34. Der Biss des Kalmars

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Cyan war sich vollkommen darüber bewusst, mit wem sie es zu tun hatten: Pike und Hauki, die Handlanger der Calamari-Familie

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Cyan war sich vollkommen darüber bewusst, mit wem sie es zu tun hatten: Pike und Hauki, die Handlanger der Calamari-Familie. Ein Euphemismus, wenn man bedachte, welches blutige Handwerk die beiden wirklich für ihre Herrschaften verrichteten. Morena war entweder ausgesprochen mutig, herzzerreißend naiv oder vollkommen verrückt, wenn sie sich ihnen in den Weg stellte. Selbst Cyan, der immerhin noch seine Magie hatte, um sich zu verteidigen, wäre nicht so wahnsinnig gewesen, Pike zu provozieren. Morena hatte dagegen nichts. Nicht einmal eine Waffe. Nur Rogners Nachlass, den sie mit einer beinahe triumphierenden Geste aus ihrer Manteltasche zog und ihren Gegnern präsentierte.

»Ich schätze, das ist es, was ihr sucht«, sagte sie und drehte die zusammengefalteten Dokumente im hellroten Laternenschein, der durch die Fenster hereinfiel, demonstrativ hin und her. »Nun, es tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber ich kann euch diese Unterlagen nicht aushändigen.«

»Ich bin mir sicher, wir können uns irgendwie einigen«, erwiderte Pike und fuhr mit dem Daumen über die Schneide seines Messers.

Cyan zweifelte nicht daran, dass er in seiner Kleidung noch weitere Waffen versteckte. Und er zweifelte auch nicht daran, dass er mit diesen Waffen umzugehen wusste. Doch selbst wenn sich Pike eine ungewöhnliche Schwäche erlauben sollte, blieb immer noch Hauki, der nicht umsonst Wels von Ryba genannt wurde. Nein, die Aussicht auf einen Kampf mit den zwei Calamaris erheiterte Cyan nicht gerade. Zumal er wirklich kein großer Freund von Gewalt war.

Morena schien derartige Bedenken nicht zu haben. »Ich fürchte, das können wir nicht.« Sie lächelte steif. »Jedenfalls nicht, sofern ihr nicht zufälligerweise zur Familie gehören solltet.« Ihr Blick glitt erst über Pikes schmale Gestalt und dann über Hauki, der bedrohlich im Hintergrund aufragte. »Was ich zu bezweifeln wage.«

Pike erwiderte Morenas Lächeln mit dem Grinsen eines hungrigen Haifischs. »Wir können uns gerne noch eine Weile irgendwelche Nettigkeiten an den Kopf werfen, aber letztendlich wissen wir doch beide, wie das hier ausgehen wird, oder?« Er ließ das Messer geschickt durch seine Finger wandern. »Mir ist bewusst, dass Sie neu hier in der Gegend sind, Frau Forelli, und daher möglicherweise noch nicht vertraut mit den Spielregeln, aber-«

»Oh, ich bin sehr vertraut mit den Spielregeln«, fiel ihm Morena ins Wort. »Ich bevorzuge es jedoch, nach meinen eigenen Regeln zu spielen.«

»Was wollt ihr überhaupt damit?«, fragte Cyan. »Der Nachlass meines Vaters bringt weder euch noch euren Herrschaften irgendeinen Vorteil.«

Pike schien etwas erwidern zu wollen, aber dann hielt er inne und musterte Cyan eingehend. Der hinterhältige Ausdruck auf seinem Gesicht wandelte sich in Verblüffung. »Sie wissen es nicht«, stellte er fest. Das Haifisch-Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. Seine Augen funkelten wie eisblaue Saphire. »Bei den Göttern, Herr Forelli, Sie haben keinen blassen Schimmer.«

Cyan warf Morena einen hilfesuchenden Blick zu. Was wusste er nicht? Was gab es da zu wissen? Und wieso wussten Pike und Hauki davon?

Pike lachte heiser. »Das ist wirklich amüsant. Haben sich unsere Quellen im Rybaler Geldhaus doch endlich einmal ausgezahlt. Im wahrsten Sinne des Wortes.« Sein Blick wanderte zu Morena, die an eines der Fenster getreten war und auf den Kanal hinunterblickte, der die Südseite des Anwesens umgab. »Aber Sie wissen es, oder?«

Die Forelli-Dynastie: Göttlicher ZornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt