Kapitel 15

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„Wach auf!" unsanft wurde Drakon aus dem Schlaf gerissen. Müde blickte er sich um, erst dachte er Vespasian hätte ihn geweckt, dann fiel ihm wieder ein wo er war. „Wir müssen zum Morgenapell, heute geht es richtig los!"

Aus allen Häusern strömten Jugendliche und junge Männer, alles Rekruten, die man unter seine Führung gegeben hatte. Meister Trent blickte auf seine neuen Rekruten. Sein kurzgeschnittenes graues Haar glänzte in der aufgehenden morgen Sonne. Allein sein Stand verriet seine Herkunft, breitbeinig mit verschränkten Armen hinter dem Rücken, erhobenes Kinn und geschwellte Brust, er war durch und durch Soldat. Nachdem er jahrzehntelang als Drache gedient hatte, sollte er nun die neuen Soldaten ausbilden und diese Aufgabe nahm er mehr als ernst. Fünfhundert Soldaten und 50 Korporäle würde er hier ausbilden, ein ganzes Kanton.

„Rekruten!" Mühelos tönte seine Stimme über den ganzen Platz. „Merkt euch eure Hütte, denn ihr werdet ein Numerat bilden, die kleinste funktionelle Einheit in unserer Armee. Mit diesen Gefährten werdet ihr leben, trainieren und bluten." Er machte eine kunstvolle Pause „Und in einigen Jahren werdet ihr an der Seite dieser Männer in die Schlacht ziehen und füreinander einstehen!" Er bedeutete zehn Männern neben sich vorzutreten, sie alle trugen auf ihrer Kleidung dasselbe Abzeichen. „Die Hütten stehen in Fünferreihen, jede Fünferreihe steht für ein Numero. Jedes wird einem Sergeant unterstellt, diese Männer sind Veteranen, sie werden euch betreuen und ausbilden." Er deutete auf fünf weitere Männer „Diese Hauptmänner werden als Veteranen jeweils zwei Numero befehligen und ausbilden und das hier ist Obrist Dentos!" er deutete auf den Soldaten an seiner Seite. „Er hat viele Jahre gedient und es sich hart erarbeitet hier zu stehen, er ist euer Ranghöchster Offizier und wird die Ausbildung neben mir mit leiten!" „Ich habe die große Ehre euch zu verkünden, dass der König die fünfte Maxin wieder ins Leben ruft, ihr habt die Ehre eines ihrer Kantons zu bilden!" Wildes Getuschel brach unter den Männern aus, alle die aus Denor kamen kannten die Geschichte der fünften. „Ruhe!" brüllte Trent. Heute werden wir mit eurer Grundausbildung beginnen! Wir werden euren Körper auf die Strapazen dieses Lebens vorbereiten, wir werden euch die Grundtechnik des Kriegerhandwerkes lehren und ihr werdet lernen wie ein Soldat zu marschieren und Lager zu errichten!" ein sadistisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Euer Arsch gehört mir meine Damen, die Ausbildung beginnt."

„Ich kann nicht mehr." stöhnte Dresto, ein gutgebauter Junge mit dicken Wangen. Er gehörte zu Drakons Numerat und lief nun wild schnaufend mit ihnen durch den Wald. Sie alle hatten von der Ausrüstungsausgabe die Grundausstattung bekommen, Braune Sandalen, braune Leinenhosen und graue Leinenhemden. Darauf trugen sie kurzärmlige Kettenhemden. Mit diesem Gewicht marschierten sie nun in schnellem Marschschritt immer wieder eine abgestreckte Strecke entlang. Genau darauf bedacht auf die eingezeichneten Striche zu treten um die Marschschrittlänge einzuüben achtete Drakon nicht wirklich auf seine Gefährten, aber auch ihm setzte das Marschieren zu, das schwerste war nicht auf den Fuß des Vordermannes zu treten. Wie schmerzhaft das war hatte er heute selbst schon unzählige Male erfahren müssen. Die neuen Sandalen rieben unbequem an seinen Füßen und würden bestimmt Blasen hinterlassen und auch das ungewohnte Gewicht des Kettenhemdes würde ihm wohl ziemliche Rückenschmerzen beschweren, aber daran dachte er nicht, er konzentrierte sich auf seine Rache, die nun näher war als je zuvor.

„Endlich!" dankbar ließ sich das ganze Numero am Ufer eines kleines Baches auf den Waldboden fallen, als ihr Sergeant ihnen eine Pause gestattete. Die meisten stürzten direkt zum kühlen seichten Wasser des Baches und tranken gierig. Andere tauchten zur Abkühlung den ganzen Kopf unter Wasser. Drakon spritzte sich auch etwas von dem kühlen Nass ins Gesicht und lockerte die Bänder seiner Sandalen. „Das wird große Blasen geben." stöhnte er auf und tauchte seine geschunden Füße in das Wasser. Ihr Sergeant trat vor, er hatte sich kurz als Ulfric vorgestellt, ein Veteran aus den Wüstenkriegen. Er war ein drahtiger Mann mit wildem Blick und er wirkte in keinster Weise erschöpft durch den Marsch. „Ihr solltet froh sein, dass wir nur mit Kettenhemd anfangen, eigentlich fehlen noch Helm, Arm und Beinschienen, eure Waffen, euer Werkzeug und Proviant für drei Tage." Er bedachte jeden mit einem kühlen Blick „Wir werden euch soweit stählen, dass ihr mit vollem Gepäck den ganzen Tag marschieren könnt. Und jetzt los ihr faulen Hunde, es geht weiter!" Als sie endlich wieder am Lager ankamen war es schon Mittag. Gierig schlangen die Männer ihr essen runter und genossen den Schatten unter den Sonnensegeln. Es war eine dünne Gerstensuppe, die nicht wirklich gut schmeckte, aber ihnen die Kräfte Stück für Stück zurückgab. „Was war da vorhin los?" „Hmpf?" bekam Damon gerade so mit vollem Mund her raus. Er verschlang genau so gierig sein Essen wie alle anderen auch. „Als Trent meinte wir werden ein Teil der fünften Maxin." Alle am Tisch, sie gehörten alle zehn zu Drakons Numerat, mit diesen würde er von nun an zusammen leben, essen, schlafen, trainieren und kämpfen, verzogen das Gesicht. „Du kommst wohl nicht aus Denor." bemerkte Necar der seine Holzschüssel aus leckte. Als Drakon den Kopf schüttelte legte Esar gerade seinen Löffel zur Seite und betrachtete Necar missbilligend. „Etwas Manieren sind wohl zu viel verlangt." Necar grinste nur und begann Esars Schüssel aus zu lecken. Das übergehend fuhr Esar fort „Jeder hier kennt die Geschichte, die fünfte Maxin existierte genau zweimal, beide Male wurde sie hier in Denor ausgehoben. Sie gewann Schlachten, die jeder für verloren gehalten hätte und bezwangen Gegner für Gegner, dann versagten sie den Zwillingen ihr opfer und wurden verflucht. In der nächsten Schlacht wurde die ganze Maxin bis auf den letzten Mann vernichtet. Doch weil ihr Ruf so berühmt war wurde sie direkt wieder ausgehoben und gegen den Feind geworfen, doch die fünfte stand wohl immer noch in der Missgunst der Götter, sie ist einfach so verschwunden, verschollen ohne das jemand weiß was passiert ist." „Die ganze Armee?" schluckte Drakon geschockt, er war zwar nicht abergläubisch, doch mit den Göttern sollte man es nicht verscherzen. Er erinnerte sich an den Priester der Zwillinge im Dorf der dank der Gunst seiner Götter Menschen heilen konnte und an den Priester des Laodatos, der durch die Macht seines Herren den Leichnam seines Vaters ins Reich des Meeres geleitet hatte. „Alle bis auf den letzten Mann." Nickte Damon „Deshalb hat man es die letzten Jahre nicht gewagt die fünfte wieder auszuheben." „Das bedeutet nichts Gutes, die Götter werden uns verfluchen" flüsterte Lukan, ein braungebrannter Junge, der panisch an einer Kette rumspielte, die wohl Alea, der Göttin der Natur, geweiht war. „Quatsch, als ob sich die Götter für uns interessieren, wenn es sie überhaupt gibt." kicherte Deomir, ein junge mit kahlgeschorenem Schädel und blondem Bartflaum, und schüttelte den Kopf. Lukan wäre wahrscheinlich wutschnaubend über den Tisch gestürzt und hätte den Ungläubigen unter seinen Fäusten begrabe, da erklang jedoch die Stimme des Sergeants der sein Numero zum Nähkampftraining zu sich rief. Gemeinsam marschierten sie zu einem sandigen Platz mitten unter der Sonne.

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