Kapitel 79

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Schnell rannten sie durch die Gänge, immer tiefer, immer weiter in das Herz des Berges. Mitarendil wäre gerne voraus gerannt, die kurzen Beine der Zwerge machten sie verflucht noch einmal echt langsam. Doch, da er bei diesen vielen Gängen den Überblick verloren hatte und auch gar nicht wusste wohin er eigentlich musste folgte er dem Zwerg der sie alarmiert hatte. Neben ihm im grimmigen Gleichschritt donnerten die Stiefel von Biondil und seiner Leibgarde.

Plötzlich hörte er Stimmen „Lass mich hier und jetzt ihre Schädel zertrümmern!" „Nein!" „Ach komm schon, es sind Elfen!" unwillkürlich beschleunigte Mitarendil, rannte an seinen Begleitern vorbei. Dann war er um die nächste Ecke. Fest verschnürt am Boden lagen zwei Gestalten, der Größe nach waren es Elfen. Um sie herum standen mindestens zwanzig Zwerge, alle in voller Rüstung, eine Gruppe jüngerer Zwerge sah übel mitgenommen aus, blutige schrammen und ausgeschlagene Zähne fielen ihm auf den ersten Blick auf. Dazu ein paar ausgerenkte Gelenke und gebrochene Knochen. „Morana!" stieß er entgeistert hervor als er die silberne Haarpracht der einen Person sah. Die Zwerge fuhren herum. Die jüngeren rissen ihre Waffen hervor. „Da ist ja noch einer!" schrie einer der Zwerge mit blutiger Doppelaxt. Als Mitarendil das helle Elfenblut darauf erblickte konnte er sich nicht mehr zusammenreißen. Der Zwerg sprang auf ihn zu, die Axt zielte genau auf seinen Hals. Ohne jegliches Mitleid ließ sich Mitarendil nach hinten fallen und riss gleichzeitig den schlanken Dolch von seiner Hüfte. Schnell tauchte er unter den brutalen Hieben seines Gegners hinweg, nur um auf diesen einen Moment zu warten. Die Klinge schoss an ihm vorüber, seine Hand schoss vor, packte das Handgelenk, gleichzeitig schoss sein Dolch voraus. Die Klinge hätte sich in die Kehle des Zwerges bohren können, doch im letzten Moment wurde ihm klar, dass dieser Tod auch seinen Tod bedeuten würde. Sein Blick fiel auf die anderen Zwerge vor ihm, die jüngeren waren kurz davor sich auf ihn zu stürzen. „Einen Schritt weiter!" drohte er und drückte den Spitzen Stahl genau in die Mulde unter dem Kinn. „Was bei den Göttern ist hier los" ertönte nun die wütende Stimme Biondils hinter ihm. „Sie haben Elfen getötet" knurrte Mitarendil und wieder flammte ein Zorn in ihm auf, eine einzige Bewegung und er hätte wenigstens einen von ihnen als Entgelt gefordert. „Sie sind am Leben" knurrte nun eine nur allzu wohlbekannte Stimme. „Einen Toten braucht man nicht fesseln!" Afkar Wolfsschreck trat zwischen den Zwergen hervor. „Und jetzt nehmt die Finger von meinem Sohn!" er zog eines seiner Beile aus dem Gürtel. „Lass ihn los" flüsterte Biondil neben ihm. Immer noch versucht dem Zwerg die Kehle aufzuschlitzen ließ er von ihm ab und stieß ihn in Richtung seines Vaters. Mit hasserfülltem Blick richtete der Zwerg sich auf und spuckte dem Elfenprinzen vor die Füße. „Was hat das zu bedeuten" Biondils Stimme war angespannt, sein Blick glitt über die am Boden liegenden Elfen. „Erkläre dich Afkar!" Der Herr des Wolfclans schnaubte „Ich bin auch erst gerade hier her gekommen, mein Sohn" seine Augen durchbohrten den Zwerg vor Mitarendil „war gerade dabei mir zu erklären was passiert ist!" „Dann raus damit Afkas!" dröhnte Biondil und machte eine ungeduldige Kopfbewegung, dafür kassierte er einen wütenden Blick Afkars, überging ihn jedoch einfach. Zwerg sah zuerst zu Biondil, dann zu seinem Vater. Als dieser mit verschränkten Armen ihm mit genervtem Nicken die Erlaubnis gab begann dieser zu sprechen „Wir sind hier einfach nur Entlang gekommen" er deutete auf die anderen zehn Zwerge die jünger waren und nur leichte Rüstung trugen im Gegensatz zu der Leibwache seines Vaters die ebenfalls eine dicke Plattenrüstung trug. „Dann haben wir gehört, dass die da!" er machte eine Abwehrbewegung zu den am Boden liegenden Elfen, Mitarendil wäre gerne zu ihnen geeilt, aber dann hätte er diesem verfluchten Zwerg den Rücken zuwenden müssen. Er zwang sich zur Ruhe, da war er, leise, aber er war da, ihre Herzen schlugen. „Wir haben gefragt wohin sie wollten, dann hat der da" er zeigte auf das blutige Bündel, das sich nach näherer Betrachtung als Tarian entpuppte. „Mich angefallen und wollte mich töten!" Die anderen nickten beipflichtend während sich Afkars Miene sich verfinsterte. Was hast du jetzt wieder gemacht! dachte Mitarendil entsetzt. „Lüge!" fast hätte Mitarendil das Flüstern seines am Boden liegenden Gefährten nicht gehört. „Tretet zurück!" knurrte er um und machte einen Schritt auf seine Gefährten zu. „Bleibt wo ihr seid!" knurrte der junge Afkas und hob seine Doppelaxt. „Zurück, Afkas!" knurrte Afkar und zog seinen Sohn an der Schulter zurück nur um selbst seinen Platz einzunehmen. „Und das gilt auch für euch, Elf!" fügte er hinzu als er Mitarendils Blick in Richtung seiner Gefährten folgte „dieser Elf hat nun schon zwei mal in unserem Reich eine Zwerg angegriffen und ihr schimpft euch Verbündete!" „Ihr habt Elfen blutig geschlagen!" „Was kann ich dafür wenn sie nicht kämpfen können" tönte die Stimme Afkas von hinten. „Verdammt, Junge, schweig! Die Elfen werde ich in Gewahrsam nehmen, dann werden sie dem König vorgeführt und hingerichtet!" „Ihr seit wohl völlig verrückt! Ich werde sie mit mir nehmen!" „Nein" er schüttelte den Kopf so dass die Zöpfe flogen und lachte „Noch einmal wird sich dieser Zwergenfeind nicht von mir entfernen. Bis zum Tag seiner Hinrichtung wird er in meinem Kerker bleiben!" „Welche Hinrichtung?" knurrte Mitarendil „Sie sind Gesandte meines Königs, sie sind eure Verbündeten!" „Sie haben versucht meinen Sohn zu ermorden und dafür werden sie sterben!" Mitarendils Hand schloss sich um seinen Schwertgriff „Geht zur Seite!" flüsterte er, den Blick auf Morana, die sich leise stöhnend in ihren Fesseln regte. Afkas machte einen Schritt in Richtung der Elfe und Mitarendils Klinge glitt aus der Scheide.

Doch bevor er ganz blank ziehen konnte hatte sich schon starke Finger um seinen Unterarm geschlungen. „Nicht!" flüsterte Biondil „Genau das will er!" sanft drückte er mit leisem Scharren die Klinge wieder zurück. „Was die Elfen angeht" wandte er sich an Afkar, „so werde ich sie zu mir in Gewahrsam nehmen." Der Anführer der Wölfe brach in Lachen aus „Einem Elfenfreund werde ich sie sicher nicht überantworten, da sind sie schneller wieder frei als wir zuschauen können!" die Zwerge hinter ihm stimmten in das Lachen ein. „Es war kein Vorschlag" bemerkte Biondil milde. „Ihr seid involviert, bei mir werden sie unbeschadet auf ihren Prozess warten." ein Schnauben war die Antwort „Willst du mir unterstellen Gefangene nicht richtig zu behandeln?" „Ich unterstelle gar nichts, aber als rechte Hand des Königs übernehme ich hier in der Hauptstadt die Pflicht für die Gefangen zu sorgen." ein weiteres Schnauben folgte „Noch bist du es vielleicht!" es war zwar nur leise aber Biondil hatte es gehört „Ja, noch bin ich es!" er nickte Kungar zu „Wir nehmen die Elfen mit!" vier seiner Leibwächter traten auf die Elfen zu. Afkars Zwerge griffen nach ihren Waffen, doch Afkar gebot ihnen mit einer Handbewegung Einhalt „Sollen diese Zwerge noch ein paar angenehme Tage haben, dann werden wir sie in die Lava stoßen." Nun taxierte er Biondil. „Ich seid verantwortlich, dass sie vor Gericht erscheinen!" Biondil nickte „Gehen wir" brummte er zu Mitarendil, der noch einmal zu Afkar und seinem Sohn Afkas blickte. Die Probleme von heute morgen waren nun seine kleinsten, nun hatte er zwei Gefährten deren Kopf schon auf dem Block des Richters lag.

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