recht hatte. Für Zander würde die Bewahrung seiner Heimat, die Unversehrtheit seiner Familie, immer an erster Stelle stehen. Und in gewisser Weise liebte sie ihn auch dafür.

Eine ganze Weile saßen sie eng umschlungen beieinander. Fast wie Liebende. Nur dass ihre Liebe nicht einander, sondern einem Gefühl galt. Einem Hauch von Heimat, von Sicherheit und Geborgenheit.

»Ich weiß, das ist viel verlangt«, flüsterte Tuna irgendwann. »Aber kannst du aufstehen?«

»Ich kann es versuchen«, antwortete Iris wenig optimistisch. Was auch immer mit ihr geschehen war, hatte sie bis ins Mark entkräftet. Der Schmerz, der ihren Körper geradezu buchstäblich in zwei Hälften gespalten hatte, war zu einer dumpfen Taubheit geworden. Angst und Zorn hatten sich in Trauer und Sehnsucht verwandelt.

»Warte. Ich helfe dir«, meinte Tuna ungewohnt fürsorglich. Vielleicht war das eine Seite von ihr, die normalerweise nur Enzia zu Gesicht bekam. Sie richtete sich auf und zog Iris dabei mit sich in die Höhe. Im ersten Moment gaben Iris' Knie nach und sie musste sich wie eine Ertrinkende an Tuna festklammern, doch dann – quälend langsam – kehrten ihre Kräfte zurück. Kribbelnd und brennend, aber das war besser als die kalte Gefühllosigkeit der vergangenen Minuten.

Stöhnend löste sie sich von Tuna und ließ ihren Blick durch die Höhle wandern, die in fast vollständiger Finsternis dalag. Nur die achtlos fallengelassenen Fackeln spendeten einen sanften, rötlichen Schimmer. »Was ist passiert?«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt