Kapitel 16

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Es war in einer riesigen Halle, die Wände waren ausgekleidet mit goldenen und silbernen Fresken. Atemberaubende Steinmetzarbeiten zierten den Fels, die Decke auf den schlanken, hohen mit wunderschönen Mosaiken und Gemälden geschmückten Säulen war fast nicht mehr zu sehen, so gewaltig war die Halle die vor Jahrhunderten aus dem Fels getrieben worden war. Und obwohl man sie fast nicht mehr sah, war sie von Meisterhänden geformt worden. Unter den großen silbergoldenen Kronleuchtern war ein riesiger steinerner Tisch. Er bestand aus purem weißen Granit, doch es war nicht einfach nur ein Tisch. Dieser Tisch war vor vielen Jahrhunderten genau an dieser Stelle aus einer Ader gehauen worden, er war älter als jedes Wesen und hatte schon so unendlich viele Feiern und Kriegserklärungen erlebt, dass niemand sich mit diesem kalten uralten Wesen aus Granit messen konnte. Und an diesem Tisch saßen sie, die reich geschmückten Zwergenanführer. Sie alle blickten auf, zu einem alten Zwerg, er trug eine goldene Krone mit zahlreichen wunderbar geschliffenen Rubinen, sie waren geformt wie kleine Flammen und das Kerzenlicht der Kronleuchter erweckte sie zum Leben. Über der Stirn war der größte Rubin eingelassen, geschliffen in der Form eines Hammerkopfes, welcher auf einem silbernen Stiel zu sitzen schien. Um den Hammer herum waren weitere sechzehn Rubine in Form von Funken eingelassen, jeder dieser Funken stand für einen der Zwergenclans. Insgesamt gab es im Reich der Zwerge siebzehn Clans, jeder Clan wurde von einem Anführer beherrscht und unter diesen Siebzehn wurde einer zum König des Zwergen Reiches gewählt, mit der Aufgabe alle Clans zu vereinen, ihre Geschicke zu leiten und ihren Fortbestand zu sichern.

Die Krone lag auf silbergrauem Haar, in welches nach Art der Zwerge zahlreiche farbige Bänder eingeflochten waren. Der mit goldenem Draht durchflochtene Bart war so lange, dass der Zwerg die Spitze unter seinen schwarzen Gürtel gesteckt hatte. Es war Rammar VII, Anführer des dritten Clans, König aller Zwerge, auf und unter dem Berge. Er lenkte sein Volk nun schon seit vielen Jahrhunderten, hatte Kriege unter den Clans geführt die sich gegen die Krone oder unrechtmäßig gegen andere Clans gestellt hatten. Unter einem Volk wie den Zwergen gab es oft Streit, denn ein Zwerg vergaß selten etwas und Fehden lebten auch oft noch in weiteren Generationen, so konnte ein Streit der schon drei Jahrhunderte zurücklag eskalieren und sich sogar zu einem Clankrieg ausdehnen. Er hatte viel gekämpft, aber auch viel Politik bewegt, alte Feinde vereint, zerrissene Clans wieder zusammengeführt und aufgebaut. Unter ihm war das Zwergenreich erblüht, gewachsen und sonnte sich in überragendem Wohlstand und hatte die Zeit der Clan- und Elfenkreige überstanden, ja war sogar noch stärker daraus hervorgegangen.

„Ruhe!" der König klopfte auf den Tisch, während seine tiefe Stimme in der Halle dröhnte. „Es haben sich einige Dinge ereignet. Wir müssen über wichtige Themen sprechen. Ein guter Freund hat erschreckende Neuigkeiten mitgebracht." Sein Blick schweifte zu Herodon, welcher einer der Ehrengäste an der Tafel der Anführer war, selten war es Außenstehenden erlaubt an der Versammlung der Clanführern teil zu nehmen. Er räusperte sich dann fuhr er fort. „Der Menschenkönig will diesen Krieg unbedingt, es spielt keine Rolle was wir tun, sie rüsten sich um uns in die Knie zu zwingen, aus reiner Gier ohne wahre Gründe." Bevor er weitersprechen konnte brach ein Tumult unter den anwesenden Führern der Clans aus. „Das ist unmöglich!" Ein Zwerg mit rostbraunen Haaren und vernarbtem Gesicht war aufgesprungen. „Das ist alles nur ein Missverständnis! Er hat seinen Grund, er denkt wir haben seine Dörfer verwüstet, aber das waren wir nicht, wir müssen die Schuldigen finden!" Er war ein sehr junger Zwerg, wütend blickte er seinen König an. Er war wahrscheinlich sogar der Jüngste unter den Anführern, Grenor Sternenschlag.

„Das ist es nicht!" Der Unterton in der Stimme des Zwergenkönigs war erregt aber er beherrschte sich. „König Dendron weiß, dass wir mit den Überfällen auf die Dörfer nichts zu tun haben und er weiß, dass wir mit dem Menschen den sie Alpha nennen nicht im Bunde sind. Er will gegen uns aus reiner Gier marschieren." Seine Stimme hallte in der großen Halle. Und wieder brach eine wilde Diskussion unter den Anführern aus. „Das kann nicht sein!" Der junge Zwerg schüttelte ungläubig den Kopf. „Warum sollten die Menschen ihren Frieden aufs Spiel setzen für ein paar Berge mit ihren Reichtümern?" Rammar der Siebte schüttelte ebenfalls den Kopf und betrachtete sein Gegenüber mitleidig, wie sollte er diesem Jungspund erklären, dass es für Menschen weitaus wertvoller ist über Andere zu herrschen und Reichtum zu besitzen, als den Frieden zu achten. „Das ist hier nicht die Frage. Meine Informant ist absolut zuverlässig!" Sein Ton ließ keine Widerworte zu. „Ich habe diese Versammlung einberufen um euch an etwas zu erinnern! Es geschah zwar schon vor Jahrhunderten, dennoch habt ihr mich zum König erkoren und mir damals die Treue geschworen." Er hob seine Stimme, sie dröhnte nun in den Hallen. „Deshalb frage ich euch werdet ihr mir und meinem Clan in die Schlacht gegen die Menschen folgen, erkennt ihr mich als euren Herren und König an!?" Unter den anderen sechzehn Anführern herrschte Schweigen. Immer wenn ein König verstarb, trafen sich die Herrscher aller siebzehn Clans um aus ihrer Reihe einen König zu wählen, welcher bis zu seinem Tode über alle Clans entscheiden sollte. Rammar, der Siebte seines Namens wurde vor fast fünf Jahrhunderten gewählt, damals war er noch ein junger Zwerg von zweihundert Jahren. Doch nun mit seinen beinahe siebenhundert Jahren würde sein Leben nicht mehr lange andauern, Zwerge wurden alt, oft siebenhundert manchmal sogar achthundert Jahre damit waren sie den Menschen weit voraus, doch auch ihr Leben endete irgendwann. Da erhob sich einer der Zwerge und unterbrach die grübelnden Gedanken des Königs, er wusste nicht wie sich die Anführer entscheiden würden. Das Haar des Zwerges war dicht und die grauschwarzen Haare waren zu einem festen Zopf geflochten. Er hob den Blick, seine dunklen Augen schienen fast schwarz. „Ich Biondil Totschlag, zweiter meines Namens, Herr des fünften Clans, habe dir vor Jahren die Treue geschworen, ich war der Erste, der euch folgte und werde der Letzte sein der euch jemals verraten würde." Er zog einen Krähenschnabel, die Waffe sah aus, wie ein Hammer mit einem langen Stiel. Eine Seite des Hammers war flach um Knochen zertrümmern zu können, die Andere verjüngte sich zu einem langen Dorn, welcher erlaubte seine Feinde aufzuspießen. Mit einem lauten Krachen knallte die flache Seite seines Krähenschnabels auf den Granit des uralten Tisches. Das Ritual begann, einer nach dem anderen der Zwergenanführer schlug mit seiner Waffe auf den Tisch. „Auch ich habe euch den Eid geschworen mein Hammer gehört euch. Ich folge euch bis in den Tod." Der Jüngste unter den Anführern, welcher anfangs seinen Unglauben verkündet hatte zögerte nicht, holte aus und fuhr mit seinen Kriegshammer mit einem Ohren betäubenden Knall auf den Tisch. Doch nichts konnte den uralten Granit verletzen, egal wie gut beschaffen die Waffe war und mit welcher Kraft man auch zuschlug, sie vermochte es dennoch nicht dem Tisch einen Schaden zuzufügen. Mit einer gekonnten Bewegung zog der König ihn, Hendris, die Waffe aller Könige vor ihm. Als er auf die Tafel prallte war das Ritual geschlossen. Alle sechzehn Anführer hatten zugestimmt dem siebzehnten zu folgen, ihrem König. Nun war es soweit, die Zwerge würden sich vereinen, zum ersten Mal seid Jahrhunderten würde die geballte Macht aller Zwergenclans ihren Feind treffen. Doch er junge Anführer hatte es sehr eilig seinen Hammer zu packen und mit schnellen Schritten den Raum zu verlassen. Mit nachdenklichem Blick folgte Herodon dem jungen Anführer und ein schreckliches Gefühl beschlich ihn.

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