Kapitel 20

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Die Hufen des Schimmels donnerten über den Boden, die schmiedeeiserne Hülle mit der Schriftrolle darin wog schwer an seinem Gürtel. Fluchend ging er im Kopf seinen Plan durch, er hatte weit aus wichtigeres zu tun als für den König Lieferbote zu spielen. Nervös strich er über die lange breite Schwertklinge mit dem Adlerkopf am Knauf. Sie lag griffbereit über seinen Oberschenkeln, das hatte er sich schon vor so vielen Jahren in den Wüstenkriegen angewöhnt, damals hatten ihre Feinde hofft hinter Dünen gelegen und auf eine günstige Gelegenheit zum Angriff gewartet.

Die Sonne blendete ihn und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn, trotz der Jahre unter der brennenden Sonne hatte er sich nie an diese schreckliche Hitze gewöhnt. Er vermisste die beruhigende frische des Frühlingswindes. Immer tiefer führte ihn sein Weg, das Südgebirge thronte schon groß und mächtig am Horizont. Nun sorgte er sich nicht mehr wegen der umherstreifenden Rebellen, Stück für Stück kam er in die Nähe der Grenzen zum Reich der Orks, Gnome und Trolle. Sie bekämpfen sich zwar untereinander und die Könige Relons hatten mächtige Befestigungsanlagen errichtet, doch davor ließen sie sich wenig beeindrucken. Es kamen immer wieder kleine Gruppen über die Grenze, schlichen sich unbemerkt an den Grenzfestungen vorbei und versuchten ins Herzen Relons vorzustoßen.

Eines das wahrscheinlich mächtigste Bollwerk hier war die riesige Kriegsfestung Atendor, eine von zahlreichen Festungen entlang der Südgrenze des Reiches. Diese beherbergten eine große Anzahl an Militäreinheiten, mit der einzigen Aufgabe jedes Wesen, welches unbefugt die Grenze überschritt zu jagen und zu töten.

Vespasian ritt die einzige befestigte Straße weit und breit entlang, sie war der einzige Versorgungsweg für diese gewaltige Festung. Er zügelte sein Reittier und stieg ab, der weiße Hengst hatte ihn schon durch ganz Relon getragen, über weite gefährliche Strecken. Reiter und Pferd hatten schon Abenteuer überlebt, von denen andere nicht zu träumen wagten. Er tätschelte den Hals seines muskulösen Freundes, bevor er abstieg.

Eine Pause zu machen so tief in der Gefahrenzone konnte sich als tödlicher Fehler erweisen, das war ihm mehr als bewusst. Gnome die ihn hier finden würden, würden ihm mit Freude einen ihrer Giftpfeile in den Körper jagen. Doch es war schon seit drei Tagen in dieser Gegend, er spürte deutlich wie schwach sein Körper war, er hatte sich bisher nur wenige Stunden schlaf gegönnt, er war immer wieder aufgeschreckt und hatte sich panisch umgesehen. Vespasian fuhr sich über die Augen, ohne eine Pause würde er bald vom Pferd kippen und sich bei seinem Glück noch den Hals brechen, Außerdem wären Orks und der andere Abschaum zu Tag eher seltener Unterwegs, die Sonne schien sie ihnen zu schmerzen und die Patrouillen würden sie von weitem entdecken. Wieder beschimpfte er knurrend den König, jetzt musste er auch noch einen Botendienst nach Atendor machen. Er tätschelte noch einmal den Hals seines schönen Rosses, es war warm und das Heben und Senken der Flanke hatte etwas beruhigendes. „Du passt doch auf mich auf mein tapferer Alter." Der Hengst schnaubte leise und Vespasian ließ sich erschöpft ins Gras sinken, wenigstens war es trocken, er schloss die Augen, legte eine Hand auf seinen Schwertgriff und dämmerte sofort weg.

Etwas warmes und feuchtes riss ihn aus dem Schlaf, eine rosane Pferdezunge zog rau über seine Wange. Angewidert hob er die Hand um den Kopf des Tieres weg zu drücken, dann erstarrte er. Ein lautes Stampfen ertönte, langsam und schwerfällig. Der Hengst hatte ihn wirklich gewarnt mit der Linken umfasste er den Dolch an seinem Gürtel und mit der Rechten tastete er im Gras neben sich nach dem Griff seines Schwertes. Endlich fanden seine Finger den Adlerkopf, er umgriff den Knauf und zog das Schwert zu sich. Er hatte es schon am Vortag aus der ledernen Scheide gezogen um es sofort einsetzen zu können.

Der Griff war ihm mehr als vertraut und schmiegte sich wie immer in seine Hand. Das Gewicht seiner Waffe beruhigte ihn, es war das Einzige, was Rettung in dieser Gegend versprach. Er drehte leicht den Kopf in Richtung des Geräusches, darauf bedacht keinen Laut zu machen. Da! Das kniehohe Gras teilte sich, irgendetwas bewegte sich auf ihn zu, langsam setzte er sich auf. Und dann sprang es heraus! Vespasian riss das Schwert hoch.

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