Kapitel 54

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Die riesigen Tore waren von Meisterhand in den Stein gelassen worden, nur bei genauerem hinsehen ließen sich die Scharniere erahnen. Selbst ein Riese aus dem Süden konnte erhobenen Hauptes hin durchschreiten. Mitarendil betrachtete das gewaltige Tor Hellbatras', dahinter erstreckte sich die Hauptstadt der Zwerge. Vor jedem der Torflügel hatten fünf Zwerge Stellung bezogen und beobachteten wachsam den regen Strom Neuankömmlinge. Sie trieben Tiere vor sich her, hielten ihre Kinder oder lenkten Wagen voll Vorräte oder Waffen vor sich her.

Nur halb so groß wie die Elfen, aber um einiges breiter und muskulöser sahen sie in ihren Rüstungen aus dunkelblauem Stahl mehr als nur kriegerisch aus. Harnisch, Bein und Armschienen, eine Helm und Panzerhandschuhe. Darunter ein Kettenhemd und darunter eine Jacke aus gehärtetem Leder, machte sie noch breiter. Mitarendil bewunderte ihre Kraft, jeder Mensch wäre unter dem Gewicht des fingerdicken Metalls zusammengebrochen, doch die Muskeln der Zwerge hielten stand.

Schilde, die fast so groß waren wie sie selbst ruhten in ihrer Linken. An ihrer Hüfte hingen zahlreiche weitere Waffen, zwei Dolche, ein längerer und ein kürzerer und dazu auch noch ein Beil. Zudem hatten alle einen Streitkolben auf dem Rücken dessen Griff über der rechten Schulter hervorragte, sie wirkten fast wie eine Ausstellungspuppe eines Waffenschmiedes.

Sein Blick folgte den ankommenden Zwergen, es waren keine Anwohner, die ihre Waren auf den Markt brachten sie hatten ihr ganzes Hab und Gut dabei, Essen, Rüstungen, Waffen, Kinder, Familien, Möbel und weiteres Gepäck. „Flüchtlinge" bemerkte Tarian, er hatte sich unbemerkt neben ihm gestellt. „Das sind die waren leidtragenden eines Krieges." Überrascht blickte Mitarendil zu dem Lord vom Grünhein, war ihm niemals so einfühlsam begegnet. „Wir mögen uns vielleicht nicht immer verstehen, junger Prinz, aber ich habe schon in vielen Kriegen gekämpft und die einfache Bevölkerung leidet immer am Meisten, ohne dass die etwas dafür können." antwortete Tarian auf die ungestellte Frage. Stumm nickte Mitarendil. Sie hatten viele Jahrhunderte in Frieden mit den Menschen gelebt, jetzt war ein Krieg losgebrochen und sie verloren ihr Haus und ihren Hof, nicht die Adligen und Könige die diesen Krieg wollten. Zahlreiche Zwergenkohorten marschierten gerade mit tiefem Dröhnen an ihnen vorbei. Ihnen fehlte ein gewisses Maß an Disziplin die Reihen waren unterschiedlich weit auseinander, marschierten nicht im Gleichschritt und sahen sich munter um, doch dafür wirkten sie wie eine Welle aus Stahl. So waren die Zwerge, roh ungehobelt, stark und dickköpfig.

Die Elfen folgten Herodon durch ein Gewirr tiefer Tunnel, immer weiter ins Herz des Berges. Während sie sich sonst an Sonne Mond und Sternen orientieren konnten waren sie in dieser ewigen Dunkelheit völlig verloren, obwohl es durch die zahlreichen Laternen taghell war.

Doch der Zwerg schien genau zu wissen wo sie hin mussten, immer wieder liefen sie durch gigantische Hallen mit dutzenden weiteren Tunneln und jedes Mal nahm der Zwerg einen von diesen ohne auch nur zu Überlegen.

„Waren wir hier nicht schon zwei Mal" murmelte Avaria als sie wieder durch eine dieser Hallen schritten, vollgestopft mit spielenden Kindern und rufenden Händlern die Vieh und Waren feilboten. „Dreimal" murmelte Castiel. „Nein, ähnliche Hallen, aber jedes Mal andere, ihr müsst auf die Zwerge darin achten." grinste Arviu und deutete auf einen gedrungenen Zwerg der über dem Kopf wild mit Fischen hin und her wedelte. „Fisch gab es bisher in keiner Halle." „Den würde ich aber auch nicht essen" Castiel rümpfte theatralisch die Nase. Und ließ die anderen Elfen kichern, was dazu führte, dass sie von noch mehr Zwergen angestarrt wurden. Seit sie auf die ersten Bewohner des Gebirges gestoßen waren, waren ihnen Blicke bis hin zu Fingern und Rufe in ihre Richtung gefolgt. Die Zwerge sahen wohl nicht wirklich oft Elfen und versuchten ihre Neugier auch nicht zu verbergen. Sie schritten nun hinter einem Gehege vorbei indem sich kleine Ferkel beim Spielen hin und her waren und fröhlich tummelten. „Die sind aber niedlich" Avaria grinste und streichelte einer der zarten rosa Schnauzen die zwischen den Gitterstäben hindurch neugierig schnupperte. „Was machen die hier?" „Zwerge essen Fleisch" bemerkte Morana sanft, es dauerte kurz bevor Avaria verstand. Sie riss die Augen auf „Sie wollen diese süßen Wesen töten?" „Nicht alle schätzen die Natur so wie wir" murmelte Arviu und folgte den Zwerg in einen weiteren Tunnel. Seine scharfen Augen glitten bewundert über den die steinernen Wände. Es waren keine grob in den Stein getriebenen Bergarbeitertunnel, sondern zwei Manns hohe Tunnel, durch die fünf Zwerge problemlos nebeneinander gehen konnten. Mit glatten Wänden die eingravierte Geschichten vergangener Tage erzählten oder ihre Götter in ihren Mythen und Legenden zeigten.

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