Kapitel 23

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„Vater!" Farodin von Lorntor, der fünfte und jüngste Prinz Katarus betrat mit schnellen Schritten den Thronaal und kniete neben seiner Schwester und seinen Brüdern auf der Stufe zum Thron nieder. Vor ihnen thronte ihr Vater, der König Katarus, ein kleiner Mann mit kahlem Schädel, spitzem Gesicht und eingefallenen Augen.

Seine Kinder knieten vor ihm und starrten die die polierten Stufen vor sich an, der König war streng und erwartete uneingeschränkte Demut. Ohne den Kopf zu heben wusste Farodin, dass sein Vater eines der goldenen Hemden trug, bestickt mit dem Familienwappen und dass die große mit Edelstein besetzte Krone zu groß für seinen Kopf war und so schief auf seinem Haupt saß.

„Du bist zu spät, Junge!" dröhnte die schnarrende Stimme seines Vaters durch den Saal. „Ich inspizierte eure Ehrengarde, mein Herr." „Das ist nicht entschuldbar!" wetterte der König weiter und führte einen ewigen Vortrag über Disziplin und Gehorsam, den seine Kinder mit gesenkten Köpfen und verdrehenden Augen quittierten. Farodin blickte nach rechts, Amalia, seine jüngere Schwester grinste ihn an und verdrehte noch einmal die Augen.

Als der König nun endlich fertig war verkündete er „Wir werden in den Krieg ziehen!" „Was?" einer von Farodins Brüdern sah irritiert auf. „Hab ich dir gestattet die Augen zu heben." knurrte der König. „Egal, ja, wir werden in den Krieg ziehen. Burna muss vernichtet werden!" „Vater, wir haben erst vor einem halben Jahr einen Frieden geschlossen." warf einer seiner Brüder ein, ließ aber dieses Mal die Augen gesenkt. „Sie ziehen ihre Armeen zusammen" tönte der König schrill „Und wir werden darauf antworten!" „Auch wir sammeln unsere Soldaten mein König, seine Männer sind wie es der Vertrag vorschreibt fernab der Grenze." schaltete sich nun ein zweiter seiner Söhne ein. „Du widersprichst mir!" kreischte ihr Vater, zog sein Schwert und schlug es mit einem wütenden Hieb gegen den Thron. Krachend und knackend fuhr der Stahl in das vergoldete Holz und blieb zitternd stecken. Aus dem Augenwinkel betrachtete Farodin seinen Vater, wie er vergeblich versuchte das Schwert aus dem Holz zu ziehen „Ich werde euch, meine Söhne, mit unserer ganzen Streitkraft gegen unseren Feind senden, werdet ihr gehorchen?" überspielte er die Stille. „Ja, Vater!" tönte die einstimmige Antwort zurück. „Gut, dann los, sammelt die Soldaten und brecht so schnell wie möglich auf." Die fünf Prinzen verneigten sich fast gleichzeitig und erhoben sich. „Du nicht Farodin!" der junge Prinz blieb stehen, sein Magen zog sich zusammen was will er denn noch? Er verachtete seinen Vater für den versuch immer absolut Dominat zu wirken, gerade dieses überzogenen Gehabe ließ ihn schwächer wirken. „Vater?" er bleib stehen, genau wie seine anderen Brüder. „Hinaus habe ich gesagt, nur Farodin und Amalia sollen bleiben!" fauchte der König während er möglichst heimlich versuchte das Schwert zu bewegen, nach einem weiteren Ächzen gab das Holz das Schwert nun frei.

Als die anderen Prinzen den Saal verlassen hatten und Farodin wieder neben seiner Schwester niederkniete fuhr ihr Vater fort. „Ich habe Nachricht aus Relon erhalten." er lachte, doch das schrille Lachen klang unheimlich in Farodins Ohren. „Sie wollen eine Allianz zwischen unseren Reichen!" er Lachte wieder. „Endlich wollen sie unsere Macht anerkennen!" „Das klingt hervorragend Vater." bemerkte die Prinzessin mit ihrer sanften Stimme, sie war wohl die einzige, die ihren Vater etwas besänftigen konnte. „Diese Allianz soll durch eine Hochzeit besiegelt werden!" fügte der König hinzu. Farodins und Amalias Blicke trafen sich, die Augen der Prinzessin waren geweitet, Angst blitzte über ihr Gesicht, doch dann hatte sie sich im Griff und fragte mit einer nur leicht zitternden Stimme „Eine Heirat, wer wird heiraten?" doch bevor die Antwort kam, wusste es Farodin schon. „Du wirst Dendron, den König Relons ehelichen, meine Liebe." „Vater..." ihre Stimme brach weg. „Keine Widerrede!" fuhr ihr der König ins Wort und schickte sie mit einem harschen Befehl aus dem Saal. Farodin blickte zu seiner Schwester, die ihm ein tapferes Lächeln schenkte, doch ihre feuchten Augen straften sie der Lüge.

„Komm mit" knurrte sein Vater, und schritt die Treppen hinab. Farodin folgte ihm, durch einen hellen Gang, an mehreren Gemälden vorbei, die die stolzen Könige und hohen Herren seiner Familie zeigten. Zu seiner linken waren die Wände kunstvoll bemalt und von weiten Fenstern gesäumt. Sorgsam darauf bedacht nicht auf den viel zu langen Goldenen Mantel seines Vaters zu treten folgte er ihm, bis sein Blick wie immer an diesem Bild hängen blieb. Es zeigte einen drahtigen Mann in goldener Schuppenrüstung auf einem Felsen stehend. Sein schwarzes Haar war zerzaust und der rote Umhang wehte im Wind. Unter seinem linken Arm hielt er einen Reiterhelm und sein rechte umschloss entspannt einen langen Speer mit schwarzem Schaft und silberner Speerspitze. Es war Demian, der Speer der Abenddämmerung, sein Onkel, der jüngere Bruder seines Vaters. Und obwohl Farodin es niemals laut aussprechen würde, sah dieser Mann, in dieser einfachen Rüstung, tausend mal königlicher aus, als sein Bruder, der sich mit Gold und Schmuck überhäufte. Doch der Speer der Abenddämmerung war, tot, in die Schlacht gezogen als Farodin noch ein Kind war und nie wieder gekehrt. Überall hatten die Menschen Statuen ihres Helden aufgestellt. „Was machst du schon wieder, er ist tot, verdammt noch mal." Grunzte sein Vater, doch seine Stimme hatte einen komischen Unterton. Mit einer hektischen Geste winkte er seinen Sohn zu sich. Und schritt weiter. „Du warst schon immer mehr Denker als Krieger mein Junge" „Ist das der Grund, warum ihr mich hier behalten habt" fragte Farodin, sein Magen krampfte sich zusammen. „Gib mir eine Einheit und ich werde sie für euch siegreich in die Schlacht führen." Sein Vater schüttelte den Kopf, was dazu führte dass die zu große Krone hin und her schaukelte. Normalerweise wäre das lustig gewesen, doch der junge Prinz war zu angespannt. „Vater, ich werde euch nicht entäuschen, gebt mir ein paar Männer und ich werde es euch beweisen." betonte Farodin, er hasste es wenn seine Brüder über ihn gestellt wurden. Muskeln aber nichts im Kopf! „Nein! Verdammt, ich habe für dich etwas anderes zu tun, als mit einem Schwert um dich zu schlagen." Enttäuscht biss sich der Prinz auf die Lippe und wartete aus seinen Auftrag. „Ich werde dich nach Relon schicken." „Ich denke an der Front bin ich von größerem Nutzen." Ein zorniger Schatten legte sich auf das Gesicht seines Vaters „Ich weiß wo du von Nutzen bist. Ich benötige einen treuen und klugen Geist, um mit dem König von Relon die Bedingungen für die Hochzeit auszuhandeln." Farodin nickte, nach dem Verbot der Magie und der Sklaverei unter dem alten König Gabriel in Relon waren die Länder zerstritten und zwischendurch kurz vor einem Krieg gewesen. „Der König muss die Sklaverei wieder zulassen und vor allem das Magieverbot aufheben. Das sind meine Bedingungen." „Das sind die Grundpfeiler des alten Königs, ich bezweifle dass sein Sohn diese so schnell einreißen wird." schluckte Farodin. „Es ist deine Aufgabe, mein Sohn, ihn davon zu überzeugen er benötigt unsere militärische Stärke, Versorgung und vor allem unsere Magier wenn er gegen die Zwerge kämpfen will. Darauf ist er angewiesen." „Vater" nun schüttelte der Prinz den Kopf „wir würden dann ja überhaupt nichts gewinnen, außer vielleicht durch den Sklavenhandel da." Hektisch schüttelte der König den Kopf und blieb an einem der Fenster stehen. Sein Blick ging durch die helle Scheibe in die weite Ferne. „Unsere Lage ist schlimmer als sie scheint, die mächtigen Familien hier sägen an meinem Thron." Farodin stockte, sein Vater war ein vorsichtiger Mann, aber diese Anschuldigungen waren gefährlich. „Vater..." „Nein, Sohn" presste der König mit geröteten Wangen hervor. „Du hältst mich vielleicht für ängstlich, oder denkst ich übertreibe, aber so ist es nicht! Sie planen jetzt schon meinen Sturz!" Farodin unterdrückte sein ungutes Gefühl. „Also entsendet ihr sie in den Krieg nach Relon, ihre Truppen sind aus dem Land und wenn sei sterben gewinnt ihr doppelt." Nun lächelte der König. „Siehst du, deshalb schicke ich dich für die Verhandlungen, du bist klug, enttäusche mich nicht Junge!"

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