Drakon hatte sein Zimmer nicht mehr verlassen, der Tod seines Vaters war nun sieben Tage her und er machte sich Gedanken über Vespasians Angebot. Der in ihm lodernde Hass flüssterte in seinem inneren ein Lied von Rache, von der Jagdt auf die Attentäter und deren Tod. Andererseits hallte auch die Stimme seines Vater durch seinen Kopf, der seinen Kindern die Grausamkeit des Kriegerhandwerkes ersparen wollte und ihnen predigte sich fern von diesem Blutbad zuhalten. Sein Vater hätte diesen Weg einfach nicht gewollt. Beide Stimmen zerissen ihn innerlich.
Nun, nach sechs Tagen, hatte er den Entschluss gefasst, er wollte kämpfen lernen um sich verteidigen zu können. Und ein kleiner Teil in ihm schrie nach Rache, es wäre nicht das, was sein Vater gewollt hätte, dennoch wusste er nicht ob er sich dem verschließen konnte.
Tief einatmend legte er den schwarzen Umhang an, heute war der Tag der Bestatungszeremonie gekommen, dankbar hatte Drakon vor ein paar Tagen erfahren, dass Vespasian sich um alle nötigen Formalitäten gekümmert hatte. Im Spielgel prüfte er noch einmal die letzten Formalitäten, das schwarze Haar war für seinen Geschmack etwas lang, es bedeckte schon fast die Stirn. Mit einer einfachen Bewegung strich er es nach hinten Schon besser. Er trug braune Lederstiefel, eine schwarze Wollhose, die von einem Gürtel mit geschwungener Schnalle gehalten wurde und einen dunklen Wams in dem mit silbernem Faden das stierköpfige Wappen seines Vaters über das Herz gestickt worden war.
Mit schnellen Schritten durchquerte er Drachenfels. Es schien als seien alle Bewohner gekommen um von ihrem Lord abschied zu nehmen. Am Strand standen Bauern, Handwerker, Soldaten und Adlige, alle in ihren besten Klamotten. Drakon ließ den Blick über den Strand schweifen. Der Hohepriester des Laodatos, des Gottes des Meeres stand in einer Kutte mit den Knöcheln im Wasser. Es schien als würden sich die Wellen vor ihm teilen, seine Beine umschlingen und nach oben greifen, um die dunkelblaue Kutte zum Leben zu erwecken. Daneben lag John Taurus, der große Kriegsheld, Freund des Königs, Lord von Drachenfels und sein Vater, aufgebahrt auf einem Floss. Es war extra zu diesem Anlass aus dunkler Schwarzeiche geschlagen worden. Runen aus hellem Gold hatten die Priester in das Holz gebrannt um dem Gott aller Meere diesen großartigen Mann anzupreisen, der sein Leben damit verbracht hatte die dunklen Wesen des Ukreanos in die dunklen Tiefen aus denen sie hervorgegangen waren zurückzustoßen. Das Floß selbst war voll Schriftrollen von Fürsprachen und guten Wünschen, die die Menschen hier für ihren gestorbenen Lord vorbringen wollten. John selbst trug seine Rüstung und und einen langen Reiterumhang aus rotem Samt, der auf der linken Seite elegant über seinen Arm geschlagen worden war. Auf der Brust ruhte der von beiden Händen umgriffene Schwertgriff. Auch Tod hatte dieser Krieger noch eine erhabene, respekteinflößende Ausstrahlung. Bei diesem Anblick schmerzte etwas tief in seiner Brust, doch er hatte genügend Träne vergossen und fing sich tief einatmend wieder.
Nickend gab Vespasian dem Hohepriester ein Zeichen als er Drakon bemerkte. Der Diener des Laodatos erhob mit einer tief sonoren Stimme einen dunklen Singsang in den die Menschen einstimmten. Ein uraltes tiefes Lied, es erzählte die Geschichte in der Laodatos sich aus dem Meer erhob um sich Ukreanos allein entgegenzustellen. Es bewegte die Menschen von Drachenfels, die meisten hier verehrten unter den Göttern vor allem Laodatos als ihren Schutzpatron und waren als Bewohner der Küste unter ständigem Einfluss des Gottes aller Stürme und Fluten aufgewachsen.
Der Singsang endete in einem tiefen Grollen während das Meer an Tosen zunahm und ein starker Wind die Haare der Anwesenden durchfuhr. „Dieser Mann wurde im Glauben unserer Götter erzogen" verkündete der Priester „als solcher diente er im Kampf gegen Ukreanos mehr als die meisten anderen." Nun wandte er sich dem Toten zu „Das Reich des ewigen Meeres wird dir offenstehen!" Der Priester griff in die Fluten es schien als würde er nach nichts greifen, doch dann zog er aus dem Wasser einen Dolch hervor, er glitzerte in der Sonne doch und war durchsichtig wie ein Eiszapfen. „Dieser Mann hat uns in Laodatos Namen gegen die dunkle Brut Ukreanos beschützt. Wer ist bereit einen Teil seiner, von unserem Herrn des Meeres gegebene, Lebenskraft zu geben um John Taurus die Reise in das Reich des Meeres zu erleichtern." Sein Blick viel auf Drakon, der nun so tief ins Meer watete dass die Wellen ihm in die Stiefel schwappten, daran hatte er heute morgen nicht gedacht. Das Wasser wahr kühl und lies ihn frösteln doch er beugte sich schweren Herzen vor, nahm eine Hand voll Wasser und lies es mit den Worten „Ich danke dir für alles Vater" auf das Floß tropfen, dann streckte er dem Priester seinen Arm entgegen der den durchsichtigen Dolch über seinen Unterarm fahren ließ und dabei murmelte „Möge dieses Opfer Laodatos gnädig stimmen" Das rote Blut tropfte in die Gischt der Wellen, die gierig nach dem roten Lebenssaft lechzte. „Möge diese Kraft von Laodatos gegeben zu Laodatos zurückkehren um John Taurus die Tore zu öffnen." Mit einem zweiten Streich des eiskalten Dolches lief noch mehr Blut in die Wellen, dann trat Drakon zurück, um den heranströmenden Menschenmassen platz zu machen die alle ebenso ihr Blut gaben um ihren Herren auf seiner letzten Reise zu unterstützen. Dazu gehörten kleine Bauern, sowie hohe Adlige die von ganz Relon angereist waren um ihrem Gefährten und Freund die letzte Ehre erweisen zu können. Jeder von ihnen, egal ob arm oder reich benetzte das Floss mit einer handvoll Wasser und einem letzten Dank, um anschließend dem Priester den Arm zu reichen und den Blutzoll zu geben.
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DIe Chroniken Relons
FantasíaEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.