Kapitel 9

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„Wir sind bald da, nur noch ein kurzes Stück durch den Wald und dann ein Tagesritt." Vespasian streckte sich und drückte sich dabei im Sattel etwas hoch um den Hintern etwas zu entlasten.

Es war feucht, der Regen gestern hatte die Erde aufgeweicht und der Schlamm zog matschig an den Hufen der Pferde. Dies und der Nebel erschwerten das Reiten. Doch die Reiter nahmen das kühle Nass dankend an, die vergangenen Tage waren unerträglich heiß gewesen und die Luft so trocken,dass man immer wieder husten musste, nun bestand die Hoffnung auf eine Staubfreie Weiterreise.

Drakon tat immer noch alles weh von den Übungen im Regen als hätten Vespasians Angriffe nicht schon gereicht, war er andauernd ausgerutscht und gestürzt. Er hatte schon einiges gelernt, seit dem Beginn seiner Reise, doch er reichte nicht einmal im Entferntesten an Vespasians Künste heran, dazu kam nun auch noch der Spott über jeden Sturz.

„Lass uns hier das Lager aufschlagen, es wird dunkel." verkündete der Königsbote während er sein Pferd von der Straße lotste. Nach einem mickrigen Abendmahl aus Trockenfleisch und Brot, nahmen sie die Stöcke wieder in die Hand, wie in jeder Pause. Etwas knallte gegen Drakons Kopf, er stürzte benommen zu Boden, dunkle Flecken wirbelten vor seinen Augen. Zuerst hielt er es für einen heimtückischen Angriff Vespasians, doch dann bemerkte er die drei Menschen mit Knüppeln und Dolchen. Durch den Schleier der Benommenheit erblickte Drakon Vespasian, der die Ankömmlinge beäugte. Doch selbst wenn das Dröhnen in seinem Kopf es zugelassen hätte, hätte er ihm nicht helfen können. Eine fester Griff drückte ihn auf den matschigen Boden.

Vespasian sprang auf den Linken zu, wie erwartet wich dieser aus doch er hatte nicht daran gedacht, dass das Gepäck der Reisenden hinter ihm lag und gestattete Vespasian mit einem Sprung sein Schwert zu ergreifen. Nun erhob sich der blonde Mann, in der Linken die Scheide, mit der Rechten umgriff er den Griff seines Schwertes und zog es in einer gekonnten Bewegung, während der der fluchend seinen Fehler bemerkte. Die Scheide warf er achtlos zur Seite, während er mit festem Schritt auf seine Feinde zuging und in einer fließenden Bewegung in die Kampfhaltung einnahm, die er Drakon so oft versucht hatte einzuhämmern. Plötzlich brach er in ein schallendes Gelächter aus und ließ seine Waffe sinken. „Ein paar Bauerntölpel?" Er schnaubte spöttisch, sein Gesicht zeigte immer noch ein belustigtes Grinsen. „Was soll das werden? Ihr habt doch keine Chance?" Der eine kratzte sich im unrasierten Gesicht „Ich habe gesehen wie du einen Freund bezahlt hast. Da bleibt doch bestimmt noch etwas für den lieben alten Franz übrig." Er zeigte ein paar schwarze Zahnstümpfe bei seinem Lächeln. „Aber klar doch." lächelte Vespasian „Wenn sich das so einfach regeln lässt." er zog einen Beutel mit Münzen aus seiner Manteltasche. „Hier, viel Spaß damit." Franz lächelte „Gehen wir Jungs! Ich sagte doch das diese Blaublütigen feige sind." Die Hand verließ Drakons Schulter. Die Vier liefen los. Vespasian ließ sich auf ein Knie fallen, mit der Rechten zog er ein Messer aus seinem Stiefel und warf es geschickt. Es wirbelte zweimal um die eigene Achse bevor es sich mit einem stumpfen Geräusch in Franz Rücken bohrte, dieser stürzte schreiend zu Boden. In einer weiteren flüssigen Bewegung erhob Vespasian sich wieder, enthauptete den Linken der drei Verbliebenen mit einer schnellen schweifenden Bewegung seines Schwertarms und schwang dabei seinen Umhang mit der anderen Hand gekonnt nach hinten, um seinen Schwertarm freizulegen. Die übrigen Zwei wirbelten herum der eine warf seinen Dolch, den Vespasian mühelos aus der Luft fing und ihn erbarmungslos zurück schleuderte. Schreiend brach der Werfer zu Boden, als der Dolch dessen Schenkel durchbohrte. „Die Letzten, die mich bestehlen wollten habe ich Stück für Stück gehäutet, bevor ich sie gevierteilt habe, leider habe ich jetzt keine Zeit dafür." knurrte Vespasian. Mit einem grausamen Grinsen stieß er dem Verletztem das Schwert in die Brust. Er ließ das Schwert stecken und sah zum Letzten der Angreifer, dieser schlug mit einer Stachel besetzten Keule zu, doch Vespasian packte einfachen dessen Handgelenk, riss den Arm seines Gegners zur Seite und streckte seinen Gegner mit einem Faustschlag gegen die Schläfe nieder. Das Knacken der brechenden Nase hörte sogar Drakon noch, der sich mittlerweile benommen aufgerappelt hatte, warmes Blut lief an seinem Hinterkopf hinab und tropfte in seinem Nacken. Abwertend verzog Vespasian beim Anblick des Ohnmächtigen das Gesicht, dann zog er einen zweiten Dolch aus seinem anderen Stiefel und rammte ihn in das Herz des Mannes. „Niemand bestiehlt mich." Vespasian wischte seine Klingen am Wams des Toten ab. „Verächtlicher Abschaum, einen schnellen Tod haben sie eigentlich nicht verdient!" seine kühlen Augen richteten sich auf Drakon. „Sammle meine Waffen ein und mache sie sauber, danach brechen wir auf, wir reiten die Nacht durch!" Er hob die Scheide auf und hängte sie an seinen Gürtel. „Du hast sie getötet." Drakon sah geschockt auf die Leichen, dies waren keine Soldaten, sondern einfache Männer denen die Gier das Leben gekostet hat. Der Ekel überkam ihn als das Blut den Boden aufweichte und rot färbte und sich ein eigentümlicher Geruch verbreitete. Vespasian sah völlig ungerührt auf „Merk dir eins! Solch ein Abschaum hat uns nichts zu sagen, kleine betrügerische Verbrecher!" er trat gegen eine der Leichen. Dann hob Vespasian den Finger und deutete erst auf Drakon dann auf die Leichen. „Die Starken herrschen über die Schwachen! So war es schon immer und so wird es immer sein. Und genau deswegen wird der König den Zwergen Abschaum unterwerfen. Du kannst ein Teil dieses großartigen Machtgefüges werden, wenn du trainierst und dem König treu ergeben bist." Er schwieg kurz und beobachtete wie Drakon den anderen Dolch aus Franz' Rücken zog. „Und du wirst deinen Vater rächen können, oder willst du das nicht mehr?" fügte er fort, mit dem Dolch in der Hand schien es fast wie eine Drohung. Leicht zögernd antwortete Drakon „Natürlich! Deshalb komme ich ja mit, ich will dem König dienen und meinen Vater rächen." zufrieden nickte der blonde Mann „Gut, dann reiten wir weiter!" sie saßen auf und setzten trotz der Dunkelheit und des Nebels ihre Reise fort.

Der Pfeil wanderte wieder in den Köcher, das war knapp die dunkle Gestalt sah sich auf der blutigen Lichtung um, er hätte eingreifen müssen, wenn es schlimmer gekommen wäre. Lieber flog er als Spion auf, als dass die Zielperson frühzeitig sterben würde. Die dunkle Gestalt sah in den Himmel, der scharfe Blick durchdrang die Dunkelheit, der Vogel war immer noch nicht zurück. Ein Tag noch, die Gestalt fragte sich ob sein Freund schon in Denor warten würde. Es ist so lange her die Gestalt schüttelte den Kopf keine Zeit für Ablenkung. Einfach nur beobachten und Nachrichten schicken, das ist der Auftrag.

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