Kapitel 48

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"Bogdane ich weiss ja, dass du manchmal impulsiv bist aber denkst du, Stefan will das?"
Irgendwie wusste ich nicht, was ich von seinem Vorhaben halten sollte.
Ausserdem erschien es mir respektlos.
"Du bist die neugierigste Oerson auf Erden und hast den Brief an mich übersehen? Das enttäuscht mich aber mein Engel."
Brief? Was?
"Welchen Brief und wo war er?" fragte ich misstrauisch.
Bogdan lächelte traurig, zog einen gefalteten Umschlag aus seiner Gesässtasche und reichte ihn mir.
Wie eine Furie schnappte ich nach dem Brief und las gierig.

Lieber Bogdan

Entschuldige, aber ich mag deinen Spitznamen nicht und Schwager erscheint mir falsch. Irgendwie fühlte ich nie so für dich, vielleicht weil ich für deinen Bruder nicht so empfand wie ich es sollte oder weil du mich immer verabscheut hast.
Alles ist möglich.
Aber ich mochte dich immer sehr gerne, ich mochte deinen Humor und alle Eigenschaften, die du von unserem Pitbull übernommen hast.
Das solltest du wissen.
Ich bin auch nicht verletzt oder böse, weil du mich gehasst hast. Daran trage ich die Schuld aber ich bin dir dankbar, dass du mir nicht den Hals gebrochen hast.
Ich spürte einige Male, wie stark die Versuchung für dich war. Auch das ist in Ordnung, irgendwie kann ich es nachvollziehen.
Ich denke auch, du wirst der Nagel zu meinem Sarg sein, wie man so schön sagt.
Bald wirst du es nicht mehr aushalten und ich werde sterben. Das ist okay und es fühlt sich befreiend an.
Eigentlich bin ich froh, endet es bald. Ich spüre den Tod und bin froh. Ich kann diese Maske nicht mehr tragen, ich kann mein Herz nicht mehr verstecken Bogdane.
Wenn ich also tot bin und du mich nicht mehr ertragen musst, dann sei den Jungs ein guter Onkel. Es ist unwichtig, ob du an meinem Tod die Schuld trägst, sei einfach ein guter Onkel und sieh zu, dass die Jungs ihren 18ten Geburtstag gross feiern. So richtig gross Bogdane und rede mit Stefan.
Er soll sich nicht immer zurück halten, er soll auf seine Gefühle und Bedürfnisse eingehen, er soll die Liebe geniessen.
Er soll eines Tages nichts bereuen.
Kannst du das tun?
Falls es zuviel verlangt ist, dann ist es in Ordnung Bogdane. Ich kann dich gut verstehen, deine Verachtung gut verstehen, denn ich verachte mich auch.
Ich wollte dir noch danken, weil ihr eurem Sohn so einen schönen Namen gegeben habt. Ich hoffe er wird auch so ein Mann wie mein Lazar.
Von ganzen Herzen wünsche ich euch ein wundervolles und langes Leben, in Liebe und Frieden.
Seid gut zueinander und geniesst jede Sekunde.
Ich habe dich lieb Bogdan,

Nina

Das war doch Unsinn!
Nicht das mit der Feier aber der Rest war Unsinn.
Mein Bogdan hatte nichts mit ihrem Tod zu tun gehabt.
Wie kam sie nur auf so etwas?
Vielleicht hatte ihre Angst ja Überhand genommen und sie fing an, sich Dinge einzubilden?
"Das ist lächerlich. Wie kam sie nur auf so etwas?" fragte ich meinen Mann.
Ihre Worte hatten mich verletzt.
Bogdan schwieg, schloss die Tür unseres Schlafzimmers ab und sah mich ernst an.
"Setz dich bitte" bat er leise und sah mir fest in die Augen.
Mir wurde mulmig Zumute und ich setzte mich, sah in das Gesicht, welches ich so liebte und schluckte trocken.
"Sie hat sich weder ihre Gefühle noch ihre Vermutung eingebildet."
Ich sah ihn nur an und wartete ab.
"Damals, im März, hat mich das Ganze einfach nur genervt. Lazar war fertig wegen der Konkurrenz, Nina frisch aus dem Krankenhaus und ich sah ihm an, wie es ihn zerriss. Die Konkurrenz plante einen dummen Anschlag mit einer Bombe auf Sergej. Das hätte nie geklappt, Lazar ist übergründlich was das angeht. Ich sah darin meine Chance, Nina die Augen zu öffnen und ich wollte sie auch leiden sehen. Sie ging mir gewaltig auf die Nerven. Ich wusste ja nicht, ich hatte keine Ahnung...aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich habe einen Mann angeheuert, damit er Nina und Sergej einen Streifschuss verpasst. Nichts Schlimmes sollte es sein, nur ein kleiner Weckruf. Es sollte Sergej eine Zeitlang beschäftigen und Nina ihre Gefühle zeigen. Irgendwie wünschte ich es ihnen auch, nur einen Moment wollte ich, dass Lazar mit ihr glücklich war. Aber dann..." Bogdan schluckte schwer und wandte sich zum Fenster "dann war da der Dobermann. Nina kam in die komplette Schusslinie, die Kugel traf nur sie. Sie ist wegen mir gestorben und sie wusste es. Sie hat es seit langem geahnt Nado moja. Es hat ihr nicht mal etwas ausgemacht, sie war nicht mal böse auf mich. Sie hat es geahnt und es akzeptiert" flüsterte er heiser und schüttelte den Kopf.
"Sie hatte auch recht, mit ihrer Annahme, dass ich sie töten wollte. Ja, ganze vier Mal. Aber ich konnte nicht wegen Lazar und weil ich es dir versprochen hatte."
Ich spürte wie mir Tränen über die Wangen liefen, spürte wie mir übel wurde und ich fühlte mich furchtbar.
Ich fühlte mich verraten und ich war zutiefst enttäuscht von meinem Mann.
Als er sich neben mich setzte, stand ich auf und sah ihm in die Augen.
Ich sah die Reue und die Traurigkeit aber das interessierte mich gerade nicht. Ich war wütend und bevor ich es steuern konnte, schlug ich ihm ins Gesicht.
Ich hatte keine Ahnung, dass ich so viel Kraft hatte denn der Schlag klang schmerzhaft und mein Handabdruck war zu sehen.
"Ich muss zu Danijela und Nikola ist gleich da. Ab jetzt schläfst du im Gästehaus Bogdane" sagte ich weinend "schäm dich Bogdane, wegen dir leidet Lazar. Wegen dir ist Nina tot und wegen dir muss ich alle belügen. Das war abscheulich. Du wusstest am Besten wie dein Bruder ist, du hast es seit mehr als 17 Jahren gewusst, aber du hast nicht ihn getötet. Hättest du ihn getötet, wäre ich nicht mal enttäuscht gewesen aber das? Und du hast mich belogen, du hast mir nichts davon gesagt. Schäm dich Bogdane."
Ich eilte ins Bad, zerriss den Brief und spülte ihn die Toilette runter. Ich wusch mir das Gesicht und schloss dann die Schlafzimmertür wieder auf.
"Es tut mir leid. Bitte verzeih.."
"Nein! Tu was sie geschrieben hat. Mach diese verschissene Party für deinen Neffen. Keine Angst, ich werde nichts sagen und mich vorbildlich verhalten. Aber ich kann dich gerade nicht ansehen und ich ertrage deine Nähe nicht. Sie hätte nicht sterben müssen" flüsterte ich und ging raus.


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