Kapitel 30

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Dejan:
Im Flugzeug konnte ich tatsächlich schlafen und kam einigermassen Ausgeruht bei meinem Bruder an.
Allerdings hätte ich gleich die Wände hoch gehen können!
"Was zum Teufel experimentieren diese verfickten Ärzte an ihr?! Sie ist schon seit 5 Tagen dort und niemand darf zu ihr! Was soll das heissen?!"
Sergej brüllte das ganze Haus zusammen und die Kinder fingen an zu weinen.
Lazar sah ihn nur erschöpft an und nahm die weinende Danijela in seine Arme, dann den kleinen Jovan, der einen schlimmen Ausschlag im Gesicht hatte.
Sonja kam unnatürlich blass zu uns, sie glühte vor Fieber, das sah man ihr an.
Sie nahm Nikola und Stefan an die Hand und ging wortlos in das Spielzimmer.
Ich nahm den kleinen Aleksandar, der sich sehr heiss anfühlte, auf die Arme und sah dann meinen grossen Bruder an.
"Lazo, geh ins Bett und nimm die Kinder mit. Sonja soll das auch tun, sag es ihr bitte. Sie hält sich kaum auf den Beinen, sie glüht ja richtig!" Bat ich meinen Bruder und er lächelte mich erschöpft an.
"Danke mein Kleiner. Ich brauche eine Pause."
"Was soll das heissen?! Ich werde meine Nina aus diesem scheiss Krankenhaus holen, niemand verbietet mir sie zu sehen!"
Lazar schüttelte nur ergeben den Kopf, holte Sonja und sie nahm mir dann Aleksandar ab.
"Danke Dejo" Sie konnte kaum sprechen, sie hielt sich kurz den Hals und lächelte auch müde.
Ihre Augen tränten vom Fieber.
Sie war so eine schöne und liebe Frau, sie brauchte Ruhe!
"Streng deine Stimme nicht an meine schöne Schwägerin. Dir geht es gar nicht gut, das sehe ich dir an. Ich mache euch nachher eine tolle Rinderbrühe und backe Brötchen. Geht jetzt ins Bett, nehmt die Medikamente und schlaft so lange ihr wollt."
Sie nickte dankbar und mein grosser Bruder umarmte mich.
"Danke mein Kleiner. Nur ein paar Stunden. Sie braucht unbedingt Schlaf, sonst landet sie auch im Krankenhaus." Flüsterte er und ging durch Nikolas Zimmer zu sich.
In etwa 10 Minuten würde ich ihm folgen und die scheiss Verbindungstür absperren!
"Jetzt führ dich nicht wie Jesus auf, Lazar hält das schon aus!" Schnauzte mich Sergej an und zum ersten Mal, wollte ich ihn so gerne erwürgen!
"Na los Sergej, geh doch und zetrümmere das Krankenhaus in dem deine Frau liegt. Sie hat ja bloss ein kaputtes Immunsystem und darf deshalb keinen Besuch empfangen aber hey, was soll's! Das kriegst du doch sicher hin! Es ist doch unwichtig ob sie dann stirbt, Hauptsache du kannst deinen Egoismus stillen!"
Meine Stimme triefte vor Sarkasmus und er sah mich verblüfft an.
"Was denn? Denkst du ich halte dich davon ab? Wieso sollte ich? Du würdest verhaftet werden und wir hätten ein paar Tage Ruhe vor dir. Für mich klingt das wie Urlaub Sergej! Dann kannst du im Knast brüllen, wo keine kleinen Kinder sind die wegen dir Weinen du Arschloch!" Schrie ich ihn dann an und er blinzelte verwirrt.
Er sah sich um und bemerkte erst jetzt, dass alle Kinder weg waren.
Unglaublich!
"Hast du das erst jetzt bemerkt? Wie egoistisch und besessen bist du eigentlich, um das nicht zu merken? Alle Kinder haben wegen dir geweint, Lazar ist seit einer Woche auf den Beinen und Sonja geht es beschissen! Aber das merkst du nicht, nicht wahr? Es ist nur wichtig was du willst und alle anderen müssen wegen dir leiden!"
Vielleicht war das unfair aber das war mir egal, er war so ein Egoist!
"Ich werde meinem Bruder helfen, ich werde dafür sorgen, dass er schläft und ich werde mich um die Kinder kümmern und du Sergej, wirst mich nicht davon abhalten! Das ist meine Familie, also geh doch einfach und spreng das Krankenhaus in die Luft! Mir ist es scheissegal. Hast du bemerkt, dass dein Sohn gar nicht da ist? Nein? Das liegt daran, dass Lazar ihm immer mehr ein Vater war als du. Und jetzt, werde ich zu meinem Bruder gehen. Solltest du es wagen, diese Tür dort aufzubrechen, dann werde ich dich erschiessen! Ich habe die Nase voll von dir du Egoist!"
Er schüttelte den Kopf und blinzelte, anscheinend war er wieder bei sich.
"Dejo es tut mir leid, ich kann mich kaum beherrschen wenn sie..."
Doch auch das wollte ich nicht hören.
"Das ist mir auch scheissegal! Du bist alt genug, kontrollier dich oder nicht, mir ist das egal. Du bist so wie du bist und alle hier tolerieren das aber ich muss das nicht. Ich werde das auch nicht! Mir ist es egal weshalb du so bist! Irgendwann gibt es einfach keine Entschuldigung für so ein Verhalten. Also mach was du willst, ich gehe jetzt meinem Bruder helfen, denn das hat er verdient."
Er ging mir gehörig auf die Nerven und ich tat genau das was ich gesagt hatte.
Ich sperrte die Tür ab und ging in die schöne, aufgeräumte Küche.
Mein Bruder war schon immer sehr ordentlich gewesen.
Sein Haus war sehr schön, alles in Pastelltönen gehalten mit einem riesigen Tisch für eine grosse Familie.
Stefan und Danijela kamen traurig auf mich zu und ich umarmte Beide.
"Dejane, wann kommt meine Mutter wieder nach Hause? Ich weiss, sie ist krank aber wann wird es ihr besser gehen? So wie mein Vater sich aufführt, wird das eine Katastrophe geben!"
12 Jahre alt war dieser wunderbare Junge und so wahnsinnig klug! Er sprach ruhig, umarmte Danijela und tröstete sie.
Egal wie es ihm gerade ging, zuerst tröstete er alle Anderen.
Oh Nina, wie blind du doch bist!
"Ich werde mich im Krankenhaus erkundigen, das verspreche ich dir. Sie braucht Zeit um auf die neuen Antibiotika zu reagieren." Erklärte ich ihm ehrlich.
Er war viel zu klug, eine Lüge würde er sofort durchschauen.
"Das ist mir klar Dejane, aber so geht das nicht weiter. Mein Vater wird ausrasten, wenn sie nicht bald wieder da ist. Frag bitte so schnell wie möglich, Danijela und die Kleinen haben Angst wenn er so brüllt."
Er sah Sergej so ähnlich, hatte aber nichts von seinem Charakter geerbt!
"Versprochen. Hast du Angst wenn er so brüllt?" Das musste ich einfach wissen.
"Nein mir ist das egal. Ich höre ihm gar nicht zu, denn ich verstehe nicht weshalb er so brüllt. Sie muss doch ins Krankenhaus, deshalb verstehe ich sein Geschrei auch nicht. Aber die Kleinen erschrecken sich und Danijela hat noch immer Fieber."
Nein, nichts von Sergej's Charakter war in ihm.
"Meine Süsse, leg dich hin. Ich rufe im Krankenhaus an und dann machen Stefan und ich das Abendessen, ja?"
Sie nickte sehr schüchtern aber klammerte sich weiterhin an Stefan.
"Ich werde sie zudecken und dir dann helfen."
Sagte dieser erstaunliche Junge und tat genau das.
Sergej könnte noch sehr viel von seinem Sohn lernen, dachte ich und tat was ich musste.

Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt