Sommer 535 nach der Thronbesteigung der Tallerion
Die Sonne brannte heiß auf seinem Gesicht, als Drakon blinzelnd die Augen öffnete. Es war der selbe Strahl wie immer, er brach durch das winzige Loch im Blätterdach und schien auf die Stelle im Moos auf die Drakon immer seinen Kopf legte. Zeit zum Abendessen. Stöhnend stemmte er sich in die Höhe und verließ die kleine Lichtung. Auf dem Weg zur Burg, lief er durch das Dorf, überall waren die leeren Häuser zu sehen, zu viele Leben hatte die Pest gefordert. Traurig wandte er sich ab, auch das Leben seiner Mutter war nicht verschont geblieben. Doch nun drei Monate später hatte er sich mit ihrem Fehlen abgefunden.
Tief Luft holend schlenderte er weiter durchs Burgtor, an den Wachen vorbei und nickte ihnen zu sie erwiderten lächelnd seinen Gruß und machten den Weg frei. Er hatte sie schon als kleiner Junge kennengelernt und unzählbare Male an ihrer Seite über die Mauer Ausschau gehalten oder ihren Geschichten gelauscht. Vor allem der alte Willis hatte immer spannende Geschichten von der Zeit als er noch unter Drakons Vater im Krieg gedient hatte. Er seufzte, manchmal wünschte er sich diese Zeit zurück. Seine Schritte hallten durch die Gänge des Bergfriedes, während das sanfte Licht der Abenddämmerung seinen Weg durch die schmalen Fenster beleuchtete. Die grauen Steinwände waren geschmückt mit Teppichen und Gemälden, von denen die meisten so alt wie die Burg selbst schienen, wahrscheinlich konnte er sie alle auswendig beschreiben nach den unzähligen Malen des Abstaubens und Ausklopfens.
„Du kommst spät." hallte die tiefe Stimme seines Vaters durch den Raum. Er trug wiedermal eines dieser weißen Leinenhemden, so sah man bei jeder Bewegung die, für sein Alter beachtlichen Muskeln. Doch Drakon wusste was außer den Muskeln noch unter dem Hemd seines Vaters war. Obwohl er die Narben nur ein einziges Mal gesehen hatte, hatten sich die wulstigen weißen Striche in seine Augen gebrannt, er hatte noch nie so viele Narben gesehen. Sein Vater sprach nur selten über den Krieg, doch jede der Narben erzählte eine Geschichte und er hatte sie alle gehört, immer und immer wieder hatte er den Alten Willis darum gebeten sie wieder zu erzählen. Sein Vater und König Gabriel waren mehr als Kampfgefährten gewesen, sie hatten wie Brüder Seite an Seite gekämpft. Und als die Kriege gewonnen waren, war John immer der Ehrengast Gabriels gewesen. Er hatte die Burg Drachenfels zur Verwaltung und als Familiensitz bekommen und war als John Taurus von Drachenfels in die Geschichtsbücher eingegangen. Mittlerweile war er zwar immer noch der Lord von Drachenfels, aber nach dem Tod Gabriels hatte dessen Sohn Dendron bei allen wichtigen Burgen seine Vertrauenspersonen eingesetzt, die sogenannten "Botschafter des Königs", sie saßen nur faul herum und mischten sich in alles ein, das ihnen nicht passte. Drakon sah sich um, ein Wunder, Vespasian, der Botschafter des Königs auf Drachenfels, war mal nicht zum Abendessen anwesend um sich zu beschweren.
Er ließ sich auf einen Stuhl am Ende der Tafel fallen und sah wie sein Vater die buschige Augenbrauen hob. „Zu meiner Zeit hat man sich nicht so benommen." doch das schelmische Lächeln nahm den Worten die Schärfe. „In deinem Alter war ich auf der Heeresschule, da hat man noch Disziplin gelernt." Er atmete tief ein. „Doch das ist ja jetzt nicht mehr nötig, wir haben Frieden geschaffen", er schloss die Augen Szenen vergangener Schlachten blitzten durch seinen Kopf Blut, Leid und Tod. „Das Reich ist geeint, die Zwerge bleiben hinter ihren Grenzen im Gebirge, die Elfen sind ferne Geschichten und die Orks, Trolle und Gnome verstecken sich im Gebirge und zeigen sich nur in kleinen Gruppen die nicht weit über die Grenze gelangen und die meisten Rebellen sind Tod oder in alle Winde zerstreut. Die Zeiten in denen die Menschen um ihr Überleben kämpfen mussten sind vorbei Gabriel hat dafür gesorgt. Und vor ihm sein Vater", er fuhr sich mit der linken über das Gesicht „ er hat Magier, Hexen und viele andere Zauberwesen gejagt und ausgerottet. Es gibt weit und breit kein Wesen mehr, dass dank einer unnatürlichen Fähigkeit andere Töten kann." Es war immer wieder dasselbe was John erzählte, doch auch dieses Mal schwieg Drakon und hörte artig zu. John hatte im Krieg selbst miterlebt zu was ein einziger Magier fähig war, dutzende Menschen von einem einzelnen niedergestreckt ohne dass sie sich wehren konnten, eine Macht vor der Weder Rüstung noch Schild noch wegrennen helfen konnte, solange sie nicht von einem Prister gesegnet worden waren. „Er war..." ein lautes Krachen unterbrach ihn. Einer der Pagen, die für das aufdecken zuständig waren hatte einen der kupfernen Trinkpokale fallen lassen. „Pass doch auf du törichter Bengel!" schallte eine schnarrende Stimme vom Türrahmen aus. Der Bote des Königs war zurück, Drakon verdrehte die Augen als der blonde Mann eintrat und sich über den Spitzbart fuhr. „Ser Vespasian!" John erhob sich. „Das ist immer noch meine Burg! Ich ermahne und bestrafe meine Angestellten selbst und nach eigenem Ermessen." Er bedeutete dem Pagen dursch ein Nicken mit seiner Arbeit fortzufahren. „Bitte, hoher Lord, es tut mir leid", das eiskalte Lächeln strafte ihn der Lüge, als Vespasian sich in einer erbärmlichen Geste verbeugte. „Ich bin von meiner Mission zurück." Mission? Drakon schnaubte innerlich du bist vor der Pest geflohen, während Vater versucht hat die Kranken und ihre Familien zu unterstützen! Am liebsten hätte Drakon seine Gedanken heraus geschrien, schnell erhob er sich und versuchte seine Züge unter Kontrolle zu halten „Entschuldigt mich bitte." Dann muss ich dich nicht länger ertragen „Warte! Du willst doch sicher auch die tollen Neuigkeiten von deinem Bruder hören." Da war es wieder, dieses spöttische Grinsen, auf dem schmalen Gesicht. „Was ist mit William?" Johns Kiefer mahlten. Vespasians Grinsen wurde noch größer „Er hat es geschafft! Er beginnt nun deine Fußstapfen auszufüllen, alter Krieger." seine Augen blitzten auf als John den Mund öffnete um ihn zurecht zu weisen doch er wurde von Vespasian unterbrochen. „Er ist jetzt in der Drachengarde, vorgestern hat er seinen Eid abgelegt. Er gehört nun zur Garde des Königs." Mit diesen Worten auf dem Lippen verließ er den Raum. Ein Drachengardist, das meinte sein Bruder also in seinem Abschiedsbrief. Drakon wollte etwas sagen, doch traute er sich beim Anblick seines Vaters nicht. Der Herr von Drachenfels schaute völlig versteinert auf den Teller, er hatte versucht seinen Kindern bei zu bringen den Frieden zu bewahren und hatte sie deshalb nie als Krieger erzogen. Natürlich hatte er sie gelehrt zu reiten, mit dem Bogen zu schießen und mit Schild und Schwert zu kämpfen, aber mehr um sich selbst zu verteidigen und für die Jagd, als um in die Schlacht zu ziehen. John hatte keinen seiner Söhne als Knappe zu anderen Rittern geschickt, wo sie sich im Kampf erproben und neue Erfahrungen sammeln konnten, um eines Tages zum Rittern geschlagen zu werden. Drakon hatte ihn einmal gefragt ob er nicht wollen würde, dass seine Söhne berühmte Ritter werden, damals hatte er mit blutrotem Kopf geschrien, er habe gelernt was Krieg bedeutet und es sei das Letzte, das er seinen Kindern wünschen würde.
Drakon drehte sich um und schritt schnell Richtung Tür als Johns Stimme erklang. „Genieße den Frieden solange er währt." John stand auf und verließ den Saal durch die Tür hinter ihm. Drakon stand allein da und wusste nicht was sein Vater gemeint hatte, gerade eben hatte er doch noch gesagt der Frieden sei schon geschaffen. Der Herr von Drachenfels hatte sich nach dem Tod Gabriels zurückgezogen und Drachenfels nicht mehr verlassen, so hatte auch Drakon nur im Dorf erzählte Neuigkeiten gehört.

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DIe Chroniken Relons
FantasíaEine Fantasywelt voll Elfen, Zwerge, Menschen, Magiern und anderen Wesen, zerissen vom Krieg eines gierigen Königs, voll Verrat, Kampf und neu erblühender Freundschaft.