102. Wahrheit und Pflicht

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Iris hatte Kanto Dan de Nowy bisher immer nur aus der Ferne gesehen

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Iris hatte Kanto Dan de Nowy bisher immer nur aus der Ferne gesehen. Das hatte ihr im Grunde auch vollkommen genügt. Der hochgewachsene Mann besaß etwas zutiefst Einschüchterndes und Unsympathisches, auch wenn er eigentlich nicht unattraktiv war. Doch in der Summe aller Teile ergab sich eine Person, mit der Iris sich nur äußerst ungern in einem Raum aufhielt. 

Und noch viel unangenehmer war es ihr, von jemandem wie ihm halbnackt und in eindeutig kompromittierender Situation aufgefunden und anschließend an einen unbekannten Ort verschleppt zu werden.

»Ihr wusstet also die ganze Zeit, dass ich nach Myr Paluda kommen würde?«, fragte Zander soeben, während sie Kanto Dan de Nowy durch einen dunklen Korridor folgten. 

Der lange Umhang des Magiers schleifte raschelnd über den nackten Steinboden. In der Dunkelheit war der Kristall am oberen Ende seines Magier-Stocks die einzige Lichtquelle. Sein Schein tauchte die unebenen Wände in ein Gitter aus Licht und Schatten.

»Natürlich wusste ich das.«

»Woher?«

Dan de Nowy warf einen kurzen, herablassenden Blick über seine Schulter. »Das wollt Ihr nicht wirklich wissen, Herr Arryba.«

»Und wenn doch?«, fragte Zander, der Iris' linke Hand umfasst hielt und sie nun, scheinbar ohne es zu merken, fest zusammendrückte.

»Und wenn doch, dann würde ich Euch sagen, dass Eure Herrin Euch verraten hat.«

»Meine Herrin?«

»Die Dame, die Euch befahl, nach Myr Paluda zu gehen.«

»Die Rybala Havfruese?«, hauchte Iris.

Zander drückte ihre Hand noch fester. »Aber das kann nicht sein. Wieso sollte die Rybala Havfruese ...?«

»Weil sie meinem Herrn etwas schuldet und weil sie glaubt, auf diese Weise ihre Heimat beschützen zu können«, sagte Dan de Nowy und führte Zander und Iris in einen von magischen Laternen erhellten Kellerraum von den Dimensionen eines Tanzsaals. An den Wänden reihten sich Regale mit Büchern und Glasflaschen auf. Im Zentrum des Saals standen viele lange Ziegeltische, auf denen alle Arten von alchemistischen Gerätschaften bereitstanden. Genau wie in Cyans Geheimkammer, nur sehr viel größer.

»Wer ist Euer Herr?«, fragte Iris weiter. »Und was will er von Zander?«

Zander fasste derweil nach einem schwer aussehenden Glaskolben, vielleicht, um ihn nach Dan de Nowy zu werfen, doch seine Hand glitt einfach durch das Gefäß hindurch.

»Macht Euch keine Mühe«, sagte Dan de Nowy. »Keiner von Ihnen beiden ist wirklich hier. Ihr, Fräulein Dan de Lion, seid noch immer in den Wodlanden, und Ihr, Herr Arryba, befindet Euch auch noch immer in der Eiskammer.« Er wandte sich zu ihnen um und breitete gebieterisch die Arme aus, was seinen Umhang flattern und die Laternen an den Wänden hell auflodern ließ. »Also ... wenn Ihr weiterhin versuchen wollt, mich umzubringen, Herr Arryba, nur zu, aber Ihr werdet schnell einsehen müssen, dass dieses Vorhaben in Eurer gegenwärtigen Lage zum Scheitern verurteilt ist.«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt