"Nina, weisst du wieso sie sich seit zwei Stunden prügeln?" fragte ich ehrlich verwirrt und sah sie auch so an.
"Trainig...glaube ich?" sagte sie zweifelnd und sah mich auch verwirrt an.
Nina mochte ich auf Anhieb.
Was eigentlich witzig war, denn wir waren uns sehr ähnlich.
Nicht nur vom Aussehen her, auch von der Art.
Optisch hätten wir locker als Schwestern duchgehen können!
Nur waren meine Haare lockiger und ihre Augen etwas dünkler, wie bei einer Katze.
Aber Nina's Art und Weise alles zu beobachten, wie sie jeden analysierte, ihr sehr intelligenter Blick...das war einzigartig.
Und ich war froh, als ich sah wie sie Sergej anhimmelte.
Ich dachte schon, nur ich hätte so einen gestörten Blick.
Und Sergej, tja, er war so ruhig wenn sie da war.
Er scherzte, er lachte, er boxte mit Bogdan aber dieser grausame Blick war nicht da.
Er liebte sie abgöttisch.
"Weisst du Nada, ich lebe mit vielen männlichen Geschöpfen zusammen und verstehe sie noch immer nicht. Naja, Lazar ist etwas anders, er ist mein bester Freund und ein echter Charmeboltzen! Er hat seine Menschlichkeit bewahrt, er versucht immer das Richtige zu tun aber ihre Gedanken verstehe ich nicht. Und dieses Boxen auch nicht, das ist doch langweilig!" sagte sie seufzend und ich nickte zustimmend.
Mir fiel auf, wie weich ihr Gesicht wurde, wenn sie von Lazar sprach.
"Solange sie den Pfarrer Morgen nicht vermöbeln, sollen sie doch machen was sie wollen!" sagte ich düster und Nina kicherte vergnügt.
"Wenn der Pfaff sich benimmt, geschieht ihm auch nichts" rief Sergej und die Beiden kamen auf uns zu.
"Sergej!" rief Nina entrüstet und Sergej grinste sie nur anzüglich an.
"Ja mein Herz?" raunte er und die Arme errötete wegen ihm.
"Er hat doch recht. Wehe wenn er etwas vermasselt!" zischte Bogdan und ich schlug mir auf die Stirn.
"Ihr Zwei seid unmöglich!" riefen Nina und ich wie aus einem Mund.
"Nado moja, wir sind..."
"Eigentlich Mörder" beendete Sergej Bogdans Satz und sie nickten sich zu.
"Aber deswegen müsst ihr doch nicht den Pfarrer umbringen" sagte Nina Augenverdrehend.
"Das werden wir auch nicht mein Herz, solange er sich benimmt!"
Bei Sergej klang alles wie eine Drohung!
"Es gibt nur einen Unterschied bei euch Beiden" sagte ich nachdenklich "Sergej ist viel leichter zu reizen. Sonst ist es, als hättet ihr das gleiche, komische Gehirn."
Nina sah mich seltsam an aber schwieg.
"Berufskrankheit!"
"Berufskrankheit!"
Schoss es wie aus einem Mund aus den Beiden raus und wir seufzten ergeben.
Wir waren echt alle Verrückt!Beim Abendessen lachten wir viel und es war seltsam, dass uns die Männer immer auf ihrem Schoss hielten.
Nina war das gewöhnt, sagte sie kenne das nur so von Sergej und ich musste lachen denn Bogdan verhielt sich sehr oft auch so.
Nina stand dann plötzlich auf als Sergej sich räusperte und setzte sich auf den Stuhl neben ihm.
Sie sah mich ruhig an und lächelte leicht.
Mich beschlich ein komisches Gefühl und Bogdan zog mich noch fester an sich.Bogdan:
Sergej höflich und räuspert sich bevor er anfängt?
Lachhaft!
Da war etwas im Busch.
"Meine Frau sagte, ich müsste mich heute Abend, von meiner besten Seite zeigen" fing er an und meine Nada kicherte. "Bruder ich habe dir etwas mitgebracht. Lies es einfach. Und du Liebes bleib genau so auf ihm sitzen, falls ich rennen muss, ist er von dir abgelenkt!" sagte er grinsend und mein Engel lachte doch ich sah ihm nur in die Augen.
Er wirkte aufgeregt und das gab es bei ihm nie.
Sergej war fast so gut im Planen wie ich und er war den Meisten zwei Schritte Voraus.
Nina holte eine dünne Akte aus ihrer Tasche und gab sie mir freundlich lächelnd.
Ich sah kurz in Sergej's kalte Augen und öffnete sie dann.
Alles auf Kyrillisch.
Wort für Wort las ich mir durch, suchte nach einer Falle und dann zog sich mein Herz zusammen.
Meine Nada konnte nicht gut Kyrillisch und sah Nina verwirrt an.
"Wann hast du angefangen zu schnüffeln?" fragte ich Sergej ruhig und sah ihm offen ins Gesicht.
"Ich nicht, unser Stalker war's" sagte er ruhig und zündete sich eine Zigarette an.
"Wann Sergej?" fragte ich noch einmal ruhig. Mir war klar, dass Lazar es herausgefunden hatte. Sergej hatte keine Geduld für so etwas.
"Als wir vor ein paar Wochen hier waren, hat er sich dein...Verhalten genau angesehen. Wie du mit Nada umgehst, wie du dich bewegst, eben alles. Vorher hatte er nicht darauf geachtet und ich schon gar nicht. Dafür kennen wir uns zu lange" sagte Sergej ernst.
Ich nickte langsam und zog meine Nada noch fester an mich, krallte mich in ihre Taille.
"Dann hat Lazar also eine Vermutung gehabt und seine neugierige Nase liess ihm keine Ruhe?" meine Stimme triefte vor Sarkasmus, ich wusste nicht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte und war froh, die Finger meiner Frau auf meinen Händen zu spüren.
Sie beruhigte mich.
"Du weisst ja wie er ist, wenn er sich in etwas verbeisst. Wie ein verdammter Pit Bull!" erwiderte Sergej und sah mich ruhig an.
"Erzähl weiter Sergej" bat ich ihn kalt und analysierte sein Gesicht.
"Als meine Mutter meinen Vater verliess, war ich fast Vier. Ich habe ihn selten gesehen und es war auch unwichtig für mich.
Sie hatte Glück, wollte Milan sie nicht töten. Irgendwann aber, gleich nach der Trennung, hat mein Vater ein 15 Jähriges Mädchen geschwängert. In Niš.
Sie ging noch zur Schule und verliebte sich in den Arsch. Da Satan Milan das nicht billigte, forderte mein Vater, dass sie abtreibt und sie stimmte zu. Sie belog ihn und versteckte sich bei ihren Grosseltern auf dem Land" Sergej seufzte und küsste Nina's Finger "Leider starb sie im Gebärsaal, sie hatte einen Herzfehler der nie erkannt wurde" sagte er leise und lächelte mich traurig an "das Baby wurde ins Waisenhaus gebracht. Du mein Bruder wurdest ins Waisenhaus gebracht" seine Stimme war nur ein Flüstern.
Meine Nada versteifte sich und drehte ihren Kopf zu mir aber ich sah nur weiter auf Sergej.
Mein Gehirn verdaute die Worte und ich fixierte weiterhin Sergej's Gesicht.
Die Lippen...
Die Augenbrauen...
"Du bist mein Bruder Bogi, vom selben Vater" sagte Sergej unnötig und ich nickte nur kalt.
"Dann hat Milan das also gewusst, er hat mich absichtlich zu sich geholt" stellte ich nüchtern fest und Sergej schloss nur die Augen und nickte.
Natürlich, das ergab Sinn.
Seine verfickte Familie, dazu gehörte auch ich.
Sogar Biologisch.
Meine Nada streichelte meine Wange und ich sah ihr dann in diese so schönen, liebevollen Augen.
Sah ihr zärtliches Lächeln und ihre Sorge.
"Ich muss kurz an die frische Luft" sagte ich leise zu ihr und setzte sie auf den Stuhl neben meinem.
Sie sah mich so traurig an, dass ich es nicht mehr aushielt und aus der Tür stürzte.
Kochend vor Wut rannte ich zum alten Schuppen und schlug auf die Holzlatten ein.
Ich spürte nichts ausser der kalten Wut.
Ich trat gegen die Bretter, liess das Böse in mir hoch kommen und genoss es zu zerstören.
Ich genoss es die Risse in meiner Haut zu spüren, genoss es die ganze verschissene Kampfausbildung ausleben zu können und bedauerte nur, dass ich niemanden töten konnte!
Als die alte Scheune endlich einstürzte, beruhigte sich meine Wut und ich atmete schwer.
"Auch das ist eine Gemeinsamkeit mein Bruder" ich hatte ihn schon lange bemerkt aber das war mir egal.
Ich lachte nur kalt auf und sah dann meinen Bruder an.
Ja meinen Bruder.
"Milan dieses Arschloch! Schade ist er schon tot, so gerne würde ich ihm jetzt die Kehle durchschneiden" zischte ich und bewegte meine steifen Finger.
"Dann liegt das also an den Genen, dass wir Psychos sind?" fragte ich ihn kalt und er schüttelte bedächtig den Kopf.
"Nein mein Bruder. Ich sehe es bei Stefan, das ist nicht so. Lazar und Nina haben recht, wir wurden mit Gewalt konditioniert brutale Psychos zu sein" sagte er bedächtig "Milan hat uns mit Folter, Grausamkeit und Hass zu dem gemacht was wir sind. Wir waren in einem Alter, dass sehr prägend für die Entwicklung ist. Dieses Schwein hat aus uns Mörder gemacht, hat uns dazu konditioniert und wollte uns alles Menschliche austreiben" er räusperte sich und atmete zittrig aus "laut Nina hat er das aber nicht geschafft. Sie hat eigentlich immer recht. Sie hatte auch recht was unseren Sohn betrifft, er ist kein Stück so. Er lebt von Liebe umgeben und ist ein wundervoller Junge. Kinder werden nicht böse geboren Bogi, auch wir wurden nicht böse geboren. Man hat uns dazu gemacht aber ich habe meinen Frieden gefunden, ich habe ein so schönes Leben und das wirst du auch haben mein Bruder."
Zum ersten Mal hörte ich, wie sanft seine Stimme klingen konnte und ein Knoten bildete sich in meiner Kehle.
"Dann werden meine Kinder vielleicht normal?" platzte es aus mir heraus und mein Bruder lächelte.
"Normal ist ein dehnbarer Begriff bei uns" scherzte er und blinzelte angestrengt "aber es liegt nicht in den Genen. Sieh doch wie deine Frau dich liebt. Wenn sie so eine Liebe euren Kindern bietet, dann kannst du dich glücklich schätzen. Und glaub mir, du wirst deine Kinder abgöttisch lieben! Es ist erschreckend wie sehr man seine Kinder liebt. Für mich ist Nikola genauso mein Sohn wie er Lazar's ist und diese Jungs machen mein Leben unglaublich reich."
Ich wusste das, für Nikola war Nina seine Mutter und sie behandelte ihn genauso wie Stefan.
Sergej liebte die Kinder, er liebte seine Frau abnormal, er liebte Lazar und seine ganze Familie.
Er konnte lieben, ich konnte lieben.
Meine Nada, mein Engel war alles für mich.
Ich liebte sie so sehr, dass es weh tat und bekam nie genug von ihr.
Ich sah meinen Bruder wieder an und lächelte leicht.
"Bogi, darf ich meinen Bruder umarmen?" fragte Sergej mit erstickter Stimme und ich nickte nur.
Wie ein Raubtier, dass wir waren, kam er auf mich zu und umarmte mich kräftig.
Und ich erwiderte diese Umarmung.
Eine brüderliche Umarmung, ich hatte einen Bruder, einen richtigen Bruder.
Der Kloss in meinem Hals löste sich und ich spürte wie mir Tränen über das Gesicht liefen und hörte wie mein Bruder schluchzte.
Ich war kein Waise mehr, wir waren Brüder.
Als wir uns beruhigt hatten liefen wir langsam wieder ins Haus, wo meine Nada verängstigt, mit verweinten Augen auf mich wartete.
Mit all meiner Liebe umfasst ich ihr schönes Gesicht und küsste sie innig.
Sie sah mich erleichtert an und schloss kurz die Augen.
"Nado moja, darf ich dir deinen Schwager vorstellen? Du heiratest in die verrückteste Familie ein, die es gibt!" sagte ich zärtlich und sie lachte unter Tränen.
"Das stimmt allerdings!" sagte Nina düster und streckte Sergej die Zunge raus.
Familie, eine komische Sache war das.

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Hope Hoffnung Nada
RomansaKurze Info: vielleicht solltet ihr zuerst das andere Buch lesen. Es heisst: My Destiny In diesem Buch werden die Hauptcharaktere aus My Destiny, öfter vorkommen und Nina's Geschichte wird sich hier klären. !!!Achtung!!! In dieser Geschichte kommt de...