Kapitel 3

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Am Donnerstag machten wir früher zu und ich war schon um 15.00 Uhr Zuhause und mein Magen drehte sich fast um, als ich sah wer auf der kurzen Treppe meines Häuschens sass.
Langsam stieg ich aus meinem Auto aus und ging unsicher, gefolgt von meinem Max, auf ihn zu.
Max bellte zuerst und schnüffelte an Bogdans ausgestreckter Hand.
Der kleine Verräter mochte ihn anscheinend, denn er liess sich von Bogdan auf den Arm heben und leckte sein Kinn.
Bogdan grinste Max belustigt an und sah dann zu mir.
"Dein Hund ist niedlich, etwas klein" sagte er belustigt und stand dann auf.
Gott im Himmel war der Mann gross!
Ich hielt genug Abstand zu ihm.
"Wieso sind sie hier?" fragte ich Stirnrunzelnd und sehr verunsichert und klang leider auch so.
"Eigentlich wollte ich dich bitten, meinen Verband zu wechseln und ich wollte mich entschuldigen. So wie es aussieht habe ich dir Angst gemacht und tue es anscheinend noch immer. Das wollte ich nicht" er betonte jedes Wort und hielt mir dann einen schönen Blumenstrauss aus Margeriten hin.
Verwirrt blinzelte ich und starrte ihn dann an.
Er schenkte mir Blumen?
Ich liebte Margeriten...
"Ich glaube meine Narben und ich können sehr einschüchternd wirken. Ich wollte dir keine Angst machen" sagte er dann leise und lächelte leicht.
Ich schüttelte meinen Kopf leicht, ich war wie betäubt.
"Ihre Narben? Wieso sollten die mir Angst machen, sind doch nur Narben." antwortete ich unüberlegt und ging dann auf ihn zu.
"Danke für die Blumen aber das war nicht nötig." stammelte ich dann verlegen und nahm den Blumenstrauss.
"Doch war es." Sagte er schlicht und grinste mich dann Jungenhaft an "Würdest du mir den Verband wechseln? Meine Arbeiter sind nicht so geschickt in diesen Sachen."
Er klang belustigt und ich musterte ihn genau.
"Wieso sind sie nicht zum Doc in die Praxis gekommen?" ich war sehr misstrauisch und konnte das einfach nicht ändern.
"Weil ich Arztpraxen nicht mag und mich bei dir entschuldigen wollte. Wenn ich mit den Blumen in der Praxis aufgetaucht wäre, dann hätte das für Gerüchte gesorgt und das wollte ich nicht. Ich möchte nicht, dass dein Freund es falsch versteht." erklärte er sachlich aber irgendwie hörte ich nicht richtig zu.
Ich war wie hypnotisiert von seinem kühlen Blick und den schönen Lippen.
"Freund? Wer sagt denn das? Ich habe keinen Freund" murmelte ich überrumpelt.
Ich sprach doch nur mit dem Doc, seiner Frau und der Frau im kleinen Supermarkt. Mit den Patienten hatte ich nur professionellen Kontakt.
Ich hatte keine Freunde, keine Familie und einen Freund wollte ich ganz sicher nicht!
Wer erzählte nur so einen Blödsinn?
"Ich habe es nur angenommen... ich meine du...entschuldige bitte. Ich habe es mir einfach so gedacht." stammelte er nun verwirrt und machte mich noch nervöser.
"Willst du mir nun den Verband wechseln oder soll ich deinen Hund darum bitten?" witzelte Bogdan mit null Regung im Gesicht.
Lange sah ich ihm in diese eisigen Augen und forschte in seinem Gesicht.
Dann schluckte ich und nickte.
Irgendetwas sagte mir, dass er mir nichts tun würde und er nicht böse war.
"Kommen sie doch bitte rein" bat ich ihn leise und verfluchte meine unsichere Stimme.
Er kam langsam herein und mir wurde bewusst, wie klein mein Haus war.
So mit ihm hier drinnen... irgendwie nahm er den ganzen Raum ein mit seiner Grösse.
Wie gross war der Mann denn? Mein Nacken wurde steif vom hoch sehen.
"Genau zwei Meter. Und wie klein bist du?"
Oh lieber Gott im Himmel, ich hatte laut gedacht!
"Tut mir leid. Ich habe lange keine so grossen Männer gesehen. Naja, oder ich habe mich nicht geachtet aber Doc's Patienten sind halt so normal gross. Maximum 1.85" plapperte ich dumm daher und zuckte wie eine dumme Gans mit den Schultern.
Moment!
Wie klein ich bin?
Das war gemein.
"Nada kannst du mir einen Gefallen tun? Besser gesagt Zwei" fragte er belustigt.
"Welche?" Argwöhnisch sah ich zu ihm hoch.
"Kannst du mich bitte duzen und dich etwas entspannen? Du machst einen sehr nervösen Eindruck" sagte er leise und sah mich wieder so nachdenklich an.
Ich schluckte nervös, nickte leicht und bat ihn sich zu setzen.
Meine Güte, das Ecksofa war definitiv zu klein für ihn.
Er reichte mir eine Tüte mit allem, was ich für den Verbandswechsel brauchte und zog dann den schwarzen Pulli aus.
Gewaltig, das war das richtige Wort.
Alles an ihm war gewaltig.
Seine Arme, sein Rücken, seine Brust und seine Schultern.
Allerdings war sein Verband eine gewaltige Sauerei!
"Das ist gar nicht gut Bogdan, sehr viel Blut ist durchgesickert. Was hast du nur angestellt?" fragte ich erschrocken und nahm vorsichtig den Verband ab.
Das Blut war eingetrocknet und die Wunde schon entzündet.
"Gearbeitet. Ich habe genug Arbeiter für die Ranch aber das  Haus renoviere ich alleine." erwiderte er etwas müde.
Er sah auch müde aus.
"Du hast die Antibiotika nicht genommen, es hat sich schon entzündet. Willst du eine Blutvergiftung?" schnauzte ich ihn grundlos an und schämte mich dann.
Er schüttelte nur belustigt den Kopf und sah mich wieder kühl an.
"Nein möchte ich nicht. Deshalb bin ich ja hier"
Idiot! dachte ich nur und schüttelte den Kopf.
"Na du bist ja nett!" lachte er laut auf und sah mich dann grinsend an.
Ich erbleichte vor Scham.
Das mit dem laut Denken war mir lange nicht mehr passiert.
"Tut mir leid" flüsterte ich und holte alles um die Wunde zu reinigen.
So sachte wie möglich reinigte ich das verkrustete Blut, spülte die Wunde mit Hautdesinfektion und liess es dann schön trocknen.
Den Verband klebte ich absichtlich noch fester zu, denn er würde sicher nicht auf mich hören und sich Ruhe gönnen.
"Bogdan du musst die Antibiotika nehmen. Das ist wichtig, bitte. Sonst landest du im Krankenhaus" bat ich ihn inständig und fragte mich, wieso es mir wichtig war.
Er konnte doch mit seiner Gesundheit machen was er wollte.
"Ich verspreche es dir, ich werde sie gleich nehmen" sagte er leise und holte schon die Packung aus seiner Gesässtasche der Jeans.
Toll, er hatte sie nicht mal angefangen!
Ich schüttelte nur ergeben meinen Kopf.
Es gab Menschen, die waren echt stur.
"Warte ich hole dir ein Glas Wasser. Möchtest du einen Kaffee?"
Wieso fragte ich ihn denn das? Er hatte genug zu tun und ich war keine gute Gesellschaft.
Ich war eine miserable Gesellschaft!
Eigentlich hatte ich seit mehr als drei Jahren keinen Besuch gehabt oder mich richtig unterhalten...
"Richtigen Kaffee? Nicht dieses Filterzeug hier?" fragte er grinsend.
Und nach mehr als drei Jahren lachte ich tatsächlich leise.
"Ja, richtigen Kaffee. Mit Satz und allem drum und dran. Schön bitter" sagte ich glucksend und wunderte mich über mich selbst.
Ich war doch komplett gestört!
Was war denn an dieser Frage so lustig gewesen?
"Dann gerne" meinte er freundlich und zog sich endlich wieder den Pulli an.
Er schlenderte zu meinen Büchern und ich zuckte mit Schultern.
Er war nett, nicht alle Männer sind Monster Nada.
Als der Kaffee fertig war runzelte ich die Stirn.
Er hatte keinen Platz auf dem kleinen Stuhl und der Tisch...
"Danke. Ich mag deine Bücher, du hast Geschmack" sagte er mit dieser rauen Stimme und stöhnte vor Wonne als er den ersten Schluck vom Kaffee nahm.
"Ähm willst du dich nicht setzen? Also die Stühle sind wohl nichts für dich aber setz dich doch wieder aufs Sofa" stammelte ich überfordert von dieser Situation.
Dieser Schrank von einem Mann stand neben meinen Büchern und trank Kaffee.
Das war echt seltsam...
"Schon okay, du magst es nicht wenn man dir zu Nahe kommt. Ich trinke nur diese Köstlichkeit aus und lasse dich dann in Ruhe."
Das sagte er so ruhig und selbstverständlich, als würde er die Wetterprognose vorlesen!
Verwirrt sah ich ihn an und verschränkte meine Arme ineinander.
"Ich danke dir Nada, ich lasse dich jetzt alleine. Bis Samstag" verabschiedete er sich und ging aus der Tür raus.
Was?
Samstag?
Wovon sprach er denn nur?
Zutiefst verwirrt setzte ich mich auf mein Sofa und fragte mich, ob ich mir das gerade eingebildet habe.

Hope Hoffnung NadaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt