66. Spaß

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Zander versicherte sich kurz, dass er alleine war, dann ließ er sich auf eine Polsterbank sinken und stützte den Kopf in die Hände

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Zander versicherte sich kurz, dass er alleine war, dann ließ er sich auf eine Polsterbank sinken und stützte den Kopf in die Hände. Aus dem angrenzenden Ballsaal ertönte fröhliche Tanzmusik, die von einem kleinen Orchester gespielt wurde. Der Klang dröhnte in seinen Ohren und verursachte ihm Zahnschmerzen. Schon in Myr Ryba hatte er den ausgelassenen Teil des gesellschaftlichen Lebens am liebsten Herrn Forelli überlassen. Nicht, dass er nicht gerne getanzt und getrunken hätte – er konnte durchaus seinen Spaß haben – aber sicher nicht in diesem Rahmen. Jedenfalls hätte er einen gemütlichen Kneipenabend mit Tuna und Salmon jedem pompösen Ball vorgezogen. Inmitten der ganzen Edelleute fühlte er sich unangenehm an seine eigene niedere Herkunft erinnert. Und in Myr Paluda war es noch schlimmer. Zwar wurde er hier nicht wie ein gusarischer Emporkömmling behandelt, aber dafür wie ein ungewöhnliches Strandgut, das von Person zu Person gereicht werden musste, damit sich alle Anwesenden von seiner Echtheit überzeugen konnten.

»Zander?«

Die Dunkelhaarige – ihr Name lautete Nieva Dan d'Alvmar – rauschte in den abgedunkelten Salon. Sie trug ein ausladendes, kirschrotes Kleid, das Iris bestimmt gut gefallen hätte. Wobei er Iris noch nie in einem so dunklen Stoff gesehen hatte. Außer in ihrer letzten gemeinsamen Vision. Die Erinnerung daran prickelte in seinen Eingeweiden und machte ihm klar, wie sehr er die Gesellschaft einer Frau in den letzten Monaten vermisst hatte.

Als Nieva Zander entdeckte, flaute ihr Lächeln ab. »Alles in Ordnung?«

Zander legte eine Hand auf die Wunde an seiner Hüfte, die vor ein paar Stunden höchst fachmännisch ausgewaschen und zusammengenäht worden war. »Ich denke, ich sollte es etwas ruhiger angehen lassen«, sagte er, auch wenn er nur eine Ausrede suchte, um den Feierlichkeiten des Morgonrotballs fernbleiben zu können.

»Aber jetzt beginnen die Fuchstänze«, erwiderte Nieva. »Da müsst Ihr einfach dabei sein.«

Zander, der noch nie von Fuchstänzen gehört hatte, zwang sich zu einem bedauernden Lächeln. »Ich sollte wirklich-«

»Ach, papperlapapp«, fiel ihm Nieva ins Wort, fasste seine Hände und zog ihn auf die Beine. »Ich weiß, Ihr sehnt Euch nach Euren Büchern, aber die sind morgen auch noch da.« Sie grinste. »Der Morgonrotball dauert dagegen nur bis die Sonne ganz aufgegangen ist.«

»Jeden Tag?«, fragte Zander ungläubig, während er sich von Nieva zur Tür und in den Flur hinaus ziehen ließ.

»Jeden Tag«, antwortete Nieva und gab ein vergnügtes Quietschen von sich, als sie jemand Bekanntes entdeckte. »Gwyn!« Sie winkte einem Mädchen mit dunkelblonden, rankenförmig um den Kopf geflochtenen Haaren. »Komm her, das musst du sehen!«

Zander wusste genau, dass sie von ihm sprach. Dabei hatte er keine Zeit, sich in der feinen Gesellschaft von Myr Paluda vorführen zu lassen wie einen Straßenköter, der auf den Hinterpfoten gehen konnte. Er musste Salmon retten und Kanto Dan de Nowy töten. Doch was sollte er tun? Wenn er die feinen Damen vor den Kopf stieß, hatte das möglicherweise unangenehme Konsequenzen. Für ihn und für sein Vorhaben.

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt