Kapitel 63.3

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Lazar:
"Wie konntest du es wagen? Ein Deal? Ein verdammter Deal mit dem Allmächtigen? Bist du, warst du eigentlich, von allen guten Geistern verlassen? Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du nur dein Leben, für uns Vier eintauschen? Sag mal, hat Gott auch einen Dachschaden wie du? Wie konnte er nur so einen Schwachsinn unterstützen?" brüllte ich aus ganzer Kehle, aber das war mir egal. Der Zorn in mir, die Trauer, zerfrass mich gerade. Mir war egal, wie traurig sie mich gerade ansah, oder was der da Oben von mir gerade hält. Ich konnte es einfach nicht fassen...ich war überzeugt davon, dass ich verrückt wurde!
Genau das wollte ich nicht. Ich wollte dich nicht wütend machen...fing sie an doch ich wollte es nicht hören, also unterbrach ich sie. "Lass es, ich will keine beschissene Entschuldigung Nina! Du bist für uns gestorben verdammt noch mal!!! Wie konnte Er da nur zustimmen? Wie konntest du es nur wagen? Wieso? Wieso für Sergej? Wieso wolltest du, dass der Psycho Russland überlebt? Wieso Nina, wieso verdammt?!" Ich packte ihre Schultern und schüttelte sie bei meinen Worten, ich brüllte und schüttelte sie, ganz so, als würde ich damit etwas ändern können. Doch sie...sie lächelte mich nur sanft und traurig an. Sie lächelte wie ein Engel, liess mich brüllen, bis ich bemerkte, dass Tränen mein Gesicht benässten.
Lazo, was hättest du an meiner Stelle getan? Ich konnte euch nicht helfen in Russland, ich konnte gar nichts unternehmen, ausser zu warten. Ich habe mich an deine Worte erinnert: Er hört uns immer, nur gefallen uns manchmal seine Antworten nicht. Ich habe keine Ahnung wie ich das geschafft habe, ich weiss nicht, wieso er auf mein Gebet und mein Flehen einging. Ich masse mir auch nicht an, Seine Entscheidungen in Frage zu stellen. Eins ist aber klar, wärst du damals gestorben, dann hätte ich nicht mehr weiter leben können. Zuerst dachte, ich hätte mir das alles eingebildet, ich hätte fantasiert. Doch dem war nicht so Lazo. Ich habe mich irgendwie in eine art Trance gebetet und ich bin froh, hat Er mich damals erhört. Wärt ihr, wärst du, damals gestorben, dann hätte ich mein Leben beendet. Ich hätte nicht mehr wie ein einigermassen funktionierender Mensch leben können. Nicht ohne dich Lazare, niemals ohne dich, denn so stark hätte ich nicht sein können. Hätte Er mich nicht gehört, dann hättest du doch nie alles erfahren. Wir hätten nie diese Zeit miteinander und unser Sohn wäre nicht auf die Welt gekommen. Verstehst du denn nicht? Es war richtig, es war das Richtige Lazare. Wärst du für mich gestorben? Antworte mir ehrlich fragte sie leise, ihre Hand auf meiner nassen Wange. Ich musste schlucken, ich musste Luft holen, und ich bemerkte, wie mein ganzer Körper zitterte. Wäre ich freiwillig für sie gestorben? Hätte ich, trotz all meiner Kinder und der Liebe zu ihnen, mein Leben für ihr Leben getauscht?
"Ja" würgte ich hervor. Nur mit diesem Wort konnte ich ihre und auch meine eigenen Fragen beantworten. Natürlich wäre ich für sie gestorben, nur um sie in Sicherheit zu wissen. Ohne Reue oder Angst, wäre ich für diese Augen gestorben und wäre wahrscheinlich glücklich darüber gewesen, ihr so ein Leben ermöglichen zu können. Doch dieses andere Gefühl, diese Eifersucht in mir...Oh Lazare, auf was bist du denn eifersüchtigt? fragte sie tieftraurig. Ja, auf was nur? Und doch...ich konnte es nicht abstellen, es ging einfach nicht. "Wieso auch für ihn? Wieso für den Psycho Nina?" krächzte ich, kam mir wie ein kleines, aufmüpfiges Kind vor in diesem Moment.
Weil ich ihm immer dankbar war und es immer sein werde. Egal was er getan hat, egal wie schlecht ihr über Sergej denkt, ich war und bin ihm dankbar. Wäre er nicht gewesen, hätte ich dich nicht kennen gelernt. Ich hätte Stefan nicht bekommen, ich wäre nie Nikola's Mutter geworden, ich hätte diese fast drei Jahre in Kanada mit dir nicht gehabt, ich hätte nie Nada, Bogdan und all die anderen kennengelernt. So viel hätte ich verpasst Lazo, so viel Liebe wäre mir entgangen. Ich durfte dich mein halbes Leben lieben, ich durfte damals die Liebe mit dir erfahren. Ohne Sergej, wäre das wohl nie geschehen. Ja, ich habe ihn auf meine Art und Weise dafür geliebt und deshalb, wollte ich ihm so viel Zufriedenheit und Glück bieten, wie ich nur konnte. Das ist nichts, worauf du eifersüchtig sein musst. Ich werde ihm immer dankbar sein für dich und ihn auf eine platonische Art und Weise lieben. Es war nie meine Absicht, dass ihr einen Groll gegen ihn hegt Lazo. Ich wollte nur, dass du die ganze Wahrheit erfährst, und mich dadurch auch besser verstehst. Nur das war mir wichtig, verstehst du? Ich hatte nie die Möglichkeit, meine Geschichte zu erzählen, und wenn doch, dann habe ich die Gelegenheit nicht genutzt. Niemand ist ohne Fehler Lazo, wir sind alle auf dieser Welt um zu lernen, so einfach ist das. Und ja, hätte ich die Wahl, dann würde ich wieder so handeln. Ich würde wieder mein Leben geben, um dich in Sicherheit zu wissen. Ich musste mich setzen, denn meine Wut war verraucht und nur Traurigkeit erfüllte mein Herz. Ich fuhr mir über das Gesicht und dachte über ihre Worte nach. Es gab wirklich keinen Grund für Eifersucht, es gab auch keinen Grund um wütend zu sein.
"Wenn man nicht zu sich selbst ehrlich sein kann, zu wem dann sonst?" murmelte ich dann vor mich hin "könnte ich es ändern, dann würde ich für dich sterben, könnte ich die Zeit umdrehen, dann würde ich alles ändern. Wäre unsere Geschichte anders verlaufen, dann hätten wir unsere Jungs nicht, und ich meine anderen Kinder. Das ist mir klar, nur wäre mir das auch egal. Könnte ich unser Leben umschreiben, dann wäre mir alles egal, und nur dich würde ich wollen. So egoistisch denke ich mittlerweile darüber. Du mein Herz, warst immer schon viel zu gut darin, ehrlich und selbstkritisch zu dir zu sein. Du warst viel zu streng mit dir, aber du hast dich nicht selbst belogen. Wir anderen, naja, wir schon. Wir haben uns sehr Vieles schön geredet und gedacht. Ja, ich war ausser mir vor Wut. Ich war rasend vor Eifersucht bis vor ein paar Minuten und, um es beim Namen zu nennen, ich bin verzweifelt. Du wirst irgendwann gehen müssen, für immer, und das macht mir Angst. Eines Tages, wahrscheinlich schon bald, werde ich dich nicht mehr sehen, hören und riechen können. Ich werde einige Jahre ohne dich leben müssen, ohne dein Lächeln, und ich weiss nicht, ob ich das kann. Irgendwann in nächster Zeit, werde ich Grossvater werden und dann meine Tochter beerdigen müssen. Ich weiss nicht, ob ich das alles schaffe, und gleichzeitig die wichtige Stütze für Stefan sein, die er braucht" sprach ich kaum hörbar. Und der Bruder, dachte ich noch. Auch Dejan brauchte mich, er würde Hilfe benötigen, damit Maja wieder ganz die Alte würde. Es war so viel, so verdammt viel, und doch war das Schlimmste, dass sie mich  verlassen würden müsste. So wenig Zeit...so viele vergeudete Jahre und nun hatte ich noch so wenig Zeit, den Menschen um mich zu haben, der mir wichtiger gewesen war, als alles und jeder auf dieser Welt. Auch das musste ich mir eingestehen, ich musste ehrlich zu mir selbst sein. Ich hatte sie, und würde sie immer, mehr lieben als alles und Jeden auf diesem Planeten.
Ich bin noch hier mein Schöner, noch ist die Zeit nicht um. Ich bleibe noch ein Weilchen und möchte dir eine Stütze sein, wenn du mich lässt. Ich hoffe, du lässt mich dich noch lieben. Ich hoffe, du lässt mich unsere Kinder noch etwas bemuttern und ich hoffe, du verzeihst mir. Verzeihen? Wovon sprach sie da nur? Was sollte ich ihr denn verzeihen?
Verzeih mir bitte, dass ich gestorben bin. Ich sehe all deine Gefühle etwas klarer als du, und ich verstehe dich, ehrlich. Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist, weil ich gestorben bin. Nur brauche ich deine Vergebung, denn ich ertrage es nicht, wenn du zornig auf mich bist. Mir ist egal, was andere über mich denken oder wie sie über unsere Liebe urteilen. Das ist alles nebensächlich. Mir ist nur wichtig, war es immer, wie du über mich denkst  sagte sie vor mir kniend, berührte sanft meine Wange und sah mir so vertrauensvoll in die Augen, dass mein Herz Luftsprünge machte. Nur wichtig, was ich dachte..."es gibt nichts, und es gab auch nie etwas, zu verzeihen. Ich liebe dich unbeschreiblich, und was andere denken ist mir scheiss egal. Du hast mir zwei Mal das Leben gerettet und deines geopfert jagodo moja, du bist und warst mein Schutzengel. Nicht nur ich war dein Beschützer, du warst das auch für mich. Ich danke dir, danke für deine Liebe Nina" flüsterte ich so sanft ich nur konnte. Sie brauchte auch jetzt noch Worte der Gewissheit, so war sie einfach. Als sie mich dann von ganzem Herzen anlächelte, schmolz der ganze Kummer einfach dahin. Dieses Lächeln und dieses Strahlen in den Augen...niemals würde es etwas Schöneres für mich geben. Ohne an das Morgen zu denken, ohne an die Vergangenheit zu denken, küsste ich meine Nina mit all meiner Liebe und konnte einfach nicht genug bekommen. Sie erzitterte leicht unter der Intensität des Kusses, was ich erstaunlich fand, denn sie reagierte auf alles wie damals als Mensch. Ihr Körper, etwas weicher als in meiner Erinnerung, reagierte auf meine Berührungen. Ihr entwichen wohlige Seufzer, dann entwichen ihr Lustlaute, ihre Haut fühlte sich nur etwas kühler an auf meiner Haut, aber ihr Innerstes war heiss, sie war anschmiegsam, ihr Duft und Geschmack berauschend, und ich verlor mich einfach in ihr und in der Liebe zu ihr. Ich wollte vor Wonne sterben, wie herrlich sich ihre Berührungen, Küsse und Liebkosungen anfühlten, ich fühlte mich übermenschlich, als ich ihren Höhepunkt sah, und ich war der glücklichste Mann auf Erden in diesem Moment, als sie sich mir voller Liebe hingab. Ja, Gottes Entscheidungen waren vielleicht nicht immer nachvollziehbar, aber ich war einfach nur glücklich, dass er uns diese Zeit noch so gab.





Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt