Kapitel 49

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Bogdan:
Seit drei Tagen konnte ich nicht schlafen und nicht richtig denken.
Wochenlang hatte ich überlegt wie ich diese abscheuliche Tat meiner Frau beichten soll und dann hatte Nina mir das abgenommen.
Es war klar, dass ich ein widerliches Monster war.
Nicht nur wegen meines Plans, sondern auch wegen meiner Gedanken.
Lange hatte ich schlecht von Nina gedacht, dann hatte sie mich einfach nur genervt und dann wollte ich, dass Lazar einen schönen Moment mit ihr hat.
Arrogant, das war ich und ich hatte mich selbst überschätzt.
Ich hatte geglaubt zu wissen, was mit ihr los war. Ich hatte mich wie Gott aufgeführt, allwissend und viel zu sicher.
Es war klar, dass ich keine Ahnung hatte und einfach nur falsch gehandelt hatte.
Es war nie so geplant gewesen, nie hätte das geschehen sollen.
Eigentlich wollte ich es selbst tun aber Lazar und Dejan hätten Verdacht geschöpft, wäre ich einfach so verschwunden. Auch mit Begründung wäre es aufgefallen.
Zum ersten Mal war einer meiner Pläne nicht aufgegangen, zum ersten Mal hatte ich richtig versagt und ich fühlte auch zum ersten Mal, was Scham ist. Ich hatte auch zum ersten Mal grausame Schuldgefühle und ich fühlte mich dreckig. Ich hatte den Plan der Konkurrenz geändert, ich trug die ganze Schuld.
Ich hatte einen unschuldigen Menschen auf dem Gewissen und das, dieses widerlich schmerzhafte Gefühl, war komplett neu für mich.
Meine Nada hatte recht, wegen mir litten viele Menschen und ich war abscheulich.
Die Ohrfeige hatte ich verdient, ihre Wut hatte ich verdient aber dass sie mich nicht mehr ansah, das tat weh.
So viele Gefühle in mir, waren verwirrend und alles schmerzte. Ich konnte kaum noch atmen. Es waren zu viele Gefühle.
Und jetzt war auch noch ein zweiter Brief gekommen, doch ich hatte Angst ihn zu lesen.
Ich konnte ihn nicht öffnen und auch dafür verachtete ich mich.
So musste sich Nina all die Jahre gefühlt haben.
Wie hatte sie das nur ausgehalten?
Wie zum Teufel hatte sie diesen Schmerz und diese Selbstverachtung ausgehalten?
Aber egal was ich fühlte, nichts tat so weh, wie die Enttäuschung in Nada's Gesicht.
Dieser Blick hatte mehr weh getan, als die ganze Selbstverachtung und der Selbsthass.
Diese abscheuliche Tat, würde ich nie wieder gut machen können und immer wieder meldete sich auch die Angst, meine Frau würde mich verlassen. Ich könnte es ihr nicht mal verübeln.
Allerdings hatte ich keine Ahnung wie ich das alles Lazar beibringen sollte. Wahrscheinlich wäre ich, nach so einem Gespräch mit Lazar, die nächste Leiche.
Wäre das nicht richtig?
Ich hatte über eine unschuldige Person gerichtet, sollte Lazar nicht auch über mich richten dürfen?
Mit dem Tod würde ich mich besser arrangieren können, als mit seiner Verachtung und seinem Hass.
Wenn ich es so betrachtete, war ich kein Stück besser als mein Psycho Bruder. Ich hatte mir das Recht vorbehalten, über die Gefühle und die Gedanken von Nina alles zu wissen. Dabei war ich einfach nur ein ahnungsloser Idiot.
Eins musste man ihr lassen, sie war verdammt klug gewesen und durch ihre Liebe zu Lazar und den Kindern, hatte sie eine übermenschliche Stärke in sich gehabt. Nada hatte recht, ich kannte Sergej und hatte so viel bemerkt. Aber es hatte mich nicht interessiert, auch nicht bevor ich wusste, dass er mein Bruder ist. Ich hatte alles irgendwie lächerlich gefunden, dabei hätte ich helfen sollen. Nina hätte Hilfe gebraucht, doch ich hatte sie verurteilt und sie als die Schuldige betrachtet.
Von all den Gefühlen erdrückt, starrte ich wieder den kleinen Umschlag an.
Nur für Bogdan, lies es alleine.
Ich konnte Menschen töten aber vor so einem Umschlag mit ihrer Schrift hatte ich angst. Es war faszinierend wie die menschliche Psycho funktionierte, dachte ich verwirrt.
"Scheisse" brummte ich und öffnete den Umschlag.
Schlimmer könnte es nicht werden.
Ein Foto?
Auf dem Foto waren Nada, ich und unsere Kinder am Strand in Griechenland. Sie hatten mich in den Sand vergraben und meine Nada küsste mich lächelnd.
Das war ein wunderschöner Tag gewesen.

Bogdane,

Vergiss deine Schuldgefühle, schüttle sie ab!
Sieh dir doch nur an was du hast.
Lass nicht zu, dass mein Tod euch trennt.
Du bist nicht wie dein Bruder, glaub mir und es ist okay, dass ich tot bin.
Hättest du deinen Bruder töten können? Er ist Stefan's Vater, das hättest du nicht gekonnt.
Ich grolle dir nicht, ehrlich. Wenn du diesen Brief bekommst bin ich tot und nichts stört mich mehr.
Deine Gefühle, deine Verachtung mir gegenüber, verstehe ich vollkommen. Sergej ist dein Bruder, Lazar ist so etwas wie ein Vater für dich. Du dachtest bestimmt, ich würde die Gefühle der Beiden ausnutzen. Das ist auch verständlich Bogdane, es sah sicherlich so aus.
Lass nicht zu, dass deine Familie an dieser Geschichte zerbricht. Deine Frau liebt dich, sie liebt alles an dir, auch den Mörder Bogdane.
Komm auch nicht auf die Idee, meinem Lazar davon zu erzählen. Das verlange ich von dir!
Er braucht euch, er braucht seine Familie und dazu gehörst auch du.
Jetzt sei ein braver Junge, reiss dich zusammen, schüttel die blöden Schuldgefühle ab und lebe Bogdane. Lebe und liebe deine Familie, sei glücklich und lass Nada diesen Brief lesen.
Danach verbrenn ihn und denk nur daran, dass ich euch lieb habe und möchte, dass ihr glücklich seid.
In ein paar Tagen, nachdem du diesen Brief bekommen hast, werden Stefan und Nikola bei euch auftauchen. Sie sollen auf eure Kinder aufpassen, solange ihr Zwei euch eine Auszeit nehmt. Nimm deine Frau und verbringt ein paar Tage alleine, das braucht es.
Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich meinen Lazar an die Hand nehmen und verschwinden.
Deshalb, hör auf mich und tu was man dir sagt.
Das Leben ist zu kurz für Schuldgefühle, glaub mir, ich weiss es.
Sei gut zu dir Bogdane,

Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt