Kapitel 58

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„So meine jungen Schüler" grinsend wurden sie von einem kleinen drahtigen Mann empfangen, der grünbraune Kleider aus dickem Stoff trug und die Arme ausbreitete. Er hatte kurzes rotbraunes Haar und einen kurzen roten Kinn und Oberlippenbart. Seine Augen blitzten und er lehnte entspannt an einer Eiche, von der er sich abstieß.

Missgelaunt trat Drakon neben Damon auf die kleine Lichtung „Man ist der gut drauf" murmelte er in sich hinein, doch laut genug damit sein Freund ihn hören konnte. „Dir ist es also doch nicht egal, dass du nicht bei den Einzelkämpfern gelandet bist." neckte ihn Damon. „Jetzt darf ich als Aufklärer durch den Matsch kriechen und auf Bäume klettern, ich bin doch kein Eichhörnchen." Damon lachte „Wir müssen sicher nicht auf Bäume klettern." „Doch das müsst ihr mein Junge" grinste ihr neuer Ausbilder ihnen zu und Drakon errötete. „Sogar sehr oft." er lachte leise. „Ich bin Mandor, ein Aufklärer in der großen Armee Relons." Er bedeutete ihnen zu folgen und schritt mit ihnen durch den Wald. „Ich werde euch zu Spähern und Spionen ausbilden." Dann zwinkerte er Drakon zu „Ich werde euch zeigen wie man durch den Matsch kriecht und auf Bäume klettert." Drakon errötete, er hatte die Ohren des Mannes unterschätzt. „Aber es ist auch nicht langweiliger als die Ausbildung bei den Einzelkämpfern. Ihr werdet hier lernen zu überleben, den Wald als Küche und Lager zu verwenden, die Natur als eure Heimat zu spüren. Zu euren Aufgaben gehört es tief in feindliches Gebiet einzudringen, euch unbemerkt umzusehen, den Weg und die Fallen der Feinde auszukundschaften und auch wieder lebend alleine zurückzukehren. Ich werde euch lehren wie ihr allein in der Natur überlebt und euch unbemerkt in ihr verstecken könnt, so dass euch nicht einmal die Tiere finden können. Aber dafür müsst ihr fit und wendig sein, ihr habt kein Pferd, das euch trägt, nur eure eigenen Beine.

„Schaumal wer auch dabei ist" knurrte Drakon bedacht leise und nickte zu Lucius hinüber der gelangweilt den Weg vor sich musterte. Immer wieder schweiften Drakons Gedanken zu den beiden Deserteuren ab, er hatte sie gekannt, beide hatten einen solchen Tod nicht verdient, ihn fröstelte bei der Vorstellung wie es sich wohl anfühlte von Pferden mitgeschleift zu werden, welcher Schmerz einen durchzuckte wenn der Boden das Fleisch von den Knochen rieb und die Steine diese zertrümmerten. „Sooo Püppchen" grinste ihr Leiter wieder „Der ist mir zu fröhlich" maulte Drakon und zuckte zusammen als der schelmische Blick des Ausbilders auf ihn fiel, hatte er ihn schon wieder gehört, hat der das Gehör einer Eule oder was. Damon stieß ihn mit dem Ellenbogen an und grinste. „Wer zuerst auf dem Baum da ist" Mandor deutete auf eine gewaltige Eiche, deren Stamm so dick war, dass wahrscheinlich vier Männer benötigt wurden um ihn zu umringen. Dicke Äste wandten sich aus dem Stamm wurden immer schmaler und gliederten sich in dünne Zweige mit dunkelgrünen Blättern.

Die Rekruten glotzten ihn an. „Worauf wartet ihr den bewegt eure Ärsche auf den Baum. Drakon lief fluchend los. Sprang und bekam einen tiefhängenden Ast zu fassen. Mit einem knurren zog er sich in die Höhe, holte aus und schwang sich zum Ast. Er hakte einen Fuß in eine Astgabel und drückte sich hoch. Auf dem Ast sitzend sah er sich um, Lucius lehnte bereits entspannt am Stamm während er wie ein Reiter auf dem Ast saß und Damon zog sich auch gerade auf den Ast. Ein paar andere kämpften noch mit dem Aufstieg, der Großteil hatte es aber geschafft.

„Was macht ihr denn da oben?" ihr Ausbilder betrachtete sie mit verschränkten Armen. „Runter mit euch."

„Was für eine schwachsinnige Übung!" stöhnte nun auch Damon und Drakon lächelte „Ich hab es dir doch gleich gesagt." Er griff nach einem der Äste schwang sich hinab und federte auf dem weichen Waldboden ab. „Verdammt." Damon kippte zu Seite und wurde von Drakon am Arm gepackt. Er sah auf seinen Fuß und ließ ihn rotieren. „Es geht wieder" vorsichtig trat er auf.

Es gab keinen der nicht nassgeschwitzt war, sie hatten bis in den frühen Nachmittag nichts anderes getan als sich auf Bäume zu ziehen und noch höher zu klettern. Drakons Arme spielten langsam nicht mehr mit, das was vorher spielerisch leicht ging war nun ein Kampf, die Schultern waren verspannt und die Oberarme brannten. Die Hände waren wund von der rauen Rinde und seine ganze Haut war mit schrammen übersät. Nun rannten sie quer durch den Wald und hielten nur an wenn Mandor etwas entdeckte was er seinen Schülern präsentieren wollte, wie abgeknickte Zweige, die die Pfade eines Tieres verrieten oder Spuren die gerade danach schrien. Gerade beugte er sich über eine Fährte, zwei gespiegelte hinten abgerundete Abdrücke liefen länglich nach oben spitz zu und neigten sich dabei zur Innenseite des Spalts zwischen diesen Abdrücken. „Was ist das für ein Tier?" „Ein Hirsch" meldete sich eine Stimme von der Seite, ein kleiner Junge mit braunem Wuschelhaar und ziemlich breiter Nase. Deston, wenn sich Drakon richtig erinnerte, er hatte mit ihm noch nicht viel zu tun gehabt. „Nein" widersprach er „Das sind Rehspuren, die Spitzen sind zu weit voneinander entfernt für einen Hirsch." Mandor sah ihn an und nickte bedächtig während Deston betroffen zu Boden sah. „Außerdem sind es mehrere" gähnte Drakon „Drei würde ich tippen." ER gähnte noch einmal herzhaft, wo war er hier gelandet, auf Bäume klettern, durchs Gestrüpp rennen und Spuren lesen. Er verdrehte die Augen. Doch das hatte Mandor gesehen und das erste Mal an diesem Tag wich der Schalk in seinen Augen einem wütenden Funkeln. „Weißt du eigentlich wo du hier bist" Bei den verrückten Waldmenschen „Bei der Aufklärungseinheit." „Und weißt du was wir machen?" Durch den Wald laufen und auf Bäume klettern „Den Weg auskundschaften." „Wir sind die Augen unserer Armee, unsere Aufgabe ist es Fallen und Hinterhalte aufzudecken, die schnellsten und leichtesten Wege zu finden. Versagen wir, kann die gesamte Armee aufgerieben werden. Doch damit wir unsere Arbeit richtig machen können müssen wir im Wald überleben können, wir müssen den Feind bei seinen Vorbereitungen beobachten und dabei mit der Natur verschmelzen. Im Feindesland sind wir ständig in Gefahr, wir müssen überleben, unsere Arbeit machen und dabei nicht getötet werden, dein Vater wusste das." Drakon riss die Augen auf. „Was hat mein Vater jetzt damit zu tun." er konnte die Wut nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Immer wieder fing jemand mit seinem Vater an. Er war kein guter Vater gewesen, zurückgezogen, vergrämt und griesgrämig. „Du hast wohl eine falsche Vorstellung von dem was dein Vater war." „Er war Lordkommandant der Drachen" knurrte Drakon. Mandor lachte „Er war viel mehr als das mein Junge, er war einfacher Soldat, Aufklärer und rettete dabei den jungen Prinzen Gabriel vor einem Hinterhalt. Das war es was ihn in die Drachengarde brachte." „Woher wollt ihr meinen Vater kennen?" antwortete Drakon bissig. „Deinen Vater kennt jeder ältere Soldat, er war nicht nur der Lordkommandant, er war Gabriels wichtigster Berater und Militär, ohne Dendron hätte er sogar selbst gute Chancen auf den Thron gehabt." er holte tief Luft um sich zu entspannen. „Also unterschätze niemals die Rolle dieser Einheit, kannst du das Junge? Wenn nicht werde ich mich persönlich um deine Versetzung kümmern." Ein Gemisch aus Gefühlen kämpfte in ihm, dann fasste er einen Entschluss, was sein Vater geschafft hatte, konnte er auch schaffen. „Ich bin euer Mann, Ser." Zufrieden nickte Mandor „Dann werden wir jetzt weiter laufen, damit ihre rennen könnt wie die jungen Hirsche ohne euch die zarten Knöchel zu brechen."

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