Kapitel 42

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Frühling 536

Drakon tätschelte den Hals seines Pferdes und ließ die Zügel locker damit sich seine schlanke Stute hinabbeugen konnte. Die Flüsse rund um Denor hatten Hochwasser. Die Schneeschmelze hatte nun auch das Gebirge erreicht und kühles Nass floss das Gebirge hinab und flutete Seen und Flüsse. Er füllte eine hohle Hand mit Wasser und trank selbst. Die Oberarme brannten und jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte bei dieser einfachen Bewegung. Obwohl sie im Heereslager eine harte körperliche Ausbildung erdulden mussten, hatten ihnen die letzte Woche alles abverlangt. Ihre Einheit war an die Dena entsendet worden um den reißenden Fluss mit Sandsäcken einzudämmen. So arbeiteten sie tagsüber unerbittlich und nachts wurden sie auf Patrouille geschickt. Obwohl sie nichts zu befürchten hatten, bestand Trent auf die eingeteilten Wachen und Patrouillen, mit der einfachen Begründung, dass sie auch im Feld niemals auf diese verzichten konnten. So saßen sie nun an diesem Bach, der nun eher einem kleinen Fluss glich, füllten ihre Trinkschläuche und genossen die Pause während sich die Pferde stärkten. Einzig Akon tigerte ununterbrochen mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf und ab „Wir sind auf Patrouille, da dürfen wir nicht herumhocken" grummelte er zum Wohl hundertsten Mal. Während die anderen ihn wie die neunundneunzig Male davor gekonnt ignorierten erbarmte sich Drakon und antwortete „Jetzt nimm den verdammten Helm ab und hocke dich hin!" „Ich weiß gar nicht wie ich sitzen soll" stöhnte Necar und ließ sich auf den Rücken fallen. „Oh man, zuerst beschwerst du dich weil dir die Füße nach dem Gewaltmarsch wehgetan haben." „Noch eine ganze Woche"grummelte Necar. „Sie haben gebrannt wie auf Kohlen" „und noch schlimmer gestunken" ergänzte Damon und wich einem geworfenem Helm aus, während die anderen lachten. „und jetzt beschwerst du dich weil dein Hintern von den Patrouillen schmerzt" beendete Deomir seinen Satz „Wenn die Götter dir nun endlich den Mund verschließen könnten" setzte er mit einem sehnsuchtsvollen Seufzen nach und kassierte dafür einen genervten Blick von Lukan der leise murmelte „Wer die Götter verspottet lebt nicht lange." „Jaaa" übertönte sie Necar und schüttelte den Kopf ich saß jetzt jeden Abend im Sattel. „Nicht nur du" gab Akon trocken zur Kenntnis, der sich nun endlich auch dazu durchgerungen hatte den Helm abzunehmen. „Ich will nicht mehr" stöhnte Jaro der müde auf dem weichen Waldboden lag und sich die Locken aus dem Gesicht strich. Drakons Kopf schoss in die Höhe. „Habt ihr das gehört?" „Nein, da war nichts" antwortete Jaro hoffnungsvoll. Doch wieder dröhnte das Horn durch den Wald. Akon sprang zu seinem Pferd und drückte sich den Helm auf den Kopf. „Die andere Patrouille ruft um Hilfe!" „Ich will nicht" maulte Jaro, der immer noch auf dem Boden lag. „Bewegt euch!" donnerte nun Drakon und zog den Sattel seiner Stute fest. Langsam kamen die Männer in Bewegung. „Ich werde euch auspeitschen lassen!" drohte Akon, doch erntete dafür nur ein müdes Nicken. „Ist die andere Patrouille nicht Lucius Numerat?" fragte Esar während er sein Kettenhemd wieder überstreifte und nach dem Helm griff „Er ruft niemals grundlos um Verstärkung." „Patrokles reite zum Lager und erstatte Meldung." befahl Drakon unter dessen hartem Blick nun alle anderen in Bewegung kamen während Akon wütend von seinem Pferd herab auf seine Leute sah.

Patrokles strich sich die viel zu langen schwarzen Haare nach oben, sie fielen ihm immer wieder in die Augen und verhinderten seine Sicht. Er sprang auf sein braunes Pferd und ritt davon.

Der Matsch spritzte, als sie in vollem Galopp unter dem frischen saftigen Grün der Blätter hinweg ritten. Tausend Möglichkeiten schossen Drakon durch den Kopf, doch keine war wichtig genug was einen Hilferuf Lucius rechtfertigen würde. So wenig Drakon Lucius auch leiden konnte, er musste ihm dennoch zugestehen, dass er zu den besten Schwertkämpfern dieser Einheit gehörte und ein Feigling war er bei weitem nicht. Kampfeslärm tönte ihnen entgegen. „Breite Formation!" bellte Akon und die Reiter schwenkten auseinander. Drakon hob seinen Kavalleriespeer, die Waffe hatten einen etwas längeren Schaft und eine lange stählerne Spitze, schlank und mit langen scharfen Kannten. Sie brachen zwischen den Bäumen hervor. Doch vor ihnen auf der Lichtung fanden sich nur Soldaten in den Rüstungen der großen Armee Relons. Drakon schaltete am schnellsten und bellte über den Lärm und die Schreie hinweg „Keine Toten!" er kannte die meisten Männer nicht, es waren etwa zwanzig, natürlich kannte er unter dem Kanton in dem er ausgebildet wurde nicht jeden, aber er hatte doch jedes Gesicht einmal gesehen, diese hier kannte er nicht. Lucius focht wie ein Berserker, er stand auf dem matschigen Waldboden, zu seinen Füßen zwei niedergeschlagene Gegner, einer stand vor ihm ein dritter ritt geradewegs auf ihn zu. Drakon ließ sein Pferd noch einmal beschleunigen. Er nahm seinen Speer, schwenkte den Schaft und riss den Reiter aus dem Sattel. Schnell sprang Drakon zu Boden und hämmerte dem Reiter die Armschiene gegen den Helm. Der Mann kippte ohnmächtig zur Seite. „Ich brauche deine Hilfe nicht" eine knurrende Stimme ließ Drakon mit gezogenem Schwert herumfahren. Lucius hatte den verbliebenen Gegner zu Boden geschlagen und stieg über ihn hinweg. „Was bei allen Göttern ist hier los?" fauchte Drakon zurück, auf so etwas hatte er wirklich keine Lust. Ihm blieb nicht die Zeit auf eine Antwort zu warten, nächste Soldat sprang auf ihn zu. Mit einer schnellen Finte auf die Schulter zwang er den Mann das Schwert in die Höhe zu reißen, eine schneller Schlag mit dem Schild riss ihm das Schwert aus der Hand, den nächsten Schildhieb führte Drakon gegen den Helm und schickte auch diesen Gegner zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah es für Drakon nicht gut aus, während er unter zwei weiteren Hieben hinweg tauchte. Lucius Numerat war von der Überzahl übel mitgenommen worden und nun erging es seinem Numerat nicht besser. Jaro quiekend lag am Boden, Akon und Necar bluteten und Damon hinkte schlimm, die anderen sah er nicht. Ein Hieb sprang von seinem Schild zurück, dann ging er in den Angriff über eine Serie von Schlägen prasselte auf den Gegner ein, dann kam wie aus dem nichts Hektor, dessen Wunde durch den Katapultunfall rot und dämonisch leuchtete, er trug anstelle des verlorenen Auges eine schwarze Binde darüber. Die Wunde war noch immer nicht richtig verheilt, so war sie aufgebrochen, das Blut im Gesicht ließ ihn noch furchterregender aussehen. Drakons Gegner duckte sich schreiend weg, lief direkt auf Drakon zu und ging durch einen heftigen Hieb des Schwertknaufes zu Boden.

Der Kampf ging weiter, während die Gegner insgesamt besser kämpften hatten Drakon und Lucius Numerate einzelne Kämpfer denen keiner gewachsen war. Doch auch diesen wurden, gerade wegen der Strapazen der vergangenen Tage, so langsam die Arme schwer.

„Das genügt!" wetterte eine Stimme über die Lichtung und die Männer wichen zurück. Drakons Schildarm war taub, sein Blut lief über seinen Körper, im Gegensatz zu ihm hatte sich die Gegner weniger zurückgehalten. Sein Kettenhemd war an der rechten Hüfte zerteilt, mit zusammengebissenen Zähnen drückte er auf die Wunde und beäugte seine Gegner. „Was ist hier los verdammt." Trent saß auf seinem muskulösen Schlachtross mit Zornesröte im Gesicht. Die Adern an seinem Hals traten hervor und seine Augen zuckten wild über die Kämpfer hinweg. Neben ihm saß mit verängstigtem Blick Patrokles auf seinem Pferd und im Wald hinter ihnen konnte man schemenhaft weitere Männer erahnen.

Trent sprang ab „Bei Aternos! Antwortet mir endlich mal jemand!" brüllte der Ausbilder während er auf sie zu stapfte. Akon salutierte „Ser!" er blieb stramm stehen und meldete „Korporal Akon mit Numerat eilte einem Hornstoß von Korporal Lucius zu Hilfe. „Lucius" polterte Trent und wandte sich an den braunhaarigen Korporal der sich den Helm vom Kopf zog und durch das verschwitzte Haar fuhr, doch als er auf Trents Augen traf nahm auch er mit dem Helm unter dem Arm Aufstellung „Korporal Lucius mit Numerat auf Patrouille traf auf zwei Numerate die unerlaubt unsere Grenze überquerten." „Wir haben die Erlaubnis von unserem Ausbilder" wetterte ein Soldat der anderen Seite mit blutigem Schnitt über dem Auge und hasserfülltem Blick." „Ersteinmal" wetterte Trent „nehmt ihr Haltung an, Hauptmann, wenn ihr mit mir sprecht." unter Trents wütendem Blick stellte sich der Hauptmann breitbeinig hin und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Und jetzt schweigt bis ich meinen Korporal angehört habe, danach seid ihr dran" Drakon biss sich auf die Lippen was war passiert, dass sich Lucius gegen einen Hauptmann gestellt hatte, im wurde heiß bei dem Gedanken welche Disziplinarstrafen warteten, wenn man das Schwert gegen einen Ranghöheren erhob. Mit Eisenmanschetten um Arme und Beine in einen Fluss geworfen zu werden gehörte da noch zu den einfachen Dingen. „Sie übertraten unsere Grenze" fuhr Lucius auf ein Nicken Trents fort. „Wir hielten sie auf und fragten was sie wollten. Dann meinten sie sie seien auf ausritt und ich wollte sie ins Lager eskortieren, doch sie weigerten sich, dann kam es zum Kampf." Trent funkelte nun den Hauptmann an der mit dem Oberkörper unruhig vor und zurück wippte, was ihn mehr wie ein ungeduldiges Kind wirken ließ, als ein Soldat. „Unser Ausbilder hat uns gestattet die Grenze zu überqueren." „Was führt euch hier her?" knurrte Trent. Trotzig hob der Hauptmann das Kinn „Ein einfacher Ausritt." „Schert euch weg, euer Ausbilder hat keine Befugnis euch über diese Grenze zu schicken, außer als Boten." „Ser?" „Du hast mich richtig verstanden! Hau endlich mit deinen Männern ab verdammt!" fluchte Trent und wedelte ungeduldig mit der Hand. „Eure Männer haben einen Vorgesetzten angegriffen" zischte der Hauptmann. „Meine Männer haben auf Patrouille ihre Grenzen verteidigt und jetzt haut ab bevor ich euch in Eisen schlagen lasse!" Trent brüllte nun fast. „Oder stellt ihr euch gegen einen Ranghöheren?" setzte er gefährlich leise nach. Wortlos drehte sich der Hauptmann um und gab mit einer Handbewegung den Befehl zum Rückzug. Die die noch ohnmächtig am Boden lagen wurden mit unsanften Tritten geweckt, insgesamt stiegen alle humpelnd und stöhnend zu ihren Pferden, zogen sich ungelenk in den Sattel und ritten los. „Mein Hauptmann wird euch mit zwei Numeraten zur Grenze begleiten" Lentulus ließ sein Pferd zwischen den Bäumen hervortreten und gab mit zwei schnellen Handbewegungen den Männern im Dickicht der Bäume Befehle.

Zufrieden sah Lucius und auch Akon den Reitern nach. „Was fällt euch verdammten Hornochsen ein!" donnerte nun Trent. Den Rekruten blieb die Stimme im Halse stecken, so verging einige zeit bevor der sonst so schlagfertige Lucius hervorbrachte „Sie sind unerlaubt über die Grenze gekommen." „Ihr habt einen Vorgesetzten angegriffen, das kann nicht nur euch sondern auch mir den Kragen kosten!" brüllte der Ausbilder mit rotem Gesicht weiter, nun schien es fast als würde die Ader auf seiner Stirn explodieren. „Ser..." „Nichts Ser" unterbrach ihn Trent „Tretet weg!" Mit hinter dem Rücken verschlungenen Armen beobachtete er wie die Männer abzogen. Es tat ihm leid, sie hatten richtig, ja gerade wie erhofft gehandelt, aber die Disziplin musste gewahrt bleiben. Er war mehr als zufrieden, in seinem Brief an den Ausbilder des anderen Kantons würden keine Anschuldigungen wie die meisten wohl vermuten würden stehen, sondern ein paar Dankesworte, für die heimliche Übung." und sie war grandios gewesen, seine Männer hatten besser durchgehalten, als er vermutet hätte, vielleicht würden doch sehenswerte Soldaten aus ihnen werden, die zumindest ihre Blutfeier, die erste Schlacht überleben würden.

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