Vespasian und Drakon hatten Limba im Morgengrauen verlassen, seitdem war eine Woche vergangen und wieder ritten sie nicht direkt weiter sondern hatten ein Ziel vor Augen, das Vespasian jedoch verschwieg. Während ihrer Reise trainierten sie Nacht für Nacht aufs neue, der Bote des Königs war zwar zufrieden gewesen mit Drakons Leistung, war aber aus einem unerfindlichen Grund davon besessen, ihn zu einem noch besseren Schwertkämpfer zu machen. Die Beweggründe spielten keine Rolle, das Ergebnis war immer dasselbe Drakon rollte sich stöhnend vor Schmerz und Erschöpfung nach dem Training in einen schnellen, tiefen Schlaf, der viel zu früh zu Ende war.
Bis sie endlich, nach den endlosen Feldern, Büschen und Wäldern in Sichtweite eines kleinen Dörfchens kamen, dessen Kochfeuer in den Häusern fröhlich vor sich hin rauchten, ähnlich wie Limba bestand auch dieses Dorf nur aus einer Ansammlung kleiner Holzhäuser. „Wir machen hier nur kurz Stopp um Neuigkeiten zu sammeln, ich höre mich um. Tränke du die Tiere. Wir treffen uns in der Schenke." gab Vespasian knappe Anweisungen und schritt mit wallendem Umhang davon. Das Blau des Umhangs war nur unterbrochen von einer goldenen Stickerei zwischen den Schulterblättern, ein Schwert über dem eine Krone schwebte, das Banner des Königs, die darunter gestickte goldene Schriftrolle stand für den Status eines Königsboten. Mit einem Augenverdrehen blickte Drakon ihm nach, machte dann auf der Ferse kehrt und ergriff die Zügel der Pferde, treu folgten ihm die großen Tiere bis zu einer aus einem Baustumpf geschlagenen Tränke. Dort band er sie fest, schritt anschließend zu einem Brunnen und befüllte die Tränke mit ein paar Eimern kaltem erfrischendem Wasser aus der Tiefe, von dem er selbst auch ein paar gierige Schlucke nahm.
Vespasian sah sich um, der unbewölkte Himmel bot keinen Schutz vor der blendenden Sonne, mit den Händen schirmte er seine Augen ab, wo ist dieser verdammte Kerl. Endlich hörte er Schritte, der junge Mann, dem er die Aufgabe gegeben hatte bis zu seinem baldigen Besuch sich umzuhören. Vespasian ging auf den blonden Jungen zu. „Hast du was heraus gefunden?" „Ah der blaublütige Schönling, auch mal wieder im schönen Dusra." Der junge Bauer entblößte seine gelben Zähne und grinste schelmisch. „Lang ist es her." Vespasian überging die Beleidigung geflissentlich. „Hast du etwas erfahren?" Das gelbe Lächeln wurde noch breiter. „Vielleicht." Vespasian zog einen kleinen grauen Beutel hervor, er hasste diesen Ort und diesen gierigen Bengel, aber Dustra zählte dank der Dustra dem angrenzenden Fluss zu einem der größten Sammelplätze von Händlern auf der Durchreise und wo es Händler gab, gab es auch immer neues aus aller Welt. „Also?" Das Säckchen wechselte den Besitzer. „Es gibt einen neuen Anführer, sie nennen ihn Alpha." der Junge wog das Säckchen in seiner Hand und lächelte fröhlich, er stellte sich wohl schon die Menge an Wein vor, die er damit Kaufen konnte. „Die Rebellen sammeln sich in Scharen um ihn, er soll ein Eindrucksvoller Kämpfer sein." Vespasian stöhnte innerlich auf, Gerüchte die er auch schon aus anderen Quellen vernommen hatte, hatten sich wohl auch hier bewahrheitet. Ein neuer Anführer, ein Mann unter dessen Banner sie sich sammeln können. Vespasian wollte sich nicht ausmalen, welche Folgen das haben konnte, die kleinen Rebellengrüppchen waren nicht mehr als ein paar Männer und Frauen, ungefährlich für den König, aber vereint hinter einem Mann wären sie eine ernstzunehmende Bedrohung. „Was ist mit den Zwergen?" Der Bote des Königs strich sich verloren über den Bart „Sie haben nichts mit den Rebellen zu tun, ich wüsste nicht warum der König gegen sie kämpfen sollte. Ich denke..." Vespasian unterbrach ihn harsch. „Es spielt keine Rolle was ein Bauerntölpel denkt! Die Zwerge haben Menschen abgeschlachtet, es spielt keine Rolle ob gemeinsam mit den Rebellen oder allein, der König wird sie ihren Taten gerecht unterwerfen!" Das Lächeln des Bauern verschwand. „Aber sie haben damit nichts zu tun, jedenfalls sind sich meine Quellen nicht sicher, sie erzählten sogar, dass die Zwerge Rebellen aus ihrem Reich vertrieben haben!" Vespasians Züge wurden hart, kalt, abwertend. „Glaubst du wirklich, es interessiert den König, dass sich ein paar Händler uneinig sind? Es gibt genug Beweise für ihre Schuld." Er wandte sich zum gehen „Versaufe dein Geld nicht sofort, und halte die Augen und Ohren offen." Vespasian schritt davon, den Schatten in der Gasse neben ihm bemerkte er nicht.
Jemand spielte auf einem Klavier während Drakon sich gelangweilt in der Schenke umblickte, sie war auch nichts anderes als ein großer Raum, indem neben der Theke noch drei weitere kleine Tische mit Stühlen. Aber der Geruch der vom Raum hinter der Theke durch die Tür zog war betörend, das gebratene Fleisch ließ ihm das Wasser im Mund zusammen laufen. Es erinnerte ihn an Drachenfels, wenn die dicke Köchin mal wieder ein Brathähnchen zubereitet hatte und er als Kind dabei zugesehen hatte wie sich die panierte Haut langsam in diese schmackhafte braune Kruste verwandelte. Endlich betrat Vespasian den leeren Raum, kam mit schnellen Schritten zu seinem Tisch und warf ihm ein paar Münzen hin "besorge dir etwas zum Essen und Proviant ich muss noch ein paar Dinge klären".
Die dunkle Gestalt saß etwas weiter entfernt auf einer kleinen Lichtung mit einem jungen Bussard vor sich. „Sag dem König ich habe ihn gefunden und bleibe an ihm dran. Der Krieg ist nahe" Der graue Vogel zupfte sich eine stumpfe Feder aus dem Gefieder, dann blickte er auf. Die intelligenten Augen starrten die Gestalt vor sich an und er wusste dass der Vogel ihn verstanden hatte, dann spannten sich die Schwingen und der Vogel flog mit schnellem flattern los. Die Augen des Fremden folgten dem Vogel. Die letzten drei hatten es nicht geschafft, jedenfalls kam nie eine Antwort, vielleicht hatte dieser Erfolg. Mit einem leisen Scharren zog die Gestalt einen unterarmlangen Dolch und prüfte die Schneide. Sie war scharf, bereit das Fleisch eines Opfers zu zerschneiden, das Fleisch eines Feindes. Die Gestalt schmal und unscheinbar verschmolz mit dem Schatten des Waldes.

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DIe Chroniken Relons
काल्पनिकEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.