Die Tage verstrichen, das Grün des Waldes wich dem Braun der Felder, manchmal sahen sie Bauern, die goldenes Korn von ihren Feldern einfuhren, während ihnen die warme Luft das Atmen erschwerte und die Sonne auf der Haut brannte.
Gerade kamen sie an eine große befestigte Kreuzung, an der gerade ein Bauer mit einem großen Holzwagen abbog. „Hey, stopp!" Vespasian ließ mit einem sanften Zügelschnlazen sein Pferd beschleunigen. Direkt auf den Karren zu. Genervt zog der Bauer an den Zügel und gebot einem fetten alten Ochsen stehen zu bleiben, der mit einer großen rosablauen Zunge über seine Nase leckte und mit den Ohren wackelte. „Wie kann ich euch helfen hoher Herr?" schnaubte der Mann, der mit den großen Augen und der flachen Nase ein bisschen so aussah wie sein Ochse. „Vorsichtig!" warnte Vespasian mit ruhiger Stimme und legte dabei wie nebenbei die linke Hand auf den Schwertknauf. „Ich bin ein Bürger Relons und habe mir nichts zuschulden kommen lassen, wieso sollte ich mich vor einem Mann des Königs fürchten." kam prompt die Antwort, doch der Bauer war schon vorsichtiger und sein Blick schweifte über das Schwert.
Drakon beobachtete die beiden stumm von der Seite, da war sie wieder, diese schreckliche Arroganz, die Drakon so verabscheute, er verstand einfach nicht wieso der Bote des Königs so auftreten musste.
„Führt dieser Weg nach Durium?" der Bote des Königs deutete in die Richtung aus der der Mann kam. Augen verdrehend nickte der Mann „Dafür habt ihr mich angehalten hoher Herr?" „Mach dass du weiterkommst!" knurrte Vespasian nur, nickte in Richtung Drakon und wandte sich Richtung Durium. „Ist das nicht die falsche Richtung?" fragte Drakon verwundert. Er hatte sich zwar nie wirklich für Landkarten interessiert, aber er wusste, dass Denor im Osten lag und nun hatten sie die Mittagssonne im Rücken. „Wir reiten nach Süden." Vespasian nickte, „Richtig, wir reiten nach Durium." „Das ist doch ein ziemlicher Umweg." bemerkte Drakon stumpf, er war immer noch wütend über die zurückgekehrte Arroganz seines Lehrers. „Die paar Tage spielen auch keine wirkliche Rolle mehr, außerdem will ich dir etwas zeigen." er schwieg kurz, dann fuhr er fort „Du musst lernen, den Status, den du dir erwirbst auch den anderen zu verdeutlichen. Was du vielleicht als Arroganz wahrnimmst ist nichts anderes als einen Status den ich mir hart erarbeitetet habe. Dafür erwarte ich einen gewissen Respekt von einem Bauern." „Ohne die niederen, wie du sie siehst, hättest du nichts zu Essen, keine Kleidung zum Tragen, ja nicht mal ein verfluchtes Schwert." die Wut hatte sich in Drakon angestaut und brach nun aus ihm hervor. „Diese Menschen würden ohne den Schutz von Männern wie wir von den Orks zerfleischt werden." „Und so werden sie von Männern wie dir ausgebeutet und dann noch erniedrigt" „Besser erniedrigt als Tod, Junge. Wenn du dir dein eigenes Ansehen erst einmal verdient hast, dann wird sich dieses Denken schon noch ändern." Wird es nicht! Schwor sich Drakon selbst. Gerade als er zur Antwort ansetzen wollte ertönte der Lärm einer Schlacht. Mit großen Augen blickte Drakon zu Vespasian, er hörte Schreie, Poltern und andere undefinierbare Geräusche die fast wie ein Gesang aus zahlreichen Kehlen klangen. Vespasian ließ mit einem sanften Schenkeldruck sein Pferd antraben, Drakon beeilte sich Schrittzuhalten, bis sie auf einer Bergkuppe waren. Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige Wiese. Aus diesem grünen Meer ragte eine hölzerne Befestigung. Aus einem aufgeschütteten Hügel hinter einem Graben war eine Palisade aus starken Holzstämmen errichtet worden. Das perfekte Mauernquadrat war an den Ecken mit quadratischen Türmen verstärkt und befestigt worden. Innerhalb der Palisade hatte man Wehrgänge errichtet auf denen nun gerüstete junge Männer umher rannten und mit langen Stangen Leitern um schmissen, während die Männer außerhalb der Palisaden versuchten die Befestigung mit neuen Leitern zu erstürmen. Nun sah Drakon auch woher der mehr kehlige Gesang kam, es war gar kein Gesang, sondern die Männer am Rammbock die gleichzeitig mit einem lauten „UND HEP!" versuchten das provisorische Tor der Festung einzurammen. „Was ist das hier?" fragte Drakon, dessen Blick fünf Männer verfolgte, die mit den Schilden über den Köpfen versuchten dem Steinhagel der Verteidiger zu entgehen und ihre Leiter durch den Graben an die Mauer zu bekommen. Aus der Ferne sah er, wie einem der Männer der Schild zur Seite gerissen wurde und ein von der Mauer geschleuderter Speer in traf. „Was war das?" obwohl er nicht verletzt wurde verließ der Mann das Feld und stellte sich auf die Seite zu anderen Männern. „Das, mein Junge, ist eine von deinem Vater entworfene Trainingssimulation. Die Kadetten aus Durium haben heute morgen diese Befestigung ausgehoben. Eine Übung, die du schon in der Grundausbildung lernen wirst, im Feindesland schläft es sich in einer solchen Befestigung weitaus besser." Vespasians matschbraune Augen verdunkelten sich, er hatte etwas derartiges wohl schon erlebt „Nachdem die Kadetten dann das Lager aufgebaut haben werden sie in Gruppen eingeteilt, eine kleinere Gruppe bekommt dann den Befehl die Befestigung zu verteidigen, während die andere Gruppe den Befehl bekommt zu stürmen.Und was du da gesehen hast" er nickte in Richtung der am Seitenrand stehenden Männer „Das sind die Toten." Er schmunzelte über Drakons irritierten Blick „Da es ein zu hoher Verschleiß wäre die Kadetten wirklich mit scharfen Waffen kämpfen zu lassen, wird leider mit stumpfen trainiert" Dabei ließ er sich nicht anmerken ob es ihm lieber wäre wenn sich schon die Kadetten abmetzelten oder ob es nur ein Scherz gewesen war. „Die Schwerter sind stumpf, wie die für den Kampf genutzten Beile. Während die Speer- und Pfeilspitzen durch mit Sand gefüllte Säckchen ersetzt worden sind, sie haben beim werfen ein ähnliches Verhalten, durch bohren dich aber nicht, wenn man nicht gerade das Auge trifft." „Und was hat es jetzt mit diesen Toten auf sich?" „Wenn jemand so getroffen wird, dass es in einem echten Kampf tödlich wäre dann muss er den Kampf verlassen und an einer abgemachten Stelle das Ende des Kampfes abwarten." Drakon lachte „Und da halten sie sich dran?" „Oh ja" Vespasian schmunzelte, am Rand stehen Beobachter die sich merken wer versucht zu schummeln, und der wird dann bestraft und glaub mir, einen Monat Latrinendienst und du bist sehr artig was die fairness angeht." Gerade wurden zwei weitere Leitern umgestoßen und die Männer stürzten in den Graben. „Sie geben sich wirklich Mühe" bemerkte Drakon, während er den Männer zusah, die sich gerade aufrappelten und versuchten auf die nächste Leiter zu kommen. „Die Verlierer müssen Extratraining absolvieren und alles abbauen, während die Gewinner eine weitere Essensration und ein paar Tage leichteres Training und andere Privilegien bekommen." Er lachte als er Drakons verdutztes Gesicht sah „Bei der Armee lernt man solche Kleinigkeiten wert zu schätzen. Komm!"
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DIe Chroniken Relons
FantasiEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.