Kapitel 0

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Sommer, im Jahre 512 der Thronbesteigung

„Du siehst gut aus" sagte Gabriel, er saß entspannt im Ratssaal auf einem weich gepolsterten Stuhl und begutachtete die Wunde an seinem Bein. Sie war in den vergangenen drei Wochen besser verheilt als er erwartet hatte, es war nur etwas steif, aber das würde die Bewegung wieder minder. John Taurus trat in blank poliertem Harnisch, er war ein Geschenk seines Königs gewesen, prachtvoll verziert mit einem Stier vor gekreuzten Schwertern. Ein dunkelblauer Umhang legte sich um seine Schultern, das Wappen der Tallerions, ein gekröntes Schwert, war mit Goldfarbe eingestickt worden und der blutrote Drache, der sich um das Schwert wand wies ihn unverkennbar als Mitglied der Drachen, der königlichen Leibwache aus, genau wie der Drachenkopf, der den Mantel an seinem Hals zusammenhielt. „Frisch gewaschen und ohne Blut erkennt man dich gar nicht mehr." spottete Gabriel weiter. „Das sagt der Richtige, ich hätte dich fast aus dem Palast geworfen, ich wusste gar nicht mehr wie du ohne Bart aussiehst." gab John schmunzelnd zurück. Beide lachten und der König verwies auf einen der Stühle, es war sogar Johns Platz, als Lordkommandant der Drachen stand ihm im Hohen Rat ein Platz zu. „Die hohen Herren sind alle gekommen." sagte John als er sich fallen lies. Er hatte die letzten Tage damit verbracht die Drachengarde zu koordinieren, jedem seine Ausgaben zugewiesen und alles inspiziert. Hinter der letzten Stadtmauer durften nur die Soldaten der königlichen Drachengarde dienen, sie bewachten den letzten Mauerring, den Königspalast und dessen Grundstück. Seid Tagen reisten aus dem Land her alle an die Rang und Namen hatten, denn der Krieg war vorbei, sie alle sollten vor dem König die Treue schwören und die Bestrafung der gefangenen Rebellen bezeugen. „Wie soll ich sie nur bestrafen?" Gabriel seufzte. „Als Hochverräter sollte ich ihnen die Köpfe abschlagen lassen und auf spießen dem Volk präsentieren? Reicht es dafür die Väter zu töten, oder muss ich auch alle Söhne hinrichten lassen um eine Rache zu verhindern und was ist mit den Frauen, sie können sich genauso Rächen wollen." John nickte „Ja sie haben euch verraten, und dafür gebührt ihnen der Tod, aber wir wollen den Frieden. Gnade bewirkt manchmal mehr als kalter Stahl." Ein schnauben folgte „Ich soll sie also einfach ziehen lassen? Du bist manchmal zu weich John." John lies den Blick durch den Saal schweifen, hier trafen sich normalerweise die Berater des Königs, eine Gruppe hoher Adliger und Militärs, dem entsprechend war der Raum auch prunkvoll eingerichtet, riesige gestickte Teppiche zeigten an den Wänden Szenen von Festen, Ernte und Jagden. Die Kronleuchter blitzten im Licht das durch die großen Fenster viel und die Stühle waren mit den jeweiligen Wappen verziert. Einzig der König schien hier nicht rein zu passen, er trug nur einfache Kleidung und die Krone lag achtlos auf dem massiven Tisch. Er ließ sich Zeit, bevor er antwortete. „Menschlichkeit ist keine Weichheit, gewährst du sie anderen wird sie dir vielleicht eines Tages Auch gewährt werden, auf Gewalt folgt nur Gewalt." „Die Menschlichkeit macht dich angreifbar John, wie kannst du nur so ein guter Soldat sein wenn du im Nachhinein so gnädig bist." traurig sah der Lordkommandant der königlichen Garde auf die Maserungen des Tisches, die Gesichter so vieler gefällter Gegner tauchten vor seinem Auge auf. Egal ob jung oder alt, egal ob arm oder reich, egal ob Bauer oder Adliger, sie starben alle gleich. „Im Feld muss ich töten, um mein Leben zu retten, um das Leben meiner Freunde zu retten, um für die höheren Ziele einzustehen. Aber hier, abseits des Schlachtfeldes, kann ich auch die Menschlichkeit zulassen, vergiss nicht Gabriel, das ist das einzige was uns von den Orks unterscheidet." Gabriel lachte kurz auf „Abgesehen vom Aussehen und der Intelligenz meinst du?" Johns Gesicht blieb starr „Wir Menschen sehen auch unterschiedlich aus, es gibt genau so hässliche." „So wie dich meinst du?" Und was die Intelligenz angeht, von welcher Klugheit zeugt es wenn sich die Menschen gegenseitig abschlachten." überging John die glucksende Bemerkung und zog fragend die Augenbrauen hoch. Nach einem kurzen schweigen nickte der König „Also zeigen wir Menschlichkeit und schenken ihnen ihr Leben, wie bestrafen wir sie dann?" Nun lächelte John „Was lieben die abgesehen von ihrem Leben noch über alles?" „Ihr Geld." „Stimmt, wir nehmen ihnen einen Teil ihres Besitzes, Land, Geld und Tiere, vielleicht auch Mienen und verteilen sie an die dir treuen Männer." Nun lächelte auch Gabriel „Die Idee gefällt mir, ich werde es mir überlegen. Aber das ist nicht der eigentliche Grund warum du mich aufsuchst oder?" er sah seinem Freund in die Augen. „Nein euer Gnaden." Gabriel strafte sich und nahm die Krone in die Hand „Also sitzt nun nicht mehr schon vor mir, sondern John Taurus, Lordkommandant meiner Drachen?" „Aye, Majestät!" Johns Stimme klang nun rauer und noch tiefer. „Was gibt es, Ser." „Wir haben uns mit zwölf Jahren in der Militärschule kennengelernt, von da an waren wir immer Seite an Seite, haben zusammen gekämpft und sind füreinander eingestanden." „Das weiß ich, ich war dabei." unterbrach ihn Gabriel ungeduldig, dann sagte er etwas milder „Fahre fort." „Ihr habt mich, den Sohn eines Bauern, zum Ritter geschlagen und später zum Herren eurer Leibwache gemacht, das werde ich niemals vergessen." „Das habt ihr euch alles selbst verdient, mein Vater sah ein hohes Potential in euch, und ihr habt seine Erwartungen mehr als übertroffen, es waren keine Geschenke, sondern der Lohn für eure Anstrengung." John nickte „Ich habe meinen Schwur gehalten, ich habe euch gedient, für euch gekämpft und für euch geblutet." Gabriels Blick war skeptisch, er wusste nicht so recht in welche Richtung dieses Gespräch gehen sollte „Das weiß niemand besser als ich, ihr habt mich nie enttäuscht." „Der Krieg ist vorbei, einzelne kleine Gruppen sind noch übrig, sie sind nicht die Mühe wert. Die Orks sind aus unseren Landen ins Südgebirge verschwunden, die Grenzfestungen dort sind besetzt und werden jedes Monster abfangen bevor es in bewohntes Gebiet vorstoßen kann. Die Magie ist verboten, die Magier sind ausgelöscht oder geflohen und die anderen magischen Wesen sind ausgerottet oder vertrieben worden. Der Usurpator ist tot. Jedes Ziel, das ihr erreichen wolltet habt ihr erreicht. Wir haben den Frieden geschaffen, mein König. 25 lange Jahre habe ich an eurer Seite gekämpft und euch gedient. Nun bin ich müde, das kämpfen leid."Der große Mann fiel in sich zusammen, er wirkte todmüde. „Ich bitte euch, mein Herr, entlasst mich aus meinem Schwur."

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