Kapitel 40

5 1 0
                                    


Der Tritt schleuderte ihn gegen die Wand, er keuchte auf und riss die Arme nach oben, doch bevor er seine Abwehr ganz gehoben hatte, traf ihn schon der Stab des Angreifers mit einer solchen Wucht gegen die Rippen das ihm die verbliebene Luft aus den Lungen gepresst wurde. Er rang um Luft, doch sein Gegner gestattete ihm keine Pause, er vollführte eine schnelle Drehung riss ihm mit dem Schafft des Speeres die Beine vom Boden,und drückte ihm die eiskalte Spitze an den Hals. Der Sieger half ihm hoch. War ich einst auch so schlecht? der Sieger betrachtete den erbärmlichen Novizen, als er sich mit einer Hand an den Rippen vor dem siegreichen Gegner verbeugte und sagte „Ich danke für die Unterweisung." Varian schüttelte enttäuscht den Kopf, solch ein Kämpfer wäre eine Schande für den Orden. Er hatte vor drei Jahren seine Ausbildung abgeschlossen und den Titel des Bruders erhalten, nun gehörte es zu seinen Aufgaben die Novizen zu trainieren und sein können weiter zu geben. „Brüder." er verneigte sich leicht als ihm zwei Ordensmitglieder im Gespräch vertieft entgegenkamen, sie begrüßten ihn mit der selben Höflichkeit.

Er lief Richtung Garten, dort hatte er gleich die nächste Lehrstunde mit einem Jahrgang etwas älterer Novizen. Er trat aus dem Übungsgebäude hinaus, die Sonne wärmte seine Haut, ließ sie wohlig Prickeln und nahm der kalten Luft ihre Schärfe, als er über den befestigten Weg schritt. Er lief an den einzelnen Beeten vorbei, in jedem würden mit dem Frühling bald zahlreiche Pflanzenarten wachsen und gedeihen. Es würde die Aufgabe der Akolythen und Novizen sein, diese zu Pflegen und zu umsorgen. „So!" er trat an das Beet an dem seinen Schüler schon auf ihn warteten. „Wer weiß was hier wächst?" Ein kleiner Junge mit großen Schneidezähnen hob die Hand. Varian bedeutete ihm mit einer Handbewegung fortzufahren. „Schwarzmond. Ihre Kerne lassen Menschen erblinden, wenn sie sie essen." Varian nickte. „Ja, dieses Wissen ist unter den Bauern weit verbreitet, doch dem Orden sind viel bessere Verwendungen bekannt." Er deutete auf die kirschgroßen schwarzen Kugeln an den langen dunkelgrünen Stängeln, sie hatten sich prächtig über den Winter entwickelt. Die Stängel waren geziert von langen Stacheln mit scharfen Spitzen. „Wir warten bis die Frucht komplett schwarz ist, und ich meine nicht die Schale." Er zog sich Handschuhe über und brach einen der Kerne auf, sie war nur außen schwarz, innen hatte sie ein leichtes weiß rosa. „Ist das letzte Weiß verschwunden, und der komplette Kern schwarz, dann kann man sie ernten." Er ging ein Beet weiter, hier waren die Kerne schon ausgereift, er riss einen vom Strauch und zerbrach diesen, er war komplett schwarz. Varian zeigte sie den Novizen und legte sie dann wieder ins Beet. „Sehen sie so aus, dann können sie geerntet werden, danach werden sie in einen Kräutersud eingelegt, damit sie komplett aushärten. Als Nächstes können wir sie mit ein paar anderen Zutaten vermengen und zu Pulver zermahlen." Er nahm einen dunklen Beutel aus einer der Falten seines Umhangs und ließ auf seine Handfläche ein Häufchen Pulver rieseln und hielt es den anderen hin. „So sieht es dann nach der Fertigstellung aus." Es war ein tiefschwarzes Pulver, mit kleinen gelben Körnchen. Dann vollführte er eine schnelle Bewegung und warf das Pulver in die Luft. Die Novizen schrien auf, fasten sich an die Augen die eine Nacht hatte sich über die Augen gelegt. Zwei gingen ängstlich brüllend zu Boden, drei weitere stießen zusammen und stürzten. Varian grinste, als Novize hatte er selbst den Effekt des Schwarzmondes erlebt, erst gibt es einen grellen Schmerz im Auge, bei der Berührung mit dem Pulver, dann wurde das komplette Sichtfeld für mehrere Minuten schwarz. „Klappe halten, stehen bleiben und zu hören!" schrie Varian über den Tumult hinweg, doch das Grinsen konnte er nicht unterdrücken, es sah zu lustig aus, wie sie sich gegenseitig umstießen bei ihrem jämmerlichen Versuch aufzustehen. „Es wird gleich die Wirkung verlieren! Ihr wollt Priester der Zwillinge werden?" Höhnte er „Dann solltet ihr lernen ohne Augen zu sehen, das werden ihr noch früh genug benötigen, dennoch bin ich von eurer Disziplin aufs Höchste enttäuscht! Ein Bruder würde stillhalten und sein Leid ertragen, und nicht heulend und schreiend durch die Gegend stolpern." Er schnaubte vor Verachtung, drehte sich um und sagte ohne zurück zu blicken. „Die Lehrstunde ist für heute beendet. Ich erwarte, dass ihr für die nächste Stunde alles über diese Pflanze lernt." Er legte die Handschuhe zurück und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Selbst er hatte noch lange nicht ausgelernt, allein bei der Vorstellung, dass es Priester gab die mehr wussten als alles Wissen in den unzählbaren Büchern dieser Bibliothek, begann sein Kopf zu schmerzen. Erst gestern hatte er sich ein paar neue Pflanzen angesehen die im Gebirge wuchsen und im Dienste Atmos Fieber lindern und Schmerzen nehmen konnten. Er hoffte endlich im Auftrag seines Ordens in die Welt gesendet zu werden um der Schwertarm des Aternos und die heilende Hand des Atmos zu sein. Gerade der beginnende Krieg mit den Zwergen hatte bot die Chance sich als Priester der Zwillinge zu beweisen und vielleicht sogar eines Tages als Hohepriester einen Orden gründen zu dürfen. Zahlreiche Priester, darunter einige von Varians Freunden waren losgeschickt worden um die Armeen zu begleiten und als Schild gegen die gottlose Magie der Zwerge zu wirken.

DIe Chroniken RelonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt