Kapitel 59.5

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Wieso konnte das geschehen? Wieso hatte ich meinem Gefühl nicht vertraut?
Ich wusste es nicht Nada, ich durfte es nicht wissen. Mein Gott, es tut mir so leid!
Ich drückte nur ihre Hand und nickte. "Das ist nicht deine Schuld Nina, niemand hätte das ahnen können" murmelte ich geschockt.
Nein, niemand von uns hatte an so etwas gedacht. Wir hatten uns auf alles Mögliche eingestellt aber nicht auf das. Das war also der Grund, weshalb Nina hier noch gebraucht wurde...würde sie das schaffen? Würde er es schaffen?
Ich weiss es nicht aber ich werde vielleicht deine Hilfe brauchen. "Ich werde alles tun was du verlangst, wir müssen für ihn da sein. Alleine..." Wird er daran zerbrechen und er muss akzeptieren, dass er uns alle braucht. Sie hatte recht, sie hatte immer recht.

3 Tage zuvor

Es war richtig schwer eine gute Laune zu haben, es war abartig schwer! Danijela schmollte die ganze Zeit, sah meinen Bogdan an als wäre er ein ekliges Insekt und auch mit Lazar sprach sie nicht. Der arme Mann hatte alles versucht, ihr auch gesagt sie könne ruhig gehen und wenn sie das Kind tatsächlich nicht wollte, dann würden sie das Vertraglich regeln. Nur brachte all das nichts. Danijela blieb in unserem Haus, kam nur zu den Mahlzeiten aus ihrem Zimmer, warf ums giftige Blicke zu und schwieg. Bogdan war das völlig egal, er liess sich nicht von ihr provozieren aber ich...ich musste all meine Beherrschung aufbringen, um sie nicht anzuschreien. Heute hatte unser Sohn Geburtstag und ich wollte Fröhlichkeit verbreiten aber Danijela's saure Miene zerrte an meinen Nerven. Konnte sie sich denn nicht nur ein paar Stunden zusammen reissen? War das denn so schwer? Auf dieser Feier waren insgesamt 19 Kinder und alle von der Ranch und die einzige, die sich wie ein trotziges Kleinkind benahm, war Danijela. In zwei Stunden würden auch Lazar's und Dejan's Eltern da sein, Stefan gab sich wahnsinnige Mühe seine Traurigkeit zu überspielen und Nikola war sein Fels. Er und Jovan liessen Stefan keine Minute alleine und Baby Boki wurde von einem Arm zum anderen gereicht. Wäre da nicht Danijela's üble Laune, wäre das Fest perfekt.
"Mein Engel, deine Gedanken kann ich förmlich hören. Lass dir den Tag nicht von Danijela verderben. Sieh doch nur wie viel Spass die Kinder haben" riss mich Bogdan aus meinen Gedanken. Ja, die Kinder hatten wirklich grossen Spass, das war toll.
"Ich bewundere dich Bogdane für deine Gleichgültigkeit, an dir prallt ihr verkniffenes Gesicht einfach ab. Aber du hast recht, die Kinder sind so schön fröhlich. Die Idee mit der Hüpfburg war toll und auch, dass du sie dauernd nass machst. Heute haben wir 34° im Schatten." Wir hatten zwar sehr viele Bäume die Schatten spendeten aber es war trotzdem wahnsinnig heiss. Bald würden wir die Kinder zum Pool begleiten und darauf freuten sich alle. Lazar, Dejan, Bogdan und Neven würden sie alle im Blick behalten, einige konnten noch nicht schwimmen. Stefan und Nikola und waren für die Wasserspiele zuständig.
"Danijela kann sauer sein so viel sie will, mir ist das egal. Sie verhält sich absichtlich so, sie will Lazar quälen aber das lasse ich nicht zu. Er gibt sich die Schuld an dem Ganzen, lächerlich wenn du mich fragst." Natürlich war das alles nur lächerlich, das sollte nicht so sein. Genau das nervte mich ja auch über alle Massen. Sonja hatte wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
"Nado moja, weisst du wie sehr ich mich damals so ein Leben gewünscht habe? Alles hätte ich für eine Familie und so viel Liebe gegeben. Danijela hat alles und verhält sich trotzdem wie eine Idiotin. Sie weiss gar nicht, wie gut sie es hat. Im Weisenhaus, als ich etwa Fünf war, habe ich mir immer Eltern und ein Zuhause gewünscht. Dieses Mädchen sollte sich für ihr Verhalten schämen und sie kann mich mal Kreuzweise! Sie wird unserem Sohn nicht den Geburtstag verderben" sagte er streng.
Bei seinen Worten zog sich mein Herz zusammen, er hatte recht. Danijela hatte keine Ahnung wie schwer das Leben sein konnte und wie sich Einsamkeit im Waisenhaus anfühlte. Mein Bogdan wusste das nur zu gut, er hatte das erlebt.
"Du hast Recht mein Schöner. Es gibt so viele Kinder ohne ein Zuhause und sie hat alles. Soll sie schmollen, wir geniessen die Party von unserem Sohn" meinte ich entschieden und umarmte ihn.
"Genau. Danach sollten wir über eine Adoption nachdenken mein Engel" überraschte er mich. Ich starrte ihn sprachlos an. Was wollte er?
"Denk einfach mal darüber nach Nado moja.  Wir haben so viel, unsere Kinder sind glücklich und wundervoll. Wir haben sehr viel Glück und vielleicht sollten wir ein Baby adoptieren. Einem Kind ein Zuhause geben, seine Eltern sein und ihm Liebe und Glück bieten. Ich habe mir das damals gewünscht." Er überraschte mich jedes Mal aufs Neue, ehrlich. Eine Ehe mit ihm konnte wirklich nicht als Langweilig bezeichnet werden. Ausserdem rührte mich sein Wunsch zutiefst, ich fand das wundervoll.
"Ich habe es tatsächlich geschafft, dass du sprachlos bist" witzelte und grinste frech dabei. "Nado moja ich möchte, nein ich muss, etwas zurück geben. Heute Morgen war ich beim kleinen Boki und er...er riecht so gut. Er ist so klein, so unschuldig und so wehrlos. Nina sagte dann, so klein warst du auch mal Bogdane. Du hättest ein richtiges Zuhause gebraucht und viel Liebe aber ich bin froh, dass du trotz Allem ein schönes Leben hast. Das sagte sie und ich...also es war, als hätte sie mir auf den Kopf gehauen. Ich sah dann wieder auf den kleinen Boki in meinen Armen und es erschien mir einfach richtig. So ein kleines Wesen liegt irgendwo in einem Heim, hat niemanden der ihn in den Armen hält und liebt. Niemand gibt ihm Wärme und Geborgenheit. Ich dachte an das  Waisenhaus in Niš wo ich war und ich weiss, dass es noch immer dort ist. Ich dachte einfach...ach, denk einfach darüber nach. Wenn du es nicht willst, dann machen wir es nicht." Wie sehr ich ihn gerade liebte, konnte ich einfach nicht beschreiben.
"Weisst du mein Schöner, du überwältigst mich. Der kleine Boki...er hat etwas in uns Allen ausgelöst. Gestern habe ich ihm das Fläschchen gegeben und ich wurde so traurig. Unsere Kinder sind keine Babys mehr und ich vermisse es so sehr. Ich war so traurig, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann und deshalb...ja Bogdane, wir sollten das tun. Wir sollten noch mit unseren Kindern reden aber da wird es wohl keine Probleme geben." Ausserdem sollte ich mich bei Nina bedanken, dachte ich während ich meinen Mann umarmte. Sie  hatte sehr viel in uns allen ausgelöst und so wie Lazar strahlte...hoffentlich würde sie nie wieder gehen, ich hoffte so sehr sie würde für immer hier bleiben!
"Wir können ja Morgen mit unseren Kindern reden, heute soll unser Sohn seinen Tag feiern. Du beschwerst dich ja gar nicht über die Kette, wirst du krank?" neckte er mich und natürlich kicherte ich wie eine dumme Gans.
"Nein, ich werde mich nie wieder über Geschenke aufregen. Nina hat mir gesagt ich soll die Klappe halten und mich darüber freuen. Du schenkst mir an den Geburtstagen der Kinder etwas, weil du mir so für unsere Kinder danken willst. Sie hat mir in der letzten Zeit öfters gesagt, dass ich die Klappe halten soll und mir über die Bedeutung deiner Geschenke Gedanken machen soll. Natürlich hat sie recht und ich liebe dich Bogdane. Du bist Aufmerksam, du  zeigst so was du empfindest und ich habe kein Recht mich darüber zu beschweren" antwortete ich ihm ehrlich und befühlte den blauen Herzanhänger. Blaue Diamanten, blau für unseren Sohn. Nina hatte nur die Augen verdreht, als ich von den Geschenken erzählt hatte. Ich fand das eigentlich unnötig aber sie sagte nur, ich soll doch die Klappe halten und mich freuen. Das sei eine sehr schöne Geste der Aufmerksamkeit und würde Bogdan viel bedeuten. Es war erstaunlich wie sehr ich ihre Präsenz genoss, wie gut ich mich mit ihr verstand und wie lieb ich sie hatte. Geist Nina war meine beste Freundin, schon witzig wenn man so überlegte.
"Ach ja, hat sie das? Weisst du mein Engel, ich liebe es dass sie hier ist. Du hast dich endlich von deinen Schuldgefühlen gelöst, Lazar ist voll von Liebe und auch mir tut sie gut. Nikola und Stefan besucht sie in ihren Träumen und das gibt ihnen Kraft. Vor allem Stefan braucht das jetzt wegen Danijela" sagte er ernst. Das stimmte, Nina tat uns allen gut, nur...dieses verflixte Gefühl liess mich einfach nicht los.
"Bogdane ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich habe ein seltsames Gefühl. Etwas stimmt irgendwie nicht, nur kann ich es nicht beschreiben" seufzte ich laut. Er sah mir nachdenklich lächelnd in die Augen und nickte ernst.
"Ich bin sehr dankbar ist deine Alarmanlage wieder da. Ich bin auf der Hut und die Anderen auch und Nina...tja, sie sagte ganz klar, dass etwas nicht stimmt. Sie darf es nur nicht wissen aber etwas wird geschehen." Ja, etwas würde geschehen.
"Bleib in der Nähe der Kinder Nado moja, so wie Maja und Amy. Ignorier Danijela's Getue und bleib wachsam, bitte. Es sind verdammt viele Menschen hier und Lazar, Dejan, Neven und ich können nicht alle im Auge behalten. Die Kinder und ihr müsst in Sicherheit sein, alles andere ist unwichtig."
Ich nickte auch ernst aber ich hatte nicht das Gefühl, als wäre ich oder unsere Kinder in Gefahr. Es war einfach nur ein seltsames Gefühl und auch etwas nervig.
"Darum musst du mich nicht bitten Bogdane. Nach dem Pool gibt es noch Torte für alle und dann am Abend ein Lagerfeuer nur für die Familie. Lazar's Eltern werden auch bald ankommen und dann..." ich brach ab, denn er grinste wie ein kleiner Junge der etwas angestellt hatte.
"Nicht nur sie werden in einer halben Stunde hier sein" flüsterte er verschwörerisch. Aha...was hatte er geplant?  Ich weiss es und es wird dir gefallen. Naja, es ist ja nicht eine Überraschung für dich aber es wird dir gefallen, hörte ich Nina und stöhnte innerlich. Ich würde gar nicht nachfragen, sie hielt immer dicht egal was war. Siehst du, ich habe dich etwas von deinerNeugier kuriert! sagte sie triumphierend und Bogdan lachte belustigt. Nicht nur meine Neugier hatte sie gezügelt, sie hatte mir Frieden gebracht. "Das hast du Nina, ich hab dich lieb" flüsterte ich und wurde von Bogdan noch fester umarmt. Ich liebte es so gehalten zu werden, so beschützt zu werden. Ich habe dich auch lieb Nada. Übrigens solltest du das nachher aufnehmen, wofür hat man schliesslich diese Handys?
"Das ist eine gute Idee Nina" murmelte Bogdan vergnügt. Ja das würde ich tun. Erinnerungen waren sehr wichtig.



Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt