Kapitel 33

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Mit brummendem Schädel schlug Farodin die Augen auf. Wütend vor sich hin murmelnd betastete er seinen Kopf. Dieser verfluchte Pirat hatte die Abmachung gebrochen, dafür würde er bezahlen, das schwor der Junge Prinz feierlich. Dann zuckte er zischend zusammen als er die Daumendicke Beule betastete. Ein dumpfes brennen schoss ihm in die Augen und ließ kurz seine Umgebung verschwimmen. Als sich das Bild endlich klärte realisierte er das erste Mal wo er sich befand, er hatte nicht die dunkelbraunen Planken eines Schiffes über sich sondern grauen dunklen Felsen der feucht glitzerte. Immer noch mit der Hand an der pochenden Beule setzte er sich auf und drehte sich um. Er lag auf einer in den Stein geschnittenen Nische in einer kleinen Kammer. Sie war von groben Händen behauen worden, hatte immer wieder Risse und grobe Absätze. Grüne und gelbe Flechten waren über die Wände verteilt und dunkel glitschige Algen hingen in langen blättrigen Strängen von der Decke. Sein Blick schweifte über ein kleines vergittertes Fenster, das fast mit dem oberen Rand an die Decke schloss. Braune Rostflecken zierten die Stäbe doch sie wirkten dick genug um trotz des Rostes standhaft zu sein. Er schleppte sich zu dem Fenster. „Zu dick" murmelte er als er die Stangen betrachtete,, seine erste Vermutung hatte sich bestätigt. Doch das Wasser hatte sie umspült und den steinernen Grund ausgehöhlt. Mit etwas Muskelkraft könnte er vielleicht die Stäbe unten aus dem steinernen Bett befreien. Er streckte die Hände aus.

„Das Fenster ist zu klein" Farian wirbelte herum er war so auf den Raum fokussiert, dass er die Person in der gegenüberliegenden Wandnische nicht bemerkt hatte. Ein dünner drahtiger Mann erhob sich, langes grau schwarzes Haar fiel in verknoteten Wellen über seine Schultern, der vielleicht irgendwann gepflegte Bart war nun lang struppig und von grauen Strähnen durchzogen. Sein Oberkörper war nackt, helle wulstige Narben zeugten von einer kriegerischen Vergangenheit und obwohl er hier in Gefangenschaft saß und ihm nicht einmal eine Rasur gestattet war trug er den Kopf erhaben und reckte das Kinn in die Höhe. „Du wirst das Fenster nicht passieren können, selbst wenn du das Gitter aus seiner Verankerung reißen kannst." Farian blickte den Mann immer noch an, er wusste nicht woher, aber irgendwie kam er ihm bekannt vor, die Frisur, die harten Züge auf dem schlanken Gesicht und das erhobene Haupt. „Wer bist du?" „Ein Gefangener der Piraten wie du auch, wichtig genug um von ihnen nicht in die Minen geschickt zu werden." er beugte den Neuankömmling „Und du?" „Ein Händler auf der durchfahrt nach Relon" antwortete der Prinz knapp, nicht sicher ob die Piraten ihm vielleicht eine Falle stellen würden. Das war eine einfache Erklärung für die Reichtümer unter Deck ohne seine adlige Herkunft zu verraten". Sein Gegenüber nickte nachdenklich und ließ sich wieder auf die steinerne Pritsche fallen. „Mach es dir bequem, wenn du Zahlen kannst, werden sie dich bald gegen Gold hier wieder raus lassen. Und wenn du viel zahlen kannst werden sie dich sogar an deinem Ort deiner Wahl herauslassen." „Was ist mit meiner Mannschaft?" fragte der Prinz während er an die Tür trat. Dunkles Schwarzes Holz, alte Schiffsplanken tippte er während seine Finger über angewachsene Muscheln fuhren. Das Holz war alt und feucht und hing zwischen einem aus rostigen Gitterstäben gebauten Rahmen. „Sie werden in die Minen gesteckt werden oder landen wenn sie Glück haben auf dem Sklavenmarkt. Der Kapitän und die die Aussehen als hätten sie genug Geld um sich frei zu kaufen werden wahrscheinlich auch hier festgehalten." er drehte sich auf die Seite und blickte ihn an während er den Kopf auf die Hand gestützt hatte. Der Gitterrahmen würde halten, genau wie die Fenstergitter war das Metall zu dick um vom Rost ernsthaft geschädigt zu sein, doch das Holz der Tür war morsch und könnte nachgeben und auch die Scharniere wirkten nicht mehr wirklich standhaft. „Du wirst nicht entkommen können." meinte der Gefangene und drehte sich wieder auf den Rücken. „Die Tür wirkt nicht gerade stabil, wenn wir zusammen arbeiten können wir sie durchbrechen." erwiderte Farian bestimmt. „Und dann?" kam die schelmische Antwort. „Läufst du entspannt die Treppen runter, tappst unbemerkt den fünfzig Schritt langen Gang entlang, überwindest das Fallgatter und schlenderst dann die Treppen hoch überraschst die Wachen die nicht das Poltern der berstenden Tür gehört haben und sie denken auch nicht an ihre Bögen mit denen sie dich auf dem Gang ohne jegliche Verstecke gnadenlos niederschießen können, sondern lassen dich herkommen, geben dir ihre Dolche und lassen sich die Kehlen aufschlitzen?" Farian verzog das Gesicht, der Mann hatte recht, das hatte er noch nicht bedacht. „Wir könnten versuchen die Scharniere zu brechen und die Tür leise auf den Boden legen und Nachts schleichen wir uns im Schutz der Dunkelheit zu den Wachen!" schlug er als nächstes vor, während seine Finger eingehend über die Scharniere glitten und nach einer Schwachstelle suchten. Ein leises Lachen war die Antwort. Farians Magen krampfte sich zusammen und er schlug mit der Faust gegen die Tür „Was ist so lustig?" seine Stimme war nun ein bedrohliches Knurren. „Ist dir nicht das Wasser aufgefallen?" er deutete mit einer schweifenden Bewegung auf die zahlreichen kleinen und größeren Pfützen. „Und das Grünzeug da sind Algen" er deutete auf eine dicke grüne Pflanze die sich aus einer gebröselten Spalte aus der Wand kämpfte. „Dieser Zelle steht sobald die Flut kommt mindestens knietief unter Wasser, der Gang da unten" er zeigte zu der morschen Zellentür „Ist über Nacht bis obenhin geflutet." Er grinste breit und sein Bart bauschte sich dabei ungewöhnlich auf „und wenn du keine Kiemen hast oder Lungen wie ein Ochse, dann wirst du da unten schnell sterben, wenn dich die Dunkelheit nicht verrückt macht oder die Kälte dir die Sinne raubt." Der Gefangene ließ sich auf den Rücken fallen und brummte „mach es wie ich und lehne dich zurück, als Händler werden sie dir bald die Möglichkeit geben dich zu befreien." Farian ließ sich zwar in seine Nische fallen, von entspannen war aber keine Rede, in seinem Kopf ratterte es beim versuch einen Fluchtplan zu ersinnen.

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