Kapitel 36

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„Das Tor ist offen." riefen ihnen die Späher noch in vollem Galopp zu bevor sie vor Vespasian brutal die Pferde zügelten. Wild schnaubend hoben sich ihre Flanken, ihre Reiter hatte ihnen keine Pause gegönnt. „Wir haben weder Wachen auf der Mauer noch Patrouillen vor der Festung gesehen berichtete ein weiterer Späher.

Sie hatten fast zwei Tage gebraucht um wieder zurück zu kehren, nun war sich Vespasian, so kurz vor dem Ziel unsicher, ob sie nicht blindlings in eine Falle rannten. Larion stand neben ihm und strich sich über den mittlerweile gewachsenen Bart, sie alle hatten abgesehen von kurzen Schlafpausen ihre Sättel nicht verlassen, vom Baden oder gar einer Rasur war nur zu träumen. Er blickte auf die Festung, sie wirkte verlassen und leer und erweckte einen gespenstischen Eindruck, die Späher hatten das nur noch bestätigt. „Was ist der Plan?" fragte Larion als er seinen Blick Richtung Burg wandte. „Ich reite mit einem Numerat voran, ist es eine Falle wartet der Rest hier und warnt die anderen Rückkehrer bevor sie auch in die Falle tappen. Nachdem sich alle gesammelt haben bereitet ihr die Eroberung der Festung vor. Sollte es keine Falle sein werden wir ein Fackelsignal geben und der Rest kann nachrücken. Larion nickte zustimmend. „Ich komme mit, denkt ihr es ist eine Falle?" fragte der Sergeant „Ich wäre überrascht wenn nicht" murmelte Vespasian. „Dann komme ich auch mit." William Taurus war zu ihnen getreten. „Ich hab euch eine halbe Ewigkeit gesucht Vespasian, da lasse ich euch nicht einfach allein in eine tödliche Falle reiten, der König würde euren Tod jetzt noch nicht billigen." Er betonte das jetzt so komisch, dass Vespasian ihn irritiert ansah. Doch der Drachengardist sprach ungerührt weiter „Ich werde auf euch aufpassen Vespasian." sein Tonfall war kalt und beherrscht, dann wandte er sich um und rief „Korporal!" Er suchte zehn weitere Männer aus, bevor er sich in den Sattel zog und sein Schwert kampfbereit über seine Oberschenkel legte. Vespasian beäugte ihn kritisch, dieser übereifrige Junge würde ihm noch einige Probleme bereiten und seine Arroganz ließ in ihm die Wut kochen, doch das würde er sich für später aufheben müssen.

Möglichst leise ritten sie durch das Tor, die Schwerter in den Händen, die Schilde erhoben und jeder Muskel zum Zerreißen gespannt. Dass sie bis hier hin gekommen waren und nicht von Pfeilen durchsiebt am Boden lagen sah Vespasian schon als gutes Zeichen. Ein beißender Gestank schlug ihm entgegen, kroch in seine Nase und weckte in ihm den Drang das Frühstück, dass er nicht gehabt wieder frei zu geben.
Überall lagen Leichen, an denen Krähen fröhlich pickten und kleine Fetzen Fleisch aus ihnen rissen. Sie stoben auf, als die Pferde an ihnen vorbei donnerten und kreischten wütend. Einer der Drachengardisten erbrach sich geräuschvoll was den Gestank nach Tod, Exkrementen und Blut noch verstärkte. Vespasian hatte den Gestank der Schlachten noch nicht vergessen, zu häufig hatte er sich ihm ins Gehirn gebrannt. Es war ein warmer Wintertag, der Frühling würde bald einbrachen, er wollte sich gar nicht ausmalen, wie es hier wohl im Sommer gestunken hätte.

Auch Vespasian musste ein Würgen unterdrücken, als er absprang und das Schwert kampfbereit hob, den Blick immer noch in Richtung der Mauern. Bei einem Hinterhalt hätte er dort Bogenschützen platziert. „Schwärmt aus und durchsucht die Festung, bleibt immer zu zweit und ruft um Hilfe wenn ihr etwas findet, wir brauchen keine Helden!" Er hielt sich die Linke vor die Nase und begutachtete eine der Leichen, eine Axt hatte diesem Mann das Leben genommen. Er sah sich um, und erblickte dann die Leiche die er gesucht hatte, Trauer flammte kurz in ihm auf, Bendaron war ihm ein guter Freund und Mentor gewesen, ein kleiner Teil von ihm hatte gehofft, dass der Präfekt die Festung auch mit einem Trupp verlassen hatte, bevor sie angegriffen wurde. Er trat auf den Leichnam zu legte sein Schild zu Boden und öffnete mit einer gekonnten Bewegung die Schnalle seines Umhangs. Gerade wollte er den Körper unter dem Kostbaren Stoff verdecken, da lief ihm ein Schauer über den Rücken. Bendaron hatte den Tod nicht durch ein Schwert oder einen Speer gefunden. Sein Körper sah aus als wäre er von einem riesigen Tier zerfleischt worden. Mit der Hand drehte er fast schon sanft den Kopf des Toten leicht zur Seite. Diese Wunden wurden unverkennbar von Krallen verursacht, genau wie die tiefen Rillen auf seiner Brust, die sich selbst durch den Harnisch gegraben hatten. Sein Blick strich weiter über den Körper. Sein Blick blieb an den Beinen hängen, es waren unverkennbar Bissspuren. Unmöglich! Vespasian sah sich um. „Als der Angriff passierte war Tag oder?" erklang die Stimme eines Drachengardisten der sich als Korporal Zenger vorgestellt hatte.

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