Lazar:
Wieso nur? Wieso? Ich...nein, denken konnte ich nicht. Ich sass nur neben Stefan und, hörte seine Atemzüge, starrte auf den Krankenhausboden und fühlte...wie könnte man diesen Schmerz beschreiben? Ich sah immer nur meine kleine Tochter, damals als fast noch ein Baby, vor meinem inneren Auge. Das kleine Mädchen, dass sich an mich klammerte, die unschuldigen Kinderaugen, ihr Vertrauen in ihrem Lächeln zu mir. Meine Tochter, mein kleines Mädchen war eigentlich tot. Hirntot...die Maschinen atmeten für sie...das Baby in ihr lebte noch...entscheiden wie es weiter gehen sollte...das verlangten die Ärzte tatsächlich von mir? Ich sollte darüber entscheiden, ob sie die Maschinen abstellen sollen? Mein Kind und mein Enkelkind sterben lassen? Stefans Kind sterben lassen? Eine sehr freundliche Schwester hatte mir die Formulare gebracht doch ich...ich fühlte nur abgrundtiefen Schmerz und Bilder meiner Tochter rasten durch meinen Kopf. Ich konnte nichts lesen, ich konnte nicht den Stift halten, ich brachte kein Wort raus. Ich sass neben meinem Stefan und wir schwiegen seit Stunden. Wie er sich fühlte wusste ich genau, ich kannte den Schmerz.
"Bitte nicht" sagte er plötzlich mit kratziger Stimme und liess mich zusammen zucken.
Ich verstand nicht was er meinte und blickte nur in seine flehenden Augen.
"Ich weiss was das Klügste wäre, ich weiss auch welche Komolikationen auftreten können, ich weiss was die Statistik sagt Tata aber bitte, bitte lass mein Kind nicht sterben. Bitte, es soll wenigstens eine Chance bekommen. Nela...ich habe sie verloren, sie ist...aber bitte gib meinem Kind eine Chance! Ich kann nachempfinden wie es dir geht nur...bitte..." bettelte er so gebrochen, so traurig, dass mir die Tränen schon wieder kamen. Oh Stefane!
"Ich könnte nie...Stefane, ich könnte niemals das Todesurteil für meine Tochter und dein Kind, mein Enkelkind, unterschreiben" presste ich hervor. Nein, das könnte ich nie.
"Ich werde das ganz sicher nicht tun, das muss Gott entscheiden Stefane." Stefan nickte schluchzend, sein ganzer Körper würde geschüttelt und ich umarmte ihn so fest ich konnte. Mein armer Junge, was musste er denn noch alles ertragen?
"Ich wünschte meine Mutter wäre hier, ich brauche sie so sehr" weinte er kaum verständlich. Ich werde mich ihm zeigen Lazo moj, ich darf. Mein Junge braucht mich mehr als alles andere gerade. Du kannst alles bewältigen aber er...Lazo du willst nicht wissen welche Gedanken und Bilder in seinem Kopf sind. Es könnte ihn brechen und das darf nicht geschehen, er ist kurz vor dem Selbstmord. Herr im Hummel, was Nina? Er will...zeig dich ihm jagodo moja, hilf ihm. Nur das konnte ich denken. Wir waren alleine hier und Stefan...scheisse, wie würde er darauf reagieren? Mach dir keine Sorgen, ich werde ihm zuerst meine Stimme... und dann hörte ich nichts mehr. Ich spürte nur wie sich Stefan versteifte, wie er dann zurück zuckte und sich umsah, ich sah wie er verwirrt blinzelte und seinen Kopf schüttelte. Er atmete laut aus und sah wieder in die andere Richtung. "Das ist nicht möglich, werde ich verrückt?" murmelte er zu sich selbst und tat mir wahnsinnig leid.
Ich spürte Nina's Auftauchen eher als ich sie sah und Stefan... "das ist nicht mö...Ta...Tata, siehst du sie auch? Tata bin ich verrückt?" flüsterte er auf seine Mutter starrend. Meine Nina lächelte ihn unter Tränen an, sie beugte sich zu ihm und streichelte dann seine Wange. Was sollte ich ihm denn sagen? Wie sollte ich das erklären?
"Ja, ich sehe sie" sagte ich nur. Stefan...mein armer Junge starrte mich zuerst fassungslos an, dann seine Mutter, dann hob er seine rechte Hand und legte seine zitternden Finger auf Nina's und dann..."Mama" rief er so verzweifelt, so schmerzvoll aus, dass mein Herzschlag aussetzte. Bei Gott, wie viel von seinem Schmerz hatte er vor uns allen verborgen und sich gequält nach ihrem Tod? Ich sah wie mein fast zwei Meter grosser Junge einfach vom Stuhl auf die Knie fiel, ich sah wie er die Taille seiner Mutter umarmte und hemmungslos weinte. Er klammerte sich an sie, wurde geschüttelt und wiederholte immer nur "Mama". Meine Nina umarmte ihn, legte ihre Wange auf seinen Oberkopf und wiegte ihn wie ein kleines Kind in ihren Armen. So viel Liebe, man sah so viel Liebe in dieser Umarmung und wieder verfluchte ich das Schicksal. Wieso konnte das Schicksal nicht gnädiger sein? Wieso nur?
Du bist nicht verrückt mein Süsser. Diese Situation ist vielleicht verrückt aber du ganz sicher nicht. Niemand wird dein Kind sterben lassen und ich lasse nicht zu, dass du dir etwas antust! Du musst leben Stefane, du musst Leben mein Baby, mein Kleiner, du musst! Auf dich warten noch viele schöne Herausforderungen, so viel was du noch erleben musst, so viel was dir Freude bereiten wird. Vertrau mir bitte, niemand wird es Wagen diese Maschinen anzufassen, nicht solange ich herumgeistere. Sollte es auch nur jemand in Erwägung ziehen, dann reisse ich Demjenigen den Kopf ab! sagte sie zu unserem Jungen und ich lachte unter Tränen. Das würde sie tatsächlich tun, das wusste ich. Sie hatte die Kinder immer beschützt und würde für sie töten, so war das einfach. So war meine Nina einfach. Ich sah weiter zu wie unser Stefan sich bei seiner Mutter ausweinte, ich sagte kein Wort, ich bestaunte nur wie viel Liebe sie für ihn ausstrahlte und war einfach nur dankbar. Sie wusste wie sie zu ihm durchdringen konnte, sie hatte immer seinen Gedankengängen und Gefühlen folgen können und diese mütterliche Liebe war genau das, was Stefan jetzt..."grosser Gott! Mama?" brüllte plötzlich Nikola's Stimme, liess mich zur Tür herumfahren und Nikola...er stürzte einfach auf die Zwei zu, umarmte seine Mutter und seinen Bruder gleichzeitig. "Ich wusste es, ich wusste es einfach. Ich habe dich überall gespürt, ich wusste es" stotterte er unter Tränen und diese Worte gaben mir den Rest. Ich schluchzte auf und sah in Nina's schöne Augen, tat das Gleiche wie unsere Söhne und umarmte sie alle. Ich brauchte nichts zu erklären, Worte waren nicht nötig. Ich war einfach nur dankbar das hier erleben zu dürfen und sie alle Drei so umarmen zu können. Lazo moj, es tut mir unglaublich leid. Ich konnte es nicht verhindern, ich wusste es nicht, durfte es nicht wissen. Nela...es tut mir unsagbar leid. Ich wünschte..."Ich weiss jagodo moja, das weiss ich doch. Mein kleines Mädchen, sie ist...jagodo moja, meine Tochter ist eigentlich tot" brachte ich endlich hervor. Unser Nikola drückte mich noch fester an sich und ich liess den Trost zu, ich brauchte den Trost, denn es tat so weh diese Worte laut aussprechen zu müssen. So, so weh!
"Wir werden das schaffen, wir alle zusammen" flüsterte Nikola, Nina nickte und Stefan...Stefan weinte sich den ganzen Kummer von der Seele in der Umarmung seiner Mutter. Würden wir auch das schaffen? Dieses Leid überleben?
Das müsst ihr mein Pitbull und ich werde euch so gut helfen wie ich kann. Ich liebe euch so sehr sagte sie. Zum ersten Mal sagte sie, dass sie mich liebte vor unseren Söhnen und es fühlte sich..einfach nur richtig an.
"Du hast recht, das müssen wir" wiederholte ich ihre Worte. Manchmal hatte man einfach keine Wahl, man musste das auferlegte Leid ertragen und sich durch das Leben kämpfen, das wussten wir alle.

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Hope Hoffnung Nada
RomanceKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...