„Wir wandern hier schon seit Tagen durch die Gegend und du hast nicht mal eine Spur gefunden" beschwerte sich Horgata während sie sich mit den Händen durch die Haare fuhr und den Wald betrachtete. „Erzähl du mir mal wie ich die Spuren von etwas finden soll, dass fliegt." fauchte Arviu, während Morana kicherte und ihren Speer wirbeln ließ. „Was sollen die denn auch hier wollen, sie leben doch im Gebirge." murmelte Aturiel während er sich wachsam umsah. Er trug die leichte Rüstung der Asonthari schwarzes gehärtetes Leder, welches an den wichtigsten Stellen mit dünnen schwarzen Stahlplättchen versehen war. Er zog die schiefen Augenbrauen zusammen und versuchte den Himmel zu sehen, doch das Blätterdach über ihnen war zu dicht. Mitarendil schaute sich auch um, wegen des Drachenbesuchs musste er nun durch den Wald laufen und sich umsehen ob hier irgendwo so ein Mantikor sein Unwesen trieb. Sein Blick schweifte zu Morana die gerade eine ihrer Flöten von ihrem Gürtel nahm, an ihre schmalen Lippen legte und eine leise Melodie spielte. Es war etwas berauschendes, sie fokussierte ihre Energie und bündelte sie durch die Musik. Sie umfloss sie, durchdrang das Gewirr des Waldes und breitete sich immer weiter aus, wie ein Netz aus sanft tastenden unsichtbaren Ärmchen. Dann erstarrte sie und öffnete die Augen. „Ein Kadaver, direkt da hinten!" sie deutete in Richtung eines Lichtstrahls, der durch ein Loch im Blätterdach viel. „Ist das Raubtier noch da?" Aturiel hob seinen Speer und bewegte sich ohne jeden Laut in die gezeigte Richtung. „Ich weiß es nicht" die Elfe schüttelte den Kopf „Wenn Mantikore wirklich gegen Magie immun sind, weiß ich nicht ob ich sie sehe, ein anderes Raubtier ist nicht da." Stumm zog Mitarendil den Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil an, dann bedeutete er seinen Gefährten einen Bogen um die Stelle zu machen und sie einzukreisen. Langsam, mit gespanntem Bogen schob er sich durch das Gebüsch, dann erblickte er den Kadaver. Ein riesiger Elch lag am Boden, es war wohl ein äußerst schönes Tier gewesen, doch das weiche hellbraune Fell starrte jetzt vor geronnenem Blut und die zuvor warmen hellbraunen Augen blickten leblos in den Himmel.
Mitarendil trat aus dem Gebüsch und senkte den Bogen. Mit leisem Rascheln sprang Aturiel von einem der Äste und landete immer noch den Speer kampfbereit erhoben neben seinem Prinzen. Wäre hier der Mantikor gewesen, dann wäre der Elf ein völlig lautloser tot von oben gewesen. Doch die Lichtung war leer. Auch die anderen traten nun aus den Büschen und betrachteten traurig das einst schöne Wesen. Arviu beugte sich über die Wunden. „Krallen und Raubtierzähne, andere als jedes andere Raubtier hier im Wald hat." er hob wie zum Beweis eine Feder auf. „Der Drache hatte recht." „Keine guten Nachrichten." murmelte Morana, bevor sie eine leise traurige Melodie auf einer ihrer Flöten anstimmte. Die Pflanzen begannen zu wachsen und den Kadaver der Elchkuh einzuschließen, kein Raubtier würde den Körper noch entstellen können. „Mindestens einer" flüsterte Arviu mehr zu sich selbst als er die Tatzenabdrücke im weichen Waldboden betrachtete. Aturiel kicherte „Ach wirklich?" und verdrehte die Augen. „Wir müssen Sarutor Sylocon informieren." „Nein!" entschied Mitarendil bestimmt „Wir sind sehr nahe an Yuliva, eine ganze Stadt. Wenn sie hier wirklich sind müssen wir sie töten bevor sie einen überraschten Elfen über den Weg laufen." „Unser Auftrag lautete anders!" erwiderte Naturiendil, der bisher nur als stummer Beobachter fungiert hatte. Er war wohl der älteste unter ihnen und Mitarendil wurde das Gefühl nicht los dass der Elf von seinem Vater als Aufpasser mitgeschickt worden war. „Wir werden diese Gefahr unschädlich machen!" entschied der Junge Prinz bestimmt. „Dieser Drang danach dich zu beweisen wird und noch den Kopf kosten." flüsterte Naturiendil während er sich von Mitarendil abwandte bevor dieser etwas erwidern konnte. „Und wie folgen wir den Spuren wenn es wieder losgeflogen ist?" gab Horgata zu bedenken. Ihre honigfarbenen Augen strichen über Mitarendil. „Das ist es glaube ich nicht." Arviu tauchte aus dem Gebüsch auf, sein katzenhaftes Gesicht und die kurzen rotbraunen Haare erweckten bei ihm so den Anschein eines Fuchses. Er bedeutete ihnen zu schweigen und verschwand wieder im Grünen. Mitarendil folgte ihm leise, die Blätter strichen über seine Haut und die Äste verhakten sich in seiner Kleidung. Interessiert blickte er zu Arviu vor sich, er hatte wohl einen Zauber um sich gelegt, denn die Zweige wurden schon kurz bevor sie ihn berührten zur Seite gedrückt. So behinderten sie ihn nicht und blieben lautlos.
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DIe Chroniken Relons
FantasyEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.