Kapitel 65

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„Ihr habt Gefangene?" Akon entließ mit einem Nicken Sigurd, der wohl die Mittagspatrouille angeführt hatte. Mit einem müden Lächeln nickte er Drakon zu und verließ das Feld. Der schmale Junge war in seinem Numerat beliebt, gerade weil er relativ wenig von Regeln und Vorschriften hielt. Suchte man jemanden um etwas oder gar eine Frau ins Lager zu schmuggeln, so sollte man sich zuerst an ihn wenden. Grinsend machte Drakon ihm Platz. „Du wirkst schon wie ein echter Legat" „Hmm?" verwirrt blickte der blonde Junge auf und strich sich die Haare aus der Stirn. „Dein befehlshaberisches Nicken" merkte Drakon an und trat nun auch zum Tisch, während Damon hinter ihm den gefesselten Gefangenen auf einen Stuhl drückte. Das Gesicht des Gefangenen war gerötet und geschwollen, die Augen waren verbunden und er war geknebelt, beide Binden nahm ihm Damon nun ab. „Wo ist euer Lager?" fragte begann Akon ohne Umschweife seine Befragung. Mit einem gurgelnden Geräusch spuckte der gefangenen einen Schleimpfropfen auf Akons Schuhe. Fluchend sprang dieser zurück. „Dann werden wir dich wohl Foltern" bemerkte der frische Legat mit angeekeltem Blick auf seine Schuhe „Bist du verrückt?" Schock breitete sich auf Drakons Zügen aus, das konnte doch nicht sein, so weit konnten ihre Lehrer dieses grausame Spiel doch nicht treiben und gerade Akon würde doch niemals einen Kameraden verletzen. „Einzig töten und verstümmeln ist nicht gewünscht" Akons kühle Stimme ließ Drakon einen Schauer über den Rücken fahren. „Da bleibt noch eine ziemlich große Bandbreite an Möglichkeiten." Nun lag auf seinen Lippen sogar ein grausames Grinsen. Drakon beugte sich vor und packte Akon am Arm „Du bist ein echt guter Schauspieler" flüsterte er, so dass der Gefangene es hören nicht hören konnte. „Ich schauspielere hier nicht" antwortete Akon laut genug und befreite seinen Arm mit einem Ruck aus Drakons festem Griff. „Wer raus gehen will, kann gehen, aber vergesst nicht, genau das ist die Schwäche, wegen der ihr gegen Lucius niemals bestehen werdet, euer Herz hindert euch daran."

Akon wartete mit hochgezogenen Augenbrauen ab, doch Drakon verschränkte nur die Arme. Sein Gesicht verhärtete sich, doch die Ablehnung schwand nicht von seinen Zügen.

Akon zog sich einen Handschuh an, den Drakon vorher nicht bemerkt hatte. Dunkles Leder, mit dicken Wellen zeichneten sich Stahlkappen auf den Handknöcheln ab. Hatte er das bereits geplant gehabt?

Bevor irgendjemand etwas sagen konnte schlug er zu. Der Hieb ging mit voller Kraft auf das Jochbein, die Haus riss und Blut lief in dünnem Rinnsal über die Wange. Doch mehr als ein leises Stöhnen könnte er dem Gefangenen nicht entlocken. „Wo ist euer Lager!?" er schlug wieder zu und holte zum dritten Mal aus, da viel ihm Drakon in den Arm und zischte ihm wütend ins Ohr „Lass ihn verdammt noch einmal wenigstens die Zeit zum Antworten." Wütend stieß ihn sein Freund zurück, hielt aber inne. Doch als Antwort landete nur ein weiterer blutiger Auswurf neben Akons Stiefeln. Wieder fuhr die Faust nach unten es knackte leise, als die Stählernen Halbkugeln auf die Rippen krachten. Schmerzlich zuckte Drakon zusammen, seine eigenen Rippen pochten immer noch und der Schmerz flammte wieder auf. Gerade wollte er Akon schlussendlich stoppen, so was durfte nicht sein, das war nicht menschlich und das hier war nur ein Spiel. „I...st guuuut!" Der Gefangene krümmte sich, soweit die Fesseln es zuließen. Akon hob abermals die Faust „Er will reden" Drakon stellte sich dazwischen, dann drehte er sich zu dem Gefangenen um und raunte ihm zu „Ich hoffe für dich, dass du das willst." doch dieses Mal Packte Drakon seinen Unterarm. „Er will etwas sagen." Der blonde Junge sah dankbar auf, Blut floss aus seinem Mundwinkel. „Das Lager ist im Süd Osten." er hustete „Wir haben die Vorbereitungszeit mit dem umleiten eines Flusses verbracht und es dann in den Wald gesetzt, gut verborgen." „Wie wird es bewacht?" mischte sich nun Damon ein der stillschweigend, aber missbilligend die Szene verfolgt hat. Der Gefangene schnaubte verächtlich und Akon hob die wütend die Faust. „Ich weiß es nicht, ich bin ein einfacher Soldat und war zur Außenpatrouille eingeteilt!" Furcht und Angst lagen in der Stimme des Gefangenen als er schrill antwortete, während sich seine Augen nicht von der erhobenen Faust zu lösen vermochten.

Schnaubend riss sich Akon den Handschuh von der Hand und schleuderte ihn zu Boden. „Schafft ihn aus dem Lager hinaus und tötet ihn" ohne sich noch einmal um zu drehen verließ er das Zelt.

„War das wirklich nötig?" Drakon holte mit schnellen Schritten auf. Er wusste noch immer nicht was er davon halten sollte, seinem Freund hätte er so etwas nicht zugetraut. „Du bist zu weich, dein Vater hätte sich so nicht entschieden" wieder der Vergleich mit seinem Vater, Drakon ballte die Fäuste, Akon kannte John Taurus nur aus Geschichten, und wieder flammte das Feuer in ihm auf, er würde die Zwerge vernichten und seinen Vater rächen, ihn stolz machen.

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