Kapitel 89

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Drakon hatte sich ein Schläfchen gegönnt und es war äußerst entspannend gewesen, jedenfalls bis Lucius ihn erbarmungslos mit einem Schwall Wasser geweckt hatte.

„Ich setzte noch einmal zwei Kupferstücke" knurrte Necar verbissen und warf die Münzen in die Mitte. „Wenn du so weitermachst" bemerkte Lucius grinsend „Dann gehört dein kompletter Bonus mir" fröhlich baute er die kleinen Münzen zu einem Turm um, bis er so hoch war dass er zur Seite umkippte. „Mach schon" murrte Necar an Esar gewandt der seine Karten studierte. „Das willst du nicht" er hob den Kopf und grinste mitleidig. „Nein" flüsterte Necar „Das kann doch nicht sein!" brüllte er als Esar die Karten auf den Tisch legte. Doch seine Stimme ging unter im geschäftigen Trubel der Taverne. Es hatte den Anschein als sei die Ganze Unterstadt voll mit Rekruten die das Geld des Königs ausgaben. Überall trafen sie andere Soldaten der fünften Maxin, die sie vorher noch nie gesehen hatten. Männer an deren Seite sie nun kämpfen würden. Es hatte lange gedauert, bis sie überhaupt noch eine Schenke mit freien Tischen gefunden hatten. Doch nun war auch diese gerammelt voll, die Menschen standen selbst auf den Gängen zwischen den Tischen dicht an dicht gedrängt. Grölten dreckige Lieder oder machten anzügliche Bemerkungen den Frauen gegenüber, die gekonnt die vollen Krüge verteilten und mit einem gekonnten Hüftschwung die Männer noch mehr anstachelten. Sein Blick fiel auf zwei Männer die mit verkniffenen Gesichtern sich im Armdrücken übten während ihre Freunde sie anfeuerten und Geld auf den Tisch warfen. „Zwei Kupfer auf den mit der Hakennase" verkündete Necar der seinem Blick befolgt war. Drakon betrachtete den Mann, dessen Hemd von Muskeln gewölbt war, sein gegenüber war zwar auch muskulös, doch viel drahtiger, Hakennase würde gewinnen, doch das war ihm egal er hatte schon einige heute gewonnen. „Bin dabei" entspannt schnippte er zwei Münzen von einem Stapel in die Mitte. Die Münze wackelte immer noch hin und her, da wurde schon die Hand des Drahtigen in Richtung Tisch gedrückt. Necar stimmte in das überhebliche Lachen von Hakennase ein. Da nutzte der Drahtige die kurze Unaufmerksamkeit seines Gegners und schlug dessen Hand in einer Kraftanstrengug auf den Tisch. Hakennase brüllte überrascht auf und griff an seinen Dolch, doch seine Freunde hielten sich zurück. Während der Drahtige eine Münze der Hübschen Magd zu schnippste die ihm zwinkernd ein Bier reichte. Lucius, Drakon, Esar und Damon grinsten Necar an, dem das Lachen im Halse steckengeblieben war. Die anderen ihrer Gefährten hatten andere Wege gefunden das Kupfer des Königs zu verpulvern, Bier, ein gutes Essen, im Bordell oder anders versuchte jeder für sich sein Leben zu genießen bevor es auf diesem Feldzug ein schnelles Ende finden konnte. Er selbst genoss es in dieser Taverne Witze zu reißen, mit seinen Freunden anzustoßen und den vielleicht letzten freien Tag zu genießen. Und auch wenn jeder hier versuchte möglichst viel Spaß zu haben schwebte doch ein bedrohlicher Schatten über ihnen, in den Momenten in denen man sich unbeobachtet wähnte verfielen die meisten in ein stummes in Gedanken schwellendes Trübsal. Jedes Mal wenn ihm dieser Gedanke in den Sinn kam bestellte er einen weiteren Krug. Und wieder biss er sich auf die Innenseite der Wange, doch nicht weil er bald Tod sein konnte. Er hatte versagt, er würde nicht gegen Zwerge kämpfen, sondern im Süden an einer der Grenze versauern. „Noch eins" rief er einer kecken jungen Schankmaid zu, welche mit grazilem Hüftschwung die Blicke auf sich zog und ihm ein bezauberndes Lächeln schenkte. Vielleicht sollte er die Nacht mit ihr verbringen, versuchte er auf andere Gedanken zu kommen. „Ihr verarscht mich doch" donnerte Necar weiter. „So viel Glück hat doch nicht mal die verdammte Luxiana." Die anderen am Tisch lachten. „Wenn Lukan gehört hätte wie du von der Göttin des Glücks sprichst hätte er dir den Arsch versohlt." kicherte Damon. „Das würde der nicht einmal schaffen wenn beide Arme gebrochen wären." er drehte sich um „Ich will noch ein Bier!" brüllte er über die Schulter und bekam ein nicken von der Theke, es grenzte fast an ein Wunder, dass die stämmige Barfrau ihn gehört hatte, doch diese nickte ihm zu und griff nach einem der Krüge. „Kannst du dir das überhaupt noch leisten?" kicherte Lucius und streckte ihm die Zunge heraus. Es hatte einige Zeit gedauert bis die anderen Lucius von ihrem erklärte Erzfeind als Freund angesehen hatte. Doch für Drakon war es eine Selbstverständlichkeit geworden, er war ihm ein guter und treuer Freund geworden und er war gänzlich mehr als der arrogante Arsch als der er sich zuerst präsentiert hatte. Gemeinsam lachten sie als Drakon in dieser Runde seine Karten präsentierte und fröhlich Necars Münzen zu sich zog, während dieser sich lautstark mit leicht lallender Stimme beschwerte. Und wieder die Göttin des Glücks beschimpfte. Gerade wollte Necar sich ein Bier von dem Tablett der Schwarzhaarigen mit dem schelmischen Lächeln und den breiten Hüften da kam ihm eine Hand vorher. „Danke" ertönte eine Stimme mit einem Akzent den Drakon nicht zuordnen konnte. Mit seinem hellen blonden Haar und der gebräunten Haut stach der große schlanke Mann schon ohne seine Stimme als Ausländer her vor. Doch der Riese hinter ihm zog die Blicke noch stärker auf sich. Die Adlernase fing den Blick auf und lenkte ihn auf die rote Narbe auf dessen Kinn. Irgendwie kam er Drakon bekannt vor, doch er konnte sich nicht erinnern, er trug das Röhrchen eines Soldaten am Lederband um den Hals, vielleicht gehörte er auch zum anderen Kanton gegen dass sie während des Trainings bereits gekämpft hatten. „Heeee!" schrie Necar, der wohl gerade realisiert hatte, dass der Blonde sein Bier genommen hatte. „Gib mit mein Bier!" „Aber aber mein lieber Freund." der Blonde hob mit einem Lächeln den Krug und ließ seine Zähne blitzen. Und nahm einen tiefen Zug. Leicht schwankend stemmte sich Necar nach oben. „Ganz ruhig" der blonde Grinste immer noch und fuhr sich durch das dichte Haar, dass im Licht der Laternen golden glitzerte. „Bring ihm ein neues" schickte er die Magd weck während er zu Necar sagte „Da wo ich herkomme verweigert man einem durstigen Mann keinen Krug." Necar spuckte ihm auf die Schuhe, was sein Gegenüber mit einem zornigen Blick quittierte „Da du augenscheinlich nicht aus Relon kommst, sag ich es dir noch einmal, da wo ich her komme da nimmt man einem Mann sein Bier nicht weg." lallt er und ballte die Faust. „Du hattest schon mehr als genug, setzt dich hin und deine nächsten zwei gehen auf mich." Necar stieß ihn zurück du hast mein Bier gestohlen. Drakon erhob sich und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Lass es gut sein und nimm die zwei Krüge" „Wenn ich mit dem fertig bin gehört mir sein ganzer Münzbeutel." Er legte die Hand auf seinen Schwertgriff „Nimm dein Schwert und kämpfe" Der Blonde brach in Lachen aus „Du bist betrunken." Doch Drakon sah wie er mit einer einfachen Bewegung seiner Hand den Hühnen hinter ihm daran zu hindern einzugreifen. Necar spie wieder vor ihm aus. „Bist du etwa feige" spottete er „Da hat das Schwein auf dem Hof meiner Eltern aber mehr Mut gezeigt." „Das genügt jetzt" flüsterte nun auch Esar und versuchte seinen Freund zu beruhigen. „Nein" Necar stieß die Hand zur Seite und zog sein Schwert aus der Scheide. Der Blonde stürzte vor und backte Necars Arm, Drakon wollte gerade eingreifen, da hörte er das Flüstern des Mannes. „Steck die Waffe weg, die Wölfe schauen schon, wenn du deinen Kampf willst sollst du ihn bekommen, aber draußen!" Necar nickte langsam und stolzierte schwankend voraus. „Der wird dich nicht einmal treffen wenn du stehenbleibst bemerkte der Riese." „Wenigstens zieht er sein Schwert nicht hier drinnen, ich glaube der kann auch mal eine Lexikon vertragen. Drakon ballte die Fäuste und blickte zu Lucius, der ebenfalls angespannt das Geschehen verfolgt hatte und nun Necar vor die Tür folgte.

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