Kapitel 32

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„Bekommste das hin bis heute Abend?" fragte der alte Bauer Herodon während er sich mit der Hand über das Gesicht fuhr, er wirkte um Jahre gealtert seit er das letzte Mal hier gewesen war. Der junge Zwerg nickte, es würde zwar etwas Anstrengung erfordern aber den Haufen verbeulter alter Werkzeuge und die paar kaputte Hufeisen sollten kein Problem sein. Die Stimmung gegenüber den Zwergen hatte sich nach den Angriffen auf die Dörfer gewandelt. Die Menschen begegneten den Zwergen selten nur mit Vorsicht, er war weggeschickt, bedroht und sogar fortgejagt worden. Selbst für einen Boten des Königs gab es nur diese einzige Möglichkeit. Er musste verdeckt reisen, als fahrender Händler, so ließen ihn die Menschen abgesehen von angstvollen Blicken seiner Wege ziehe. Größtenteils erledigte er kleinere Schmiedearbeiten für Bauern und andere Dörfler, einzig aus dem einfachen Grund, dass sie ihn brauchten, wurde er geduldet.

Der Bauer humpelte Richtung Scheune und zog dabei sein rechtes Bein etwas nach. Der Zwerg sah ihm nach, wie er in seiner kleinen Hütte verschwand, drehte sich dann um und begann ein Feuer zu entfachen. Während die roten Flammen in die Höhe züngelten und auf dem Trockenen Reisig mit roten Funken tanzten, hievte er den schweren Amboss von seinem Wagen. Die Werkzeuge der Menschen taugten nichts, deshalb hatte er sein Schmiedewerkzeug selbst mitgebracht und legte nun die schützende Plane zur Seite und griff zu einer Zange. Gekonnt befreite er die Klinge einer Sense von ihrem Schaft und besah sich die Glut. Keine Traumtemperatur, aber es sollte genügen befand er und legte die verbogene Klinge hinein. Wie man überhaupt eine Sense so zurichten konnte war ihm schleierhaft. Etwa ab dem letzten Drittel machte die schmale sichelförmige Schneide einen ungesunden Knick nach unten. Der Bauer musste sie mit voller Kraft gegen einen Stein geschlagen haben um das Metall so zu verunstalten. Aber das Metall der Menschen war eh nicht gerade berauschend, jedenfalls nicht wenn er es mit dem Zwergenstahl verglich.

Sein Leinenhemd wich einer ledernen Schürze, die ihn vor fliegenden Funken schützen, es kam nicht selten vor, das sich einer der Zwerge in der Hauptstadt so üble Verbrennungen zu zog.

Er trank einen Schluck aus seinem Trinkschlauch, bevor er mit einer Zange die glühende Sensenklinge aus der Glut zog, sie auf den Amboss legte und sie mit schnellen gekonnten Hammerschlägen begradigte. Er besserte alle Mängel und Scharten aus, bevor er sie in den Wasserbottich tunkte. Mit einem lauten Zischen stob weißer Dampf auf. Er hielt sich die Klinge vor die Augen und betrachtete sie, sie wirkte wie neu. Zufrieden griff er nach seinem Schleifstein und wetzte damit die Schneide, mit rauem kratzen. Nach einiger Zeit fuhr er vorsichtig mit dem Finger über die immer noch stumpfe Klinge. Mit mehr Druck ließ er den Stein wieder die Schneide entlang gleiten, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war.

Unter dem Haufen verbeulten Metalls zog ein völlig verbogenes Hufeisen hervor, Herodon schüttelte verblüfft den Kopf, nun konnte er sich wirklich nicht mehr vorstellen, was hierzu geführt hat. Die beiden Enden überkreuzten sich schon fast.

Er fuhr mit seiner Arbeit fort, gerade als die Sonne die Farm in orange rotes Licht tauchte löschte er seine Esse indem er mit der frisch ausgebeulten Schaufel feucht erde auf die Flammen warf.

Nachdem der Bauer seine Arbeit mit Staunen bewunderte reichte er Herodon zufrieden einen Beutel Münzen. Sein Lohn war geradezu armselig, kein Mensch hätte für einen solchen Lohn eine solche Arbeit abgeliefert. Doch der Zwerg war zufrieden, gerade weil er nur so wenig verlangte ließen ihn die Bauern ziehen, denn mehr konnten sie nicht geben und so waren sie auf die herumfahrenden Zwerge angewiesen.

„Willste mit uns Essen?" der Bauer blickte ihn fragend an während er mit leuchtenden Augen über die Schneide seiner Sense fuhr, so scharf war sie wahrscheinlich nicht mehr gewesen, seid sie frisch geschmiedet worden war. Überrascht blickte der Zwerg auf, mit einer Einladung hatte er nicht gerechnet, die Menschen duldeten ihn, jetzt nur noch, aber versuchten sonst jeglichen Kontakt zu meiden. Dankbar nickte er und folgte dem humpelnden Mann in das kleine Holzhaus.

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