Kapitel 59.3

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Lazar:
Ich war dem Ehemann der Leihmutter mehr als nur dankbar, dass ich beim Kaiserschnitt dabei sein durfte. Um ehrlich zu sein, ich hätte es anders auch nicht ausgehalten und die Gefühle gerade zerrissen mich in Stücke. Auf der einen Seite war die unbändige Vorfreude auf unser Kind, Nina's und meins und auf der anderen Seite klebte die bodenlose Traurigkeit an mir. Es war unser Kind und doch war nicht sie es die es gebar, sie war tot und das hier war ihr Geschenk, und ihr Trost, für mich. Auch ihre Anwesenheit half mir wahnsinnig, denn sonst würde ich die Trauer nicht aushalten. Ich würde das ganze Wissen nicht aushalten. Meine Nina war für mich gestorben, Sergej hatte das angeordnet und was unsere Nada so alles noch erfahren und erlebt hat...wäre Nina nicht irgendwie bei mir, dann würde ich das alles nicht aushalten. Es war einfach zu viel und wie sich meine Danijela gerade aufführte war zum Kotzen. Es war mir klar, dass das auch Sonja's Einfluss war aber da war noch mehr. Es machte den Anschein, als hätte sie alles satt. Sie verhielt sich nicht wie eine werdende Mutter, eher wie eine Prinzessin die ein Spielzeug bekommen würde, und nicht ein Kind. Nina hatte mich zuerst zu beruhigen versucht aber seit drei Wochen machte auch sie sich grosse Sorgen und wusste auch nicht weiter. Sie weiss nur, dass etwas nicht stimmt aber mehr würde man ihr nicht erlauben zu wissen. Das machte sie fertig, sie fühlte sich schlecht deshalb und ich auch aber Heute ging es nur um unser Kind. Das war das Wichtigste im Moment und niemand würde uns das verderben.
Lazo, erinnerst du dich an Stefan's Geburt? Wie du mich gehalten und mir Kraft gespendet hast? Ich habe Sergej's Namen geschrien aber nur, weil ich den Schmerz mit ihm verband, das musst du wissen. Als Stefan auf die Welt kam, als ich dich mit ihm zusammen gesehen habe, da war mir alles klar. Ich wusste, dass ich dich liebte und es machte mir furchtbar Angst! Aber es war einfach nur schön, fast drei Jahre mit dir in Kanada zu sein. Hätte ich ihm bloss nicht geschrieben damals...hörte ich sie nachdenklich sagen. Du mein Herz hast so lange stumm um Hilfe gebeten und niemand hat es gesehen. Damals habe ich auch nicht den Mund aufgemacht und jetzt...jetzt bist du tot. Ich kann dir nur für all das hier danken, danke bleibst du noch bei mir. Ohne dich würde ich das alles nicht schaffen, dachte ich mir und spürte ihre Hand an meiner Wange. Ich erinnere mich sehr gut an Stefan's Geburt mein Herz und wie stark du warst. Du warst immer stärker als wir alle, ich liebe dich so sehr Nina.
Und ich dich, mehr als alles was es gibt. Lazo jetzt, sieh hin! Und genau das tat ich. Ich sah kleine Füsse, kurze Beinchen und dann einen blonden, verklebten Schopf. Ich hörte das leise Wimmern unseres Sohnes, sah wie er mit seinen Ärmchen fuchtelte und unbändige Liebe erfüllte mich. Unser Kind Nina, unser Junge. Mein kleiner Lazar hörte ich ihr Schluchzen und konnte kaum fassen, wie viel Glück ich eigentlich hatte. Das hier war mein Wunder, dank Nina erlebte ich dieses Wunder und hatte nun einen Teil von ihr.




Genau zwei Stunden später konnte ich meinen Sohn, Božidar (Gottes Geschenk), nach Hause nehmen. Nina war die Fahrt über nicht bei mir, sie hätte sich nicht beherrschen können und hätte ihn ganz sicher im Arm halten wollen. Deshalb liess sie uns diese halbe Stunde alleine und ich konnte es kaum erwarten, endlich zu Hause zu sein. Ich wollte sie unbedingt mit unserem Kind zusammen sehen, ich wollte sehen wie sie ihn anlächelte, ihn in ihren Armen hielt und wie sie strahlte. Ich fühlte mich, als wäre ich zum ersten Mal Vater geworden und irgendwie...naja, das war das erste Mal. Das erste Mal wurde ich Vater von einem Kind, dessen Mutter ich abgöttisch liebte und das war etwas Besonderes. Seine Kinder liebt man immer, das war wohl das Natürlichste auf der Welt aber mit der Frau, die man so sehr liebt...das war etwas ganz anderes. Es war mehr als der Vaterstolz und die Liebe zu seinem Kind. Das hier war eine Verbundenheit, die ich nicht erklären konnte. Irgendwie wurde der leere Platz in meinem Herzen gerade gefüllt. Lange hatte ich nicht begriffen was mir fehlte, denn ich hatte ja alles. Nun war dieses eine fehlende Puzzlestück da, er atmete friedlich, hatte so viele blonde Haare, war schneeweiss und roch so unschuldig und rein. Das hatte mir gefehlt und ein Teil von mir hatte immer auf dieses Wunder gewartet. Wie konnte ein Menschenherz nur so viel Liebe aushalten, wie ging das nur? Diese Frage stellte ich mir, als ich vor meinem Haus ankam. Vielleicht konnte Nina mir das ja beantworten aber jetzt würde ich unseren Sohn zu seiner Mutter bringen, das war das Wenigste was ich für sie tun konnte. Kaum war ich durch die Tür, schon stand sie vor mir.
Darf ich ihn halten Lazo, nur ein bisschen? Wie bitte? Was zum...
"Du bist seine Mutter mein Herz, so etwas fragt man doch nicht. Tu was du willst, ich möchte euch nur zusammen sehen" sagte ich ihr laut und fand es wundervoll, wie ihre Augen strahlten. Ich konnte beobachten wie sie die Gurte der Babyschale löste, ich sah wie sich ihre Augen mit Freudentränen füllten und als sie unseren Kleinen an sich drückte, spürte ich meine Tränen. Bei Gott, es gab kein schöneres Bild auf dieser Welt! Sie schlenderte, ein Lied summend, zum Erkerfenster und setzte sich mit unserem Boki in den Sessel. Sie streichelte sein Näschem, seine Öhrchen und küsste seine Schläfe. Mein Herz setzte aus beim Anblick der Zwei, ich konnte es einfach nicht fassen.
So viel Gnade habe ich eigentlich nicht verdient, so viel Glück habe ich nicht verdient aber ich bin gerade das glücklichste Wesen überhaupt. Du bist unser Wunder, du wirst deinen Vater mal sehr stolz machen und du wirst ihm nur Freude im Leben schenken. Das sehe ich mein Kleiner, das kann ich sehen. Deine Seele wurde noch einmal geboren und dafür bin ich so dankbar. Ich werde nicht lange bei dir sein können aber sei Gewiss, ich liebe dich unbeschreiblich. Für mich bist du mein kleiner Lazar in Blond, egal welchen Namen dir dein Vater gegeben hat.
Diese Worte zu hören, zu sehen wie sie unseren Sohn anlächelte...nie würde ich dieses Gefühl beschreiben können. Vielleicht Vollkommenheit? Nur das kam am dieses Bild ran, nur dieses Wort konnte es ungefähr beschreiben.
Er riecht himmlisch Lazo, er ist so schön, so perfekt. Stört es dich, dass er blonde Haare hat? Seine Brüder sehen alle eigentlich aus wie du, sie haben fast schwarze Haare aber er hier...naja, er hat wohl etwas von mir geerbt.
"Mich stören? Nina, ich hoffe er erbt deinen Charakter, ich hoffe er wird das gleiche Herz wie du haben und ich hoffe auch, dass er genau deine Haarfarbe behält und mal deine Augenfarbe hat. Das hier ist unser Kind und ich bin trunken vor Liebe gerade. Dich mit ihm so zu sehen macht mich unbeschreiblich glücklich" sagte ich ehrlich und setzte mich hin. Meine Nina lächelte mich glücklich an, erhob sich mit unseren Sohn und setzte sich auf meinen Schoss. Ich umarmte die Zwei und konnte kein Wort mehr sagen. Ich konnte einfach nur noch staunen, meinen Sohn und meine Frau ansehen, sie beide streicheln und glücklich sein. Danke Herr, ich danke dir, nur das konnte ich denken.








Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt