Kapitel 26

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Die Gischt peitschte Farodin ins Gesicht und der starke Wind riss an seiner Kleidung. Der junge Prinz stand am Bug des Schiffes und starrte in die Wellen. Dunkel schimmerte das Meer und weiß brachen sich die Wellen am braunen Holz des Schiffes, während es durch die Wellen glitt und das Wasser zerschnitt. Es wurde von Tag zu Tag kälter, in Kataru war es zwar auch Winter, aber es wurde niemals wirklich kalt in diesem sonnigen Land. Doch in Relon erwartete ihn wenn er Pech hatte sogar Schnee. Bisher hatte er nur einmal oben im Gebirge Schnee erlebt und er war nicht gerade erpicht auf ein weiteres Mal. Es fröstelte ihn als er an das kalte Nass dachte. Dröhnend brach sich wieder eine Welle am Rumpf Er spuckte in die Wellen, dann drehte er sich um und betrachtete die zwei Männer, die in der Mitte des Schiffes aufeinander einschlugen. Laut grölend feuerten die Seemänner ihre Favoriten an. Auf den Schiffen war es normal, sich durch Zweikämpfe bei Laune zu halten. Die anderen standen dabei, brüllten und schlossen Wetten ab. Geld und Ansehen winkten dem Sieger, was ein zusätzlicher Grund war, abgesehen davon der Wut Luft zu machen.

Beide Kämpfer waren gestählt von der harten Arbeit an Deck und braungebrannt von der unerbittlichen Sonne auf See. Sie hatten sich beide schon einen Namen erkämpft, es war der Kampf des Monats, so hatten es jedenfalls der Kapitän erklärt als er auch Farodin dazu aufgefordert hatte einen Wetteinsatz zu stellen. Farodin verachtete diese Kämpfe, sie waren unzivilisiert, brutal und unter seiner Würde. Gerade stürzte sich sein ‚Favorit', auf seinen Gegner und versuchte ihm mit seinen kräftigen Oberarmen die Luft abzudrücken. Der Prinz wandte sich wieder ab, er hielt Ausschau nach dem Leuchtturm von Schwalbenhafen, doch sie waren noch nicht weit gekommen, es würde noch dauern bis er endlich festen Boden unter den Füßen haben würde. Vor allem das Pökelfleisch hatte er so langsam wirklich satt. Er hasste die Politik, dieses Speichellecken, Lügen und die Intrigen würde er jederzeit gegen einen anständigen Schwertkampf eintauschen. Doch sein Vater hatte ihn nach Relor befohlen und er würde gehorchen, als Prinz musste er sich auch den Staatsgeschäften stellen, daran führte kein Weg vorbei. Bei diesem Gedanken rebellierte sein Magen, es konnte aber auch an dem harten Wellengang liegen. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf als ein Lautes Jubelgeschrei ertönte, sein Favorit drückte den anderen fest umschlungen zu Boden und dieser hob die Hand als Zeichen der Unterwerfung. Farodin hatte ein hübsches Sümmchen gewettet, dieses würde sich jetzt verdoppeln, ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, so schlimm war es doch nicht.

„So Männer, genügend Spaß gehabt, an die Arbeit hisst die verbliebenen Segel und setzt vollen Kurs auf Schwalbenhafen." verkündete er. Doch keiner reagierte, alle sahen zum Kapitän und erst als dieser nickte gingen sie wieder an ihre Arbeit. Der Prinz stöhnte auf und verdrehte die Augen, er hasste diese Regeln.

Kapitän Barbossa trat zu ihm, er war ein stämmiger Mann mit Glatze und nachtschwarzem Bart, er trug ein lockeres weißes Hemd über einer hellbraunen Hose und hatte um den Bauch einen handbreiten Gürtel. „Ihr werdet es nie lernen Euer Hoheit, oder?" Farodin verdrehte ein weiteres Mal die Augen und antwortete „Die Macht der Gewohnheit." während er das geschäftige Treiben der Mannschaft verfolgte.

Der Oberbefehl über ein Schiff oblag in Kataru dem Kapitän, egal ob sich ein Prinz oder sogar der König an Bord befand, so war immer eine feste Hierarchie gegeben und es würde nicht zu einem durcheinander kommen. Natürlich könnte der Prinz den Kapitän dazu zwingen seinen Oberbefehl abzugeben, doch dieser Mann genoss unter seinen Männern ein zu hohes Ansehen und Farodin hatte nicht vor ein nasses Grab bei den Fischen zu finden. Deshalb ließ er dem Mann seine Macht, doch es fiel ihm schwer, er war als Prinz und General erzogen worden, er hatte schnell gelernt, dass er in der Hierarchie weit über den Meisten stand und war es gewohnt Befehle zu geben.

Der mächtige Dreimaster nahm schnell Fahrt auf, als sich alle Segel im Wind wölbten und glitt elegant durch die Wellen. Der Wind zerzauste das Haar des Prinzen, als er über die feuchten Planken schritt.

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