Kapitel 29

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Maja wollte noch eine Woche bleiben, sie musste sich eine Stelle suchen in Sremska Mitrovica und wollte uns so schnell wie möglich wieder besuchen kommen.
Leider ging Dejan uns allen aus dem Weg, er fühlte sich schlecht.
Das sah man ihm an.
Er arbeitete bis zum Umfallen, schlief vielleicht drei Stunden und sah sehr, sehr mitgenommen aus.
Ich hatte versucht Maja zu erklären, wie Dejan tatsächlich war, doch das brachte nichts.
"Cousinchen, vielleicht irre ich mich. Das kann sein und würde mich nicht stören. Nur ist es so, dass es für mich einfach so aussieht. Ich verurteile ihn nicht deshalb, es hat mich nur echt schwer getroffen! Als er mich am zweiten Tag angelächelt hat, nicht dieses veführerische Grinsen, es war ein so schönes Lächeln, da brachte ich ihn nicht mehr aus meinem Kopf. Dann ging ich mit Jason und Lazar zu den Ställen und hörte, wie zwei Amis Wetten abschlossen. Und zwar über mich! Wie lange es wohl dauern wird, bis Dejan ihn bei mir versenkt hat. Tut mir leid, das war wie eine kalte Dusche! Ich habe meinen Ruf nie beschmutzt, habe meiner Oma nie Schande gemacht und mich wahrscheinlich zu sehr von den Männern abgeschottet. Das ist mein Problem, das werde ich ändern müssen, wer will schon als Jungfrau sterben! Aber ich werde nicht eine von seinen Trophäen sein Nada. " sagte sie ruhig und sehr traurig.
Scheisse, da war sehr viel verdreht worden!
"Maja, so ist Dejan nicht, er wettet doch nicht..." doch sie hatte mich unterbrochen.
"Es ist unwichtig Nada. Ich lebe in Sremska Mitrovica im uralten Haus meiner Oma und bin damit sehr zufrieden. Aber erklär mir wie das gehen soll? Ich verliebe mich in ihn, muss dann abreisen und daran glauben, dass er treu ist? ER? Nein, dafür setze ich meine Familie nicht aufs Spiel. Ich habe nur noch dich und diesen kleinen Engel. Bald sind deine Babys da und ich will sie sehen können, ohne dass mir das Herz bricht bei seinem Anblick." Hatte sie so traurig gesagt, dass ich weinen musste.
"Du hast dich also schon lange in ihn verliebt, in dieses schöne Lächeln, oder?" Hatte ich schluchzend gefragt.
Sie hatte laut geschluckt, Lazar auf die Arme genommen und genickt.
"Aber das ist unwichtig, komplett unwichtig Nada. Es ist egal was ich fühle und in was ich mich verliebt habe, denn er ist, so leid es mir tut, eine Männliche Hure. Nein, damit beleidige ich die Prostituierten, denn sie verdienen ihr Geld ehrlich und auf eine sehr, sehr anstrengende Art und Weise." Hatte sie erstickt gesagt und sich geräuspert "Die zwei Amis haben so dreckig gewettet und dann gesagt, dich hätten sie nicht vögeln können wegen dem bösen Chef aber vielleicht würde ich ja die Beine breit machen. Sie dachten, ich verstehe kein Englisch. Nein Nada, so etwas ist nichts für mich, so bin ich nicht. Dafür bin ich zu sehr von meiner Oma behütet worden und bin zu sehr das Mädchen mit den grünen Feldern im Herz."
Sie hatte sich umgedreht, war mit Lazar in ihr Zimmer gegangen aber die Tränen konnte sie nicht verstecken.
Als ich meine Tränen getrocknet hatte, hatte sich Neven gezeigt.
"Ich habe nicht absichtlich gelauscht, das war Zufall. Diese Männer kann ich seit Langem nicht ausstehen, nur haben sie bis jetzt gut gearbeitet. Sie werden noch Heute entlassen, das kläre ich mit Bogdan." Hatte Neven nur gesagt aber sein Blick war sehr zornig gewesen.
Ich fühlte mich elend und wusste nicht wie ich das alles wieder in Ordnung bringen könnte.



Bogdan:
Ich hatte absichtlich gelauscht und war froh darum!
Stolz war ich auch auf Neven, stolz war ich auf Maja sehr, sie war eine wundervolle Frau aber das musste ich in Ordnung bringen.
So schnell wie möglich, denn meine Nada würde sich furchtbare Vorwürfe machen und das könnte ich nicht ertragen!
Früh am nächsten Morgen, stand Maja nachdenklich in der Küche, ganz allein.
"Guten Morgen Maja."
Sie zuckte leicht zusammen und drehte sich zu mir um.
"Du bist viel zu leise für deine Grösse! Guten Morgen."
Das stimmte allerdings, dachte ich belustigt.
"Hast du kurz Zeit, ich möchte dir etwas zeigen?"
"Klar, ich konnte nur nicht schlafen, deshalb bin ich etwas schreckhaft."
Sie sah sehr traurig aus, verletzt.
Sie folgte mir zu dem kleinen Stall, ich musste mich bücken um durch die Tür zu passen.
Dejan hatte das absichtlich so gebaut, er fand, diesen Tieren musste man sofort so mit dem nötigen Respekt begegnen.
"Wölfe? Mein Gott, du hast Wölfe?"
Maja staunte und ging vorsichtig auf Dina zu.
Dina schnupperte an ihr und schaute sie mit diesen intelligenten Augen an.
Sie liess sich streicheln und ihre Jungen bewegten sich neben ihr.
"Nein, das sind Dejan's Wölfe."
Sie fuhr zu mir herum und sah mich neugierig an.
"Er hat das Rudel tief im Wald gefunden. Jäger hatten Dina durch das Hinterbein geschossen und ihrem Gefährten in die Hüfte. Er hat sie nach Hause gebracht, die Kugeln entfernt, sie gesund gepflegt und wollte sie wieder in die Freiheit lassen. Als er dann im Wald war, wartete des Rest des Rudels noch immer dort. Sie waren fast Verhungert, aber sie warteten dort." Erzählte ich und sie runzelte die Stirn.
"Dejan wollte gehen, den Tieren ihre Freiheit lassen aber Dina und Heko, folgten ihm. Nach zwei Kilometern, begriff Dejan, dass das ganze Rudel ihm folgte. Zuerst dachte er, sie würden vielleicht angreifen, dann dachte er sie wären nur neugierig aber sie folgten ihm nach Hause und legten sich auf seine Veranda. Alle!
Er fütterte sie und hoffte, sie würden ihre Freiheit wieder wollen aber sie blieben und folgten ihm auf Schritt und Tritt. Da gab er sich geschlagen, baute ihnen dieses Zuhause und sie...irgendwie hatten sie ihn als ihren Leitwolf angenommen! Sie lieben ihn, sie respektieren ihn und er konnte sie zu perfekten Spurensuchern abrichten."
Bei der Erinnerung daran musste ich lächeln.
"Als meine Nada von diesem Junkie entführt wurde, fing sich Dejan eine Kugel ein, weil er sie beschützen wollte. Er hat sich einen lächerlichen Verband gemacht, hat durch das Handy geschrien er würde nicht noch eine Schwester zu Grabe tragen und holte sein Rudel. Sie haben sie gefunden. Dank Dejan und seinem Rudel fanden wir meine schwangere Nada rechtzeitig, sie wäre sonst an dem Tag gestorben."
Ich sah ihr direkt und ernst in die Augen, beobachtete ihre Verwirrung.
"Majo, ich bin ein Mörder. Ein richtiger Mörder, dafür wurde ich früher bezahlt. Ich habe 300 Menschen auf dem Gewissen, zwar waren sie Abschaum, aber ich habe sie auf dem Gewissen! Und trotzdem liebt mich meine Nada, sie weiss alles über mich. Sie liebt den Mörder, den bösen Dämon in mir und den Mann." Sie riss erschrocken die Augen auf, runzelte aber dann die Stirn und nickte.
"Dejan ist ein Held. Er und Lazar, sind ein ganz anderes Kaliber. Dejan bekam einen Orden für seinen Mut, er war Kampfpilot und dann in einer Rettungseinheit. Er ist nur hier, weil Lazar ihn darum gebeten hat. Sein Bruder hat nie zugelassen, dass Dejan so wird wie ich oder Sergej. Lazar versucht immer das Richtige zu tun, bestraft sich selbst noch immer für so Vieles! Dejan und er, sind eine andere Sorte Mann und dafür bin ich so dankbar. Dejan ist nicht nur der Pate von unserem Kleinen, er ist mein bester Freund. Er ist ein stolzer Mann, er weiss was Ehre ist und er lebt nach diesem Kodex. Er lässt das Tier in sich nur heraus, wenn er seine Lieben beschützen muss, so wurde es ihm beigebracht. Das, und dieser angeborene Charme, ziehen Frauen an aber nie hat Dejan über eine Frau gesprochen, nie würde er so etwas Widerliches tun und auf eine Frau wetten, nie hat er eine Frau ausgenutzt oder sie gar geschlagen! Das könnte er gar nicht, denn so wurde er von Klein auf erzogen."
Sie blinzelte kurz und seufzte dann schwer.
"Majo ich habe meine Nada kennengelernt als ich fast 33 war. Ich war kein Kind von Traurigkeit, so war das einfach und das weiss sie. Du bist erst 20,  aber wärst du 32, so wie Dejan, dann hättest du deine Erfahrungen auch gemacht und er würde dich nie dafür verurteilen. Das kannst du mir glauben! Diese Arbeiter wurden entlassen, sie sind Arschlöcher und haben kein Recht, so über euch zu reden. Ich hätte ihnen gerne so Einiges gebrochen aber das würde meine Frau nur aufregen" sie lachte erstickt auf und ich musste kurz grinsen "aber ich muss dich bitten, dich bei unserem Dejan zu entschuldigen. Nichts was diese Idioten sagten, hat er zu Verantworten. Ich bitte dich, geh zu ihm und entschuldige dich denn er fühlt sich schrecklich und macht sich die schlimmsten Vorwürfe! Er schläft seit 10 Tagen nicht, er arbeitet bis zum Umfallen und als er gestern von Neven die ganze Geschichte hörte, hat er den zwei Idioten die Nasen gebrochen! Darum beneide ich ihn, das hätte ich gerne getan."
Sie lachte auf und streichelte die Welpen kurz.
Resigniert seufzte sie dann und nickte.
"Ich werde mich entschuldigen Bogi. Er soll sich keine Vorwürfe wegen der grossen Klappe von diesen Zwei machen."
Sie lächelte leicht und wandte sich ab.
"Danke Maja, das bedeutet mir viel."
Sie lächelte wieder und ging hinaus.



Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt