Das Wasser floss, drei Tage waren vergangen, Drakon war wieder an dem einzigen Ort an dem er seinen Frieden fand. Geschützt vor der Sonne unter dem großen Blätterdach lauschte er den Vögeln, zog die Waldluft in sich ein und spürte das weiche Gras unter sich. Er sah auf den leise plätschernden Bach und dann wieder auf das Buch in seiner Hand der alte Ledereinband war abgewetzt und das Papier vergilbt. Es erzählte die Geschichte von einem großen Zwergenherrscher, sein Vater hatte es ihm immer wieder vorgelesen als er noch ein Kind war.
Rammar der Zwergenkönig kämpfte allein gegen eine Armee von Orks und verteidigte mit wenigen Getreuen einen schmalen Pass. Erschlug mit dem Hammer einen Ork nach dem anderen, ein Schwert bohrte sich in seine Hüfte, ein Speer zertrümmerte seinen Oberschenkelknochen, zahlreiche Pfeile bohrten sich in seinen Körper und eine Keule zertrümmerte seine linke Schulter. Doch Rammar blieb standhaft bis die Familien in Sicherheit waren und sich die anderen Zwerge versammeln konnten um gegen die Orks zu kämpfen. Rammar fiel in dieser Schlacht, doch dank seinem Opfer konnten sich die Armeen der Zwerge versammeln und die Orks in einer einzigen Schlacht fast völlig vernichten. Diese Stelle hatte Drakon schon immer geliebt, ein heldenhaftes Opfer, das Opfer eines waren Kriegers. Es erzählte nicht die Geschichte des Grauens sondern die Geschichte des Ruhmes, große Schlachten mit wahren Helden und vernichteten Gegnern.
Die Vögel sangen und sanfte Lichtstrahlen wärmten seine Haut. Glocken durchdrangen die Stille. Alarm! Drakon riss die Augen auf und rannte los. Schnaufend erreichte er das Dorf und beschleunigte als er endlich die grauen Mauern der Burg sah. In der Burg hörte er Schreie, voll Wut und Angst. Endlich angekommen stieß er die Türen zum großen Saal auf, Angst und Schmerz drückten seinen Magen zusammen. Sein Vater lag am Boden, neben ihm kniete eine Person. Die Sonne, die durch das Fenster schien brach sich in der Blutlache am Boden. Drakon wollte zu seinem Vater laufen als ihn eine feste Hand an der Schulter packte und zurück zog. „Er lebt noch, lass den Arzt seine Arbeit tun." Vespasian zog ihn zurück. Drakon ließ es mit sich machen, der Schock ließ ihn immer noch keine klaren Gedanken fassen und Vespasians Kraft hätte er sich eh nicht widersetzen können. Außer Atem und völlig neben sich von diesem Anblick beobachtete er wie der Leibarzt der Familie einen Dolch aus seinem Vater zog. Dann verschwand alles hinter der Wand, Vespasian hatte ihn hinaus geschleift und drückte ihn auf einen Stuhl. „Die Zofe hat ihn gefunden. Er hat es geschafft seinen Angreifern zu erwürgen doch er wurde verletzt." „A... Ab...Aber wa...rum?" Drakon konnte es immer noch nicht fassen. „Ich weiß es nicht." Vespasian rieb sich über die Augen. „Die Leibwache wurde im Kampf getötet, der Angreifer muss ein begabter Krieger gewesen sein." Er legte seine Hand auf Drakons Schulter „Wir finden seine Mörder." „Du sagtest er ist nicht tot!" die Angst in Drakon wuchs. „Ich will dir keine Hoffnungen machen, ich habe schon viele solcher Wunden gesehen dein Vater wird den morgigen Tag nicht mehr erleben. Der Attentäter hat gute Arbeit geleistet." Sein Blick schweifte zur Tür. "Bleibe hier, ich werde nach ihm schauen." Die Zeit verstrich, Sekunden wurden zu Stunden dann ging die Tür auf „Geh dich verabschieden, er liegt im Sterben." Drakon wollte weinen, doch er hatte nach dem Tod seiner Mutter das weinen verlernt, damals hatte er tagelang auf seiner Lichtung geweint, bis sein Vater zu ihm gesagt hatte, dass das Leben weiter geht und man sich nicht an der Vergangenheit festklammern darf. Er hatte seinen Vater nur zwei Mal eine Träne vergießen sehen, einmal beim Tod seiner Mutter, das andere Mal beim Tod des Königs Gabriel.
Da lag er, John Taurus Lord von Drachenfels geboren als Bauer, später einer der größten Helden der Vergangenheit. Die weiße Haut hatte nicht viel Unterschied zum weißen Bettlaken unter dem er lag.
Drakon nahm die Hand seines Vaters, und sah in die Fiebrigen Augen seines Vater, die unruhig umher zuckten ohne etwas fokussieren zu können.„Vater, ich..." John unterbrach ihn mit einem leisen Flüstern „Drakon..." pfeifend versuchte er zu atmen. „Ich bin hier Vater." „Vespasian" hauchte er, dann sank er in sein Kissen, der Brustkorb bewegte sich nicht mehr. Traurig sah er auf die fahlen Gesichtszüge seines Vaters, aus welchem jede Anspannung gewichen war, er sah ruhiger und friedlicher aus als jemals zuvor, die Tränen verschleierten Drakon die Sicht, doch er riss sich zusammen und wandte sich Vespasian zu. Der nun näher getreten war. „Ich werde dem unausgesprochenem Wunsch deines Vaters entsprechen und dir mit meinem Amt hier helfen." Er legte ihm die Hand auf die Schulter „Es tut mir leid, trotz unserer Meinungsunterschiede habe ich deinen Vater sehr respektiert." Ehrerbietend senkte er den Kopf vor dem Leichnam „Die Götter werden ihn willkommen heißen. Nun zu dir, es wird zum Krieg gegen die Zwerge kommen. Sie haben mit Angriffen auf unsere Bevölkerung begonnen Und hier kannst du nicht bleiben Junge, der König wird einen neuen Lord für Drachenfels einsetzen. Deshalb mache ich dir hiermit einen Vorschlag. Komm mit mir nach Denor, gehe dort in die Heerschule und finde deinen Platz in dieser Welt." „Was ist mit seinem Mörder?" Vespasians Blick schweifte zum Fenster. „Ich kann dir nicht mehr als dieses Angebot machen, sie sind schon über alle Berge, vielleicht wirst du sie eines Tages finden und für diese Grausamkeit bestrafen können, doch das wissen nur die Götter." Drakon schluckte, mit Blick auf seinen Vater „Ich weiß nicht ob ich den Weg eines Soldaten einschlagen kann, das würde allem widersprechen, was mich mein Vater lehrte, schon allein das William sich für diesen Weg entschieden hat, hat ihn immer aufgeregt." „Dein Vater hat sich in den letzten Tagen anders entschieden, wie es damals der Fall war, als er das Schwert ergriff um Relon zu schützen, ist es nun an dir dein Land gegen die Feinde zu verteidigen, das ist etwas anderes als das Schwert aus Freude zum Töten zu wählen." Er drückte im noch einmal die Schulter bevor er sich umdrehte und zur Tür schritt. „Du hast Bedenkzeit bis die Bestattung deines Vaters abgeschlossen ist.
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DIe Chroniken Relons
FantasyEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.