Kapitel 94

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Die Bäume flogen an ihm vorbei, verschwammen mit dem Dunkel des Waldes, die Abenddämmerung lag bereits hinter ihm und die Dunkelheit verschlang alles. Er war zu weit entfernt von der Stadt um ihr Leuchten noch in der Ferne zu sehen. Die Bäume rückten immer näher bedrohlich schienen sie ihn zu beobachten. Varian trat dem Pferd immer wieder in die Flanke, doch der alte Klepper wollte nicht mehr. Um Haaresbreite hatte er es aus der Stadt geschafft, kurz bevor die Alarmglocken durch die Stadt schalten und die Tore verschlossen wurden. Er war gerannt und gerannt und bis er endlich an einem abgelegenen Bauernhof ein Pferd stehlen konnte. Doch das verfluchte Tier war eine verdammte Enttäuschung. Wieder trieb er es an. Doch der verfluchte Gaul war alt und langsam. Auf dem Hof hatte er wahrscheinlich nur dazu gedient ein Mühlrad anzutreiben.

Es durchzuckte ihn, seine und schmerzten, doch nicht annähernd so stark wie seine Gedanken, er hatte versagt, bei allem was er sich jemals vorgenommen hatte. Alomer und Terion waren Tod, der König lebte noch und was viel schlimmer war, er war nicht gestorben beim Versuch den Willen der Zwillinge auszuführen. Etwas kühles ergriff seinen Nacken, fühlte sich so der Todeshauch an, jagten ihn die Götter nun selbst? Ihn, einen Priester der sie durch sein Versagen bloßgestellt und durch seine Flucht verraten hatte. Vor seinen Augen sah er seine ehemaligen Lehrer in Erfüllung ihrer Pflicht fallen und in seinen Ohren dröhnte die Stimme Alomers wieder, er hatte recht behalten, Varian hatte versagt, er war es nicht Wert als Priester der Zwillinge geweiht zu sein. Er versuchte die Gedanken zu lenken, wie er es gelernt hatte, er lenkte alles in seinen Zorn. Irgendjemand musste sie verraten haben! Ihr Plant war reibungslos von statten gegangen, niemand hatte sie beim überqueren der Mauer gesehen, niemand hatte bemerkt wie sie die Gänge betreten und durchquert hatten und niemand konnte die Wachen gefunden haben die sie beseitigt hatten. Und auch kein Geräusch konnte sie verraten haben, dafür hatte Terion gesorgt seine Magie hatte jeden Laut des Kampfes gegen die Drachen erstickt. Kein Schrei und kein kreischender Stahl hatte den Raum verlassen. Alle anderen hatten sie mit Blasrohrpfeilen betäubt, dann getötet und die Körper verschwinden lassen. Keine Patrouille hatte sie entdecken können, alles war perfekt, und dennoch waren plötzlich Soldaten aufgetaucht. Und dabei war der König schon so gut wie tot gewesen! Varian ließ das Pferd an einem Bächlein halten, es schnaufte herzzerreißend und die Flanke bebte, wenn er ihm jetzt die Pause nicht gönnte würde es wahrscheinlich innerhalb der nächsten paar Schritte zusammenbrechen. Fast einen halben Tag hatte er es jetzt zu Schande geritten, auf die paar Dochtlängen würde es auch nicht ankommen.

Er klopfte ihm auf den Hals und ließ es in Ruhe saufen. Mit der Zunge fuhr er sich über die trockenen Lippen. Erst jetzt bemerkte er, dass er selbst schon Stunden nichts mehr getrunken hatte. Erschöpft beugte er sich zum leise vor sich hinplätschernden Wasser und schöpfte eine Handvoll. Das Wasser ran warm seine Kehle hinab, er verzog das Gesicht, er hatte gehofft dass es etwas kühler sein würde. Müde ließ er sich neben den Bach fallen und beobachtete ein kleines hilfloses Blatt wie es vom unermüdlichen Wasser hin und her geworfen wurde.

Fast konnte er nachempfinden wie sich dies Blatt, er war sich weder sicher wo er sich genau befand und hatte das Gefühl die Kontrolle verloren zu haben. Mittlerweile würden ihn nicht nur die Stadtwachen verfolgen, er ging fest davon aus dass Tauben bereits in alle Himmelsrichtungen entsendet worden waren um die jegliche Posten und Militärlager auf ihn zu hetzen.

Münzen, Kleidung, Waffe, sein gesamtes Gepäck lag noch in ihrem Versteck in Malendor, nur das was er am Leib trug und die zwei Kurzschwerter hatte er bei sich. Kurz spielte er mit dem Gedanken in die Hauptstadt zurück zu kehren, doch wenn er sterben wollte, dann hätte er gar nicht erst wegrennen müssen. Mit einem Dolch schnitt er sich seine Ärmel in schmale Streifen, knotete sie zusammen und verband seine Wunden. Er biss sich auf die Zähne, aus dem brennenden Schmerz wurde ein dumpfes Pochen, erträglich entschied er stumm. Er betrachtete eine lange Wunde an seinem Oberschenkel, führ ein Ritual fehlte ihm die Zeit und für eine anständige Naht der Faden. Er stemmte sich hoch und sah sich hoffnungsvoll um, vielleicht würde er wenigstens ein paar Pflanzen finden mit denen er sich verarzten könnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2022 ⏰

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