Kapitel 88

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„Jetzt!" flüsterte Terion und warf geschickt sein Kletterseil nach oben. Das lange mit Schlaufen versehene Seil legte sich mit der Fangschlaufe um eine der Zinnen. Zufrieden nickend zog er es fester und nickte Varian zu. Er hatte sich einiges anhören dürfen, nachdem er den Alarm ausgelöst hatte, Alomer hatte sogar schon überlegt ihn zurück zu schicken. Doch der Bericht über die Geheimgänge die der junge Priester ihnen dann geben konnte hatte ihn wenigstens soweit besänftigt, dass er ihm nur noch bei einem weiteren Fehltritt eine Strafe angedroht hatte. Leider half dieser Umstand nicht beim einschleichen in die Festung. Die Wachen waren erhöht worden und die Totenwinkel kürzer. Doch endlich hatten sie nach längerer Suche einen Wachen gefunden, der es mit seienr Aufgabe immer noch nicht zu genau nahm und fröhlich, auf den Speer gestützt vor sich hin döste. Alomer legte eine Hand in die Schlaufe und sprang ab. Er schwang zur Mauer und fing sich mit den Beinen geschickt ab. Dann steckte er die Füße in die Schlaufen und drückte sich nach oben. Gewand zog er sich Stück für Stück höher. Varian warf, doch er hatte sich verschätzt, von einem leisen Fluchen begleitet prallte der Eisendorn am Ende seines Seils mit leisem Klirren von der Zinne zurück und wäre laut scheppernd auf dem Boden aufgeschlagen, wenn Terion ihn nicht gefangen hätte. Über ihm zog Alomer scharf die Luft ein und blickte sich um während er zischte „Du verdammter Narr, das haben wir dir nicht beigebracht, du verrätst uns." „Hoch mit euch." knurrte Terion während er sich hektisch in der engen Gasse um sah. „Für so was haben wir keine Zeit, der Wachwechsel ist gleich vorbei." Es war schon spät, die Wachen der Mauer patrouillierten weiter, nur jetzt gab es wegen der Wachablösung eine kurze Besprechungspause. Zeit genug sich in die Festung zu schleichen, wenn man denn auf die Mauer kam, seine Wangen glühten rot in dem dunklen Licht, gerade jetzt wo beide Mentoren dabei war, musst er so versagen. Tief durchatmend sammelte Varian seine Gedanken wieder, nahm sein Kletterseil aufs neue und schwang es neben sich. Doch gerade als er zum Wurf ansetzte schnellte eine Hand hervor und umgriff das Seil. Varian blickte Terion entgeistert an als dieser ihm zu raunte „Lass mich das machen bevor du uns wirklich noch verrätst." Wütend übergab er sein Seil dem Älteren. Der umgriff es etwas weiter hinten, wirbelte es zweimal um seine Achse und warf es. Mit einem leisen Klacken legte sich das Lasso um die Zinne. Alomer überprüfte den Sitz noch einmal mit einem kräftigen Ruck, bevor er das Seil wieder an Varian reichte und sein eigenes warf. Varian legte den rechten Fuß in eine der Schlaufen, umgriff das Seil und drückte sich hoch, die Wut schäumte in ihm, aber er musste sich konzentrieren. Dann zog er den anderen Fuß in die nächste Schlaufe und kletterte weiter. Mit einer kleinen Kraftaufbietung zog er sich neben seinen Ordensbrüdern auf die Mauer. Geduckt schlichen sie auf ihr bis zum nächsten Treppenturm, dann glitten sie durch Tür.

Unten angekommen bedeutete Alomer ihnen zu warten und verschwand in der Dunkelheit. Varian sah sich um, die mächtigen Bauwerke hatten selbst jetzt im Dunkeln nichts von ihrem Glanz verloren. Die Reichen hatten sich wahrlich Mühe gegeben alles was glänzen konnte zu beleuchten. Ein leises Flüstern erklang neben ihnen, Alomer war zurück „Die Patrouille kam gerade vorbei, wir sind noch im Zeitplan, die Straße müsste die nächste Zeit unbewacht sein. Die drei liefen los und verfielen in einen leichten Trab, sie mussten vor der nächsten Patrouille noch ein ganz schönes Stück zurücklegen. Alomer schritt voran, er sprang zurück und riss die beiden nach hinten. „Verdammt, da kommt die nächste Patrouille" „Was! Das war die letzten Tage doch nicht so" fauchte Terion entgeistert. „Nein" Alomer schüttelte den Kopf und richtete seinen wütenden Blick auf Varian „Dieser Narr hat sie gestern mit seinem Leichtsinn aufgehetzt!" „Das bringt uns jetzt auch nichts" fuhr Terion dazwischen und gebot mit einer Handbewegung Varian den Mund zu halten. „Wenn sie ihre Wachmuster geändert haben, dann müssen wir uns zurück ziehen und neu planen!" Alomer biss sich sichtlich gereizt auf die Lippe. Seiner Augen zuckten umher als die Gedanken flogen, schließlich nickte er. „Ich kann uns da reinbringen!" Beide sahen Varian entgeistert an. „Kannst du hellsehen? Weißt du wo ihre Wachen stehen?" „Nein, aber ich kann uns zu dem Ausgang führen. Das Tunnelnetz ist um einiges weiter und verzweigter als in all unseren Aufzeichnungen, ich habe viele Wege gefunden. Wir können uns durch den Schlossgarten schleichen." „Das könnte funktionieren, der ist sperrlich beleuchtet und die Büsche würden uns schützen." Bemerkte Terion. „Und dann?" Alomers Stimme klang immer noch bissig, doch das Interesse war nicht zu überhören. „Ich kann uns durch die Gänge bis in den Palast bringen, ja sogar bis zu den königlichen Gemächern." Die beiden Ordensbrüder sahen sich an. „Versuchen wir es."

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